Warum Flüchtlinge heute in Donauwörth demonstrieren

Auf einem Banner der Demonstranten steht "Justice we need", zu deutsch: Wir brauchen Gerechtigkeit. Bild: Mara Kutzner
Am Mittag wollen 300 bis 400 Demonstranten von der Parkstadt über Berg in die Innenstadt ziehen. Unter dem Demonstranten werden vor allem afrikanische Asylbewerber sein. Der Organisator der Aktion erklärt, warum er und seine Landsmänner auf die Straße gehen. 
Donauwörth - Zuletzt kam es immer wieder zu Protestaktionen durch gambische Asylbewerber in der Erstaufnahmeeinrichtung in Donauwörth und auch am Bahnhof der Großen Kreisstadt. Einmal wollen fast 150 Personen nach Italien reisen, als das die Polizei verhindert - eine friedlicher Protest folgt. Mal sind es aber auch gewaltsame und aggressive Auseinandersetzungen in der ehemaligen Kaserne, als Polizisten einen Mann zur Abschiebung abholen. Die Stimmung ist angespannt bei der Polizei, der Bevölkerung und bei den Geflüchteten, die am Schellenberg untergebracht sind.
Amadou Sambou ist einer von ihnen. Er hat am vergangenen Montag beim Landratsamt nun eine Demonstration mit Anschlusskundgebung in Donauwörth angemeldet. Das Landratsamt hat dafür einige Auflagen bestimmt, die Polizei wird mit einem Großaufgebot vor Ort sein.
https://www.donau-ries-aktuell.de/donauwoerth-gambier-planen-kundgebung-und-demonstration/
Sambou hat unserer Redaktion eine ganze Liste voller Gründe für die Demonstration zusammengestellt. Er kritisiert, dass den Flüchtlingen Taschengeld entzogen wird, wenn ihr Asylverfahren negativ verläuft. In der Kritik stehen auch die Gesundheitsversorgung und die Tatsache, dass sich die Bewohner nur für 24 Stunden die Erstaufnahmeeinrichtung verlassen dürfen. Egal ob tags oder nachts kämen Polizisten in die Zimmer, um Personen nach Italien abzuschieben. Man lebe in ständiger Angst, festgenommen zu werden. Sambou spricht dabei von Diskriminierung.
Die Unterbringung in der Unterkunft sei nicht optimal. Zwar weiß der Geflüchtete, dass die Gegebenheiten in der ehemaligen Kaserne nun mal so sind wie sie sind. Dass aber bis zu 8 Personen in einem Zimmer untergebracht sind, sei oft schwierig. Das hätten die Flüchtlinge an die Verantwortlichen in der Erstaufnahmeeinrichtung weitergegeben.
Sambou ist auch Mitglied im "Integration Komitee" der Erstaufnahmeeinrichtung. Das wurde von Betreuern als Zwischenglied zwischen der Regierung und den Gambiern gegründet. Trotzdem kommt es immer wieder zu Auseinandersetzung und Problemen in der Asylunterkunft, die vor gut zwei Wochen ihren bisherigen Höhepunkt erreicht hatten. Als ein Mann abgeschoben werden sollte, verhinderten das gut 50 seiner Landsleute - auch gewalttätig und aggressiv. Die Polizei nahm insgesamt 30 Personen wegen Landfriedensbruch, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Beleidigung bei dem Einsatz fest.
Nicht nur Amadou Sambou, sondern auch der Bayerische Flüchtlingsrat kritisieren den Polizeieinsatz scharf. Das Polizeipräsidium Schwaben spricht von verdrehten Tatsachen.
https://www.donau-ries-aktuell.de/polizeipraesidium-fluechtlingsrat-verdreht-tatsachen/
Sambou und seine Landsleute aus der Erstaufnahmeeinrichtung Donauwörth hätten die Demonstration am Donnerstag Mittag selbst geplant, erwarten aber Unterstüzung von Gambiern aus ganz Bayern. Sambou würde sich aber auch auf die Solidarität von Deutschen freuen. Die Polizei rechnet mit 300 - 400 Teilnehmern.  Demonstriert für Freiheit, gegen Rassismus und Ausgrenzung - vor allem in Erstaufnahmeeinrichtungen und Transferzentren - ferner für Arbeitserlaubnis, Freizügigkeit (freie Wohnortwahl Art. 11 GG), Anerkennung von Asyl, und Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Dass der Demonstrationszug in der Donauwörther Bevölkerung mitunter nicht akzeptiert kann der Gambier verstehen. "Es wäre ihr Recht sich gegen unsere Demonstration zu stellen. Wenn uns jemand in irgendeiner Weise provozieren sollte, werden wir nicht mit Gewalt reagieren. Das ist nicht unser Ziel!", stellt Sambou klar.