Gut ein Jahr ist es noch hin, bis Bayerns Bürger bei den Kommunalwahlen im März 2020 an die Urnen gerufen werden. Für OB-Kandidat Michael Bosse beginnt jetzt die "heiße Phase" im Wahlkampf. Dass der Freie Wähler für das Amt des Oberbürgermeisters der Großen Kreisstadt Donauwörth kandidieren möchte, hat er bereits vor zwei Jahren bekannt gemacht. Am Montag hat er sein Wahlprogramm veröffentlicht. In der 12-seitigen Broschüre nennt der Riedlinger eine lange Liste an Vorhaben. "Es ist ein visionäres Programm", gibt Bosse offen zu. Nicht alle Projekte könne man in 4 oder 5 Jahren umsetzen. Mit manchen Themen, die Bosse auf den Tisch bringt, will er "den Finger in die Wunde legen".
Stadthalle steht auf der Agenda ganz oben
Wie berichtet fordert der OB-Kandidat neben dem Stadtsaal im Tanzhaus eine neue Veranstaltungshalle. Bosse möchte sich nicht nur auf ein neues Konzept für das Tanzhaus konzentrieren, sondern erst eine Mehrzweckhalle für Kultur, Vereine und Schulen errichten. Er geht davon aus, in bereits ein bis zwei Jahren eine solche Halle eröffnen zu können. Erst danach möchte er die Tanzhaussanierung oder einen Neubau angehen. In der Zwischenzeit soll der Stadtsaal weiterhin für Veranstaltungen genutzt werden. Was im Erdgeschoss untergebracht werden könnte, bis der Neubau oder die Sanierung fertig gestellt ist, lässt Bosse noch offen.
Verkehrskonzept soll Innenstadt attraktiver machen
"Ein Erlebnis habe ich in der Reichsstraße nicht", sagt der OB-Kandidat nicht nur im Hinblick auf das leerstehende Tanzhaus. In seinem Wahlprogramm spricht er sich dafür aus, die Einkaufsstraße wieder attraktiver zu gestalten. Zum Beispiel könnte man die Straße zur 30-Zone oder gar in einen verkehrsberuhigten Bereich umwandeln. Ob dann der Verkehr in Donauwörth noch stärker belastet wird, weil eine wichtige Verkehrsader wegfällt? Nein, meint Michael Bosse. Ausweichmöglichkeiten gäbe es nicht nur in der Sonnenstraße und in der Kronengasse. Die Umgehungsstraßen "Südspange" und B2 müssten stärker genutzt werden. Dass früher oder später eine Umgehungsstraße von der B25 zur B16, etwa zwischen Wörnitzstein, Riedlingen und Tapfheim kommen müsse, hat Michael Bosse zwar nicht in sein Wahlprogramm geschrieben, lässt er aber im Gespräch mit unserer Redaktion durchblicken.
In Sachen Verkehr geht der OB-Kandidat sogar noch ein Stückchen weiter. Er fordert eine Fußgängerunterführung unter den Gleisen am Bahnhof zum Airbus-Werk. "Das müssen wir uns leisten", kommentiert Bosse das 10 Millionen Projekt, welches aus Kostengründen zuletzt immer wieder auf die lange Bank geschoben wurde. Vieler seiner Ideen könnten nicht umgesetzt werden, ohne neue Schulden aufzunehmen, macht der Freie Wähler-Kandidat klar. Das nimmt er aber in Kauf, auch weil sich viele Themen in den letzten Jahren "aufgestaut" hätten.
Maßgebend ist auch die Idee einer weiteren Brücke für Autos und Fußgänger über die Donau in Höhe der Eisenbahnbrücke. Ergänzend könne sich Bosse auf dem "Siebinger Gelände" am Zusamweg einen Park-and-Ride Parkplatz vorstellen. "Wir werden das Problem am Nadelöhr 'Umkehr' ohne dritte Brücke nicht lösen", begründet der Kandidat seinen Vorschlag.
Um die Attraktivität der Reichsstraße zu steigern sollen zudem Bänke und Bäume geschaffen werden, die Parkraumüberwachung neustrukturiert werden, der Wochenmarkt am Samstag in die Reichsstraße verlegt werden und das Tourismusbüro in der Straße ansiedeln, heißt es unter anderem im Wahlprogramm. Weiterer Parkraum könnte laut Michael Bosse im Spindeltal, an der Schwabenhalle oder im Rathaushof entstehen.
Vorteil für Einheimische bei der Bauplatzvergabe
Alle Maßnahmen, die Donauwörth und seine Stadtteile für Familien interessant machen, sollen in einem "Handlungsprogramm für eine familienorientierte Stadt" gebündelt werden, steht außerdem im Programmheft. Dazu gehöre laut Michael Bosse nicht nur, dass Donauwörths Innenstadt "familiäres Zentrum" für Handel, Kultur, und Gastronomie werden soll, er spricht auch Lebensqualität für Ältere an (Neubau Bürgerspital und Schaffung von Betreutem Wohnen im Altbau) oder Möglichkeit der Jugendbeteiligung (Einrichtung eines Jugendparlaments) an. Familien, die in ihren Stadtteilen aufgewachsen sind, Kinder haben und dort bauen wollen, will Michael Bosse durch ein "Einheimischenmodell" Vorrechte bei der Vergabe von Bauplätzen gewähren.
Als Oberbürgermeister will Bosse auch die Entscheidungen des Stadtrates für Bürger transparent machen und die Öffnungszeiten des Bürgerbüros vorteilhafter gestalten. Der Bürger sei kein Bittsteller sondern ein "Kunde". "Die Stadt sehe ich als Dienstleistungsunternehmen", sagt der Unternehmer.
Zur Person
Michael Bosse, 49 Jahre, ist verheiratet und hat drei Kinder. Mit seiner Familie lebt er in Donauwörth-Riedlingen. Beruflich ist der als selbstständiger Versicherungsfachmann und Unternehmer tätig. Seit 5 Jahren ist Bosse Stadtrat in Donauwörth.