„Ich bin begeistert, wie viele Menschen heute gekommen sind“, begrüßte Jörg Röthinger die rund zweihundert Besucher im Saal des Schützenheims. Gemeinsam mit Patrick Prügel haben die beiden Stadträte die Initiative übernommen und das Thema Dorfladen angestoßen. Das Interesse ist nach wie vor groß. Dies zeigte auch die Anwesenheit von Landrat Stefan Rößle, der in seinem Grußwort für einen Dorfladen warb und auf die Unterstützung durch das Dorfladennetzwerk des Landkreises verwies. „Dieses Netzwerk ist einzigartig in Deutschland und hilft den Dorfläden dabei, sich noch besser aufzustellen“, so der Landrat, der anschließend aus seiner Heimatgemeinde berichtete. „In Oberndorf hat erst der Arzt seine Praxis geschlossen, anschließend schloss der Nahversorger und die Wirtschaft. Im Endeffekt hat man sich nur noch auf dem Friedhof und am Recyclinghof getroffen.“ Nach langem Ringen hatte sich der Gemeinderat schließlich für einen Neubau entschieden und der Betriebsgesellschaft des Dorfladens passende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. „Seitdem hat sich die Lebensqualität in Oberndorf deutlich verbessert. Und ich bin mir sicher, dass sich dieser Effekt auch in Ebermergen zeigen wird. Davon profitiert nicht nur der Ort, sondern auch das Umland.“ Landrat Stefan Rößle warnte aber auch: „Ein Dorfladen ist kein Selbstläufer. Die Bürger müssen ihn annehmen. Aber mit Mut, Zuversicht und Engagement kann man es im Dorf schaffen, einen Dorfladen zu gründen und erfolgreich zu führen. Und wenn ich heute in die Runde und den großen Zuspruch schaue, dann glaube ich, dass es in Ebermergen funktionieren kann.“
Bürgermeister Wolfgang Kilian sicherte schnelle Entscheidung zu
Das Konzept sieht einen Vollsortimenter mit rund 100 Quadratmetern direkt am Dorfplatz vor. In dem Gebäude war bis vor rund einem Jahr bereits ein Ladengeschäft, dass dann geschlossen wurde. Da das Gebäude nun zum Verkauf steht, haben die Initiatoren bei der Stadt angefragt, ob sie das Gebäude kaufen und anschließend vermieten würden. „Als Stadt haben wir hier eine schwierige Situation, da es auch in anderen Ortsteilen Wünsche geben könnte“, so Wolfgang Killian, der zusicherte das Thema zügig im Stadtrat zu behandeln. „Mein Lob gilt aber den Initiatoren, die den Auftrag des Stadtrats, ein schlüssiges Konzept auszuarbeiten, sehr gut umgesetzt haben“, so der Bürgermeister in seinem Grußwort.
Einige Mitglieder des Arbeitskreises stellten anschließend die Ergebnisse der Bürgerbefragung und den Businessplan vor. Demnach soll der Dorfladen ein komplettes Sortiment anbieten, ein Bäcker und ein Stehcafé sollen integriert sein. Eine Metzgerei ist nicht vorgesehen, da es noch eine im Ort gibt. Neben einem Grundsortiment sollen vor allem regionale Lebensmittel angeboten und das Dorfleben durch zahlreiche Veranstaltungen wie Weinproben, Käseproben oder Sektfrühstücke belebt werden.
Judith Dittrich stellte den geplanten Kapitalbedarf vor. „Wir benötigen für den Start 117.000 Euro, um die Einrichtung, den Warenbestand und die Umbauarbeiten zu finanzieren“, erklärte die gelernte Betriebswirtin. Als Gesellschaft hat der Arbeitskreis eine UG (haftungsbeschränkt) vorgeschlagen. Das benötigte Kapital soll durch stille Gesellschafter aufgebracht werden, die Anteile an der UG zeichnen. „Unser Ziel ist es, dass wir 515 Anteile zu je 200,00 Euro verkaufen. Bei den Umfragen haben wir bereits Rückmeldung bekommen, dass über 400 Anteile verkauft werden. Die stillen Gesellschafter haften nicht und bekommen bei einem erfolgreichen Geschäftsverlauf eine Rendite in Form von Einkaufsgutscheinen“, erklärte Dittrich weiter.
Im Anschluss an die Präsentation begann die Zeichnung der Anteile. Bei einer weiteren Veranstaltung am Mittwoch, 22. Januar können sich Interessenten nochmals direkt mit den Mitgliedern des Arbeitskreises austauschen. Ab 19:30 Uhr stehen die Ansprechpartner hierfür wieder für Gespräche im Schützenheim zur Verfügung. Der nächste Schritt ist dann die Entscheidung des Stadtrats, ob die Stadt das Gebäude kauft und anschließend an den Dorfladen verkauft. Es ist dabei aber noch unklar, ob die Entscheidung des Stadtrats in einer öffentlichen Sitzung stattfinden wird. „Wir wünschen uns natürlich, dass das große Interesse der Bürger berücksichtigt wird und die Entscheidungsfindung öffentlich ist“, so Patrick Prügel abschließend.