Donauwörth war schon im Mittelalter ein bekannter Pilgerort. Der wohl wertvollste Schatz, den die Stadt beherbergt, ist die Kreuzpartikeltafel, die der Edelherr Mangold I. von Werd von einer Gesandtschaftsreise aus Byzanz im Jahre 1029 mitbrachte und seitdem hier in der Stadt an der Donau verehrt wird. Nahezu unvorstellbar, dass Pilger*innen seit knapp 1000 (!) Jahren nach Donauwörth kommen. Ab dem 12. Jahrhundert kam dann der große Rom-Pilgerweg dazu, der 2020 als Via Romea Germanica vom Europarat zur europäischen Kulturroute ernannt wurde. Abt Albert von Stade schreibt in seinen Aufzeichnungen von 1237, dass er in Schwäbischwerd (alter Name von Donauwörth) die Donau auf seiner Pilger-Reise von Stade nach Rom überquerte. Vor einigen Jahren wurde dieser alte Rom-Pilgerweg wieder ins Bewusstsein der Menschen gerückt und gerät seitdem als „Weg der Begegnungen“ immer mehr in den Fokus von Pilger*innen aus aller Herren Länder.
Der berühmte Jakobus-Pilgerweg nach Santiago de Compostela, der inzwischen zu einem riesigen Wegenetz ausgebaut ist, führt den ostbayerischen, den schwäbischen und den fränkischen Jakobus-Pilgerweg über Donauwörth. Zum 500. Reformations-Gedenken 2017 wurde der Luther-Radpilgerweg gleichfalls über die Donaustadt gelegt und erst heuer im Mai kam der neue Jakobus-Radpilgerweg von Hof über Donauwörth an den Bodensee dazu.
Jerusalemweg geht über die Friedensbrücke
Pilger*innen sind Netzwerker. Man kennt und hilft einander, zuhause und in der Fremde. Alle sind „auf dem Weg“, kommen ins Gespräch beim Besuch in der Kirche, im Gasthaus oder beim Abstempeln ihres Pilgerpasses. Pilger*innen treffen sich zu Gottesdiensten, begegnen sich auf den Routen, treffen bei Vorträgen, Symposien oder beim Pilger-Stammtisch aufeinander.
Mit der Austragung des 1. Via Romea Pilger-Symposiums 2018 hatte die Stadtverwaltung in sehr enger Kooperation mit der Volkshochschule Donauwörth Akzente gesetzt, Donauwörth wieder stärker ins Gedächtnis der Pilger*innen zu bringen. Interessierte Pilger*innen kamen und trafen sich und beim Pilger-Stammtisch wurde am Abend der ideale Deutschland-Zubringer zum Jerusalemweg gesucht, der vom Ende des Jakobusweges in Spanien seinen Anfang nimmt und über 18 Länder und zwei Kontinente über Österreich nach Jerusalem führt.
Der Jerusalemweg ist der weltweit längste Pilgerweg und ein internationaler Friedens- und Kulturweg. Animiert vom beeindruckenden Eröffnungs-Vortrag des Symposiums 2018 von Vhs-Vorsitzenden Paul Soldner war die Bedeutung Donauwörths als Pilgerort mit der knapp 1000-jährigen Verehrung der Kreuzpartikel in aller Munde. Dekan Robert Neuner bekräftigte die Bedeutung von früher und heute. Für den Begründer des Jerusalemweges, Johannes Aschauer, war nach diesem Pilger-Stammtisch 2018 völlig klar: Zwei der drei deutschen Zubringerströme von Fulda und von Köln ins österreichische Linz, „müssen“ über die Stadt Donauwörth gehen.
An der Friedensbrücke in Donauwörth wird während der Pilgertage am Samstag, 18. September in einem interreligiösen, überkonfessionellen Festakt die Friedenstauben-Skulptur aufgestellt und gesegnet. Donauwörth will damit ein Zeichen setzen und fühlt sich mit der immer stärker werdenden Pilger-Bewegung unserer Zeit verbunden.
Spiritueller Tourismus
Hunderte von Pilger*innen kommen alljährlich durch die Stadt. „Spiritueller Tourismus, Wallfahren und Pilgern ist nachhaltig, ökologisch und macht in unserem Donauwörth sehr viel Sinn, da es eine wieder auflebende Bewegung ist, die seit vielen Jahrhunderten zu unserer Stadt gehört“, erklärt Tourismusleiterin Ulrike Steger die Bemühungen der Stadt. Sie ist mit ihrem Team neben den Kirchen und der Moschee Anlaufstelle für Pilger*innen in Donauwörth.
Zusammen mit Schülern der Privaten Wirtschaftsschule um Lehrerin Doris Glötzl und unter Beteiligung aller Donauwörther Religionsgemeinschaften wurde ein vielbeachteter Pilger-Leitfaden von A-Z herausgegeben, der auf solch großes Interesse stieß, dass bereits die zweite Auflage aktuell erschienen ist.
Pilgertage vom 16. bis 19. September 2021
In Donauwörth Pilgertage zu initiieren war ein langgehegter Wunsch der Städt. Tourist-Information, denn viele Bürger und Gäste interessieren sich immer mehr für die Wege und Angebote in der Stadt. Zudem liegt nicht nur seit Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ das Pilgern immer stärker am Puls der Zeit. Bei Vhs-Geschäftsführerin Gudrun Reißer und Vhs-Vorsitzenden Paul Soldner stieß die Idee auf offene Ohren, sodass die Volkshochschule Donauwörth als starker Kooperationspartner gewonnen werden konnte.
Das Programm der 1. Donauwörther Pilgertage kann sich durchaus sehen lassen: Während der Donnerstag ganz den Jakobus-Pilgerwegen gewidmet ist, zielen die Vorträge am Freitag auf die frischgebackene europäische Kulturroute der Via Romea Germanica ab. Der Samstag steht dann im Zeichen des internationalen Friedens- und Kulturweges Jerusalemweg mit einer Pilgerwanderung, einem Festakt an der Friedensbrücke mit Aufstellung der Friedenstaube und zwei Impuls-Vorträgen zum internationalen und nationalen Jerusalemweg.
Namhafte Referenten werden erwartet, allesamt erfahrene Pilger*innen: Den Beginn macht die Vorsitzende der Jakobus-Pilgergemeinschaft Augsburg, Brigitte Tanneberger, die die Jakobus-Pilgerwege in und um Donauwörth vorstellt. Pfarrer Jürgen Nitz aus Kaufering gibt erste Infos zum neuen Jakobus-Radpilgerweg. Thomas Mohr, Buchautor und Mitglied des europäischen Vorstandes der Via Romea Germanica erzählt von seinem ungewöhnlichen Pilgererlebnis: „Mit 3 Lamas nach Rom – Wie ich als Schatten meiner selbst loszog und das wahre Leben fand!“.
Der Begründer des Jerusalemweges, Johannes Aschauer, Autor, Pilgerbegleiter und Vize-Präsident der Via Romea Germanica, gibt in seinem Impuls-Vortrag „Jerusalemweg International: Über 18 Länder und 2 Kontinente“ bewegende Eindrücke seiner Wanderung auf dem längsten Pilgerweg der Welt. Dr. Emanuel Gebauer von der Kath. Erwachsenenbildung Esslingen ist der Koordinator in Deutschland für den Jerusalemweg. Als Mitglied des internationalen Jerusalemway Peace Teams berichtet er kulturhistorisch über „Die drei Zubringer in Deutschland“.
Europäische Pilgerwanderung 2022
Werner Binnen, der Streckenbeauftragte der Via Romea und Mitglied des Vorstandes im Verein Abt Albert von Stade, konnte gewonnen werden, um einen Vortrag mit wichtigen Infos zur bevorstehenden europäischen Pilgerwanderung 2022 zu geben. Unter Beteiligung von mindestens vier Nationen soll von Sommer bis Herbst 2022 in 131 Tagesetappen von Stade bei Hamburg nach Rom gepilgert werden. Diese begleitete Wanderung soll vor allem Neu-Pilger oder Interessierte animieren, ein Stück, einen Tag oder ein Wochenende mitzugehen, um den Zauber des Pilgerns zu erfahren, reinzuschnuppern oder Eindrücke zu sammeln.
Als Veranstalter dieser groß angelegten europäischen Pilger-Wanderung fungiert weitgehend wiederum die Volkshochschule Donauwörth, ohne die so ein großes Projekt gar nicht möglich wäre.
Pilgertouren während der Pilgertage
Natürlich wird es auch zwei Pilgerwanderungen während der 1. Donauwörther Pilgertage geben. Jeweils auf der Route des neuen Jerusalemweges wird Brigitte Tanneberger die Gruppe versiert und höchst kompetent führen. Als Pilgerbegleiterin ist die Linzer Pilgerexpertin Christine Dittlbacher mit von der Partie. Ihre Begleitung wird für die Gruppe zum ganzheitlichen Erlebnis mit allen Sinnen.
Kreuzfest, Morgengebet und Gottesdienste zum Abschluss
Das Morgengebet in der Moschee der türkisch-islamischen Gemeinde, die katholische Heilige Messe zum „Fest der Kreuzerhöhung“ in der Heilig-Kreuz-Kirche, der evangelische Sonntags-Gottesdienst in der Christuskirche und der rumänisch-orthodoxe Gottesdienst in der Spitalkirche bilden den feierlichen Abschluss der 1. Donauwörther Pilgertage.
Das ausführliche Programm ist abrufbar unter https://www.donauwoerth.de/fileadmin/user_upload/donauwoerth/Tourismus/PDF/Donauwoerth_Flyer_Pilgertage_16.09.-19.09.21.pdf
Als Veranstalter fungiert die Städtische Tourist-Information Donauwörth in Kooperation mit der Volkshochschule Donauwörth (Vhs). Anmeldungen sind zu jedem Programmpunkt erforderlich und werden ab sofort entgegen genommen:
Städt. Tourist-Information Donauwörth, Telefon 0906 / 789151 oder -152, tourist-info@donauwoerth.de. Alle Programmpunkte finden unter den aktuell an den Pilgertagen gültigen Hygiene- und Schutzmaßnahmen der Bayerischen Staatsregierung statt. (pm)