Der aktuelle Lagebericht des Hochwassernachrichtendienstes macht es deutlich: "Das Erreichen eines Jahrhunderthochwassers kann nicht ausgeschlossen werden," heißt es hier. Schaut man sich die Prognose des Pegelstandes an, dann stimmt diese Einschätzung. Der aktuelle Pegelstand an der Donau (08:30 Uhr) wird mit 4,57 Metern angegeben. Ab 4,60 Metern gilt Meldestufe 2. Im Verlauf des Tages wird der Pegel auf 5,00 Meter und damit auf Meldestufe 3 steigen. Auch am morgigen Sonntag ist mit einem weiteren Anstieg zu rechnen, der im Laufe des Nachmittags mit 5,40 Metern Warnstufe 4 auslösen wird. Dann werden größere bebaute Gebiete überflutet und die Dammwehr wird im Einsatz sein. In der Nacht von Sonntag auf Montag steigt der Pegel auf voraussichtlich 5,80 Meter. Das würde die kritische Schwelle für ein HQ100 sein und für noch größere Überschwemmungen vor allem im Stadtbereich Donauwörth sorgen. Eine Entlastung ist im Moment nicht in Sicht, da es an den Oberläufen weiter stark regnet.
Oberläufe mit Rekordmengen
Entscheidend für ein Hochwasser in Donauwörth ist nicht die Donau selbst, sondern die Zuflüsse aus dem Alpenvorland. In Donauwörth sind in den letzten 24 Stunden über 50 Liter Regen gefallen. Zum Vergleich. In den letzten 48 Stunden sind nördlich des Bodensees rund 150 Liter Regen zusammen gekommen. Aber auch im Einzugsbereich der Zuflüsse gibt es hohe Werte im dreistelligen Bereich. Und es fällt weiter kräftig Regen. Der Wetterdienst rechnet mit bis zu 80 Liter, die im Laufe des Tages noch zusammen kommen. Das hat Auswirkungen auf die Abflüsse. Teilweise Hier werden einige Rekordwerte erreichen.
- An der Günz bei Natthausen sind aktuell 183m³ pro Sekunde gemessen. Der bisherige Rekord lag bei 104m³ im August 2002. Der Wert für ein HQ100 liegt hier bei 130m³.
- Aus der Mindel kommen aktuell 97m³. Im Lauf des Tages rechnet man mit einem Anstieg auf 170m³. Der bisherige Rekord liegt ebenfalls im August 2002 mit 125m³. Der HQ100-Wert liegt bei 150m³.
- In Fleinhausen liegt der Abfluss der Zusum im Moment bei 30m³ pro Sekunde. Hier liegt keine Prognose vor, der HQ100-Wert liegt bei 38m³.
- Die Schmutter in Fischach fließt aktuell mit 50m³ pro Sekunde ab. Auch hier ist keine Prognose vorhanden. Ein HQ100-Ereignis liegt bei 75m³ pro Sekunde vor.
- Die Donau weist in Ulm aktuell einen Abfluss von 813m³ pro Sekunde auf. Dieser wird im Laufe des Tages auf 1.100m³ ansteigen, was dem Wert eines 50-jährigen Hochwassers entspricht. Hier hat sich die Lage nach aktuellen Prognosen etwas beruhigt.
- Aus den nördlichen Zuläufen Egau und Brenz kommen aktuell keine besonders hohen Werte, da der Regen südlich der Donau gefallen ist
- Die Wörnitz wird auch ein kleines Hochwasser entwickeln. Bis Montag wird hier der Pegel ansteigen und einen Abfluss von ca. 100m³ pro Sekunde entwickeln.
Der aktuelle Abfluss in Donauwörth liegt bei 807m³ pro Sekunde. Er wird sich bis Montag nahezu verdoppeln und damit auch die kritische Zahl von 1.450m³ - das entspricht einem HQ-100 - erreichen.
Feuerwehren bereiten Sandsäcke vor
Um auf die anstehenden Überflutungen gerüstet zu sein, haben die Feuerwehren begonnen Sandsäcke zu füllen. So waren unter anderem die Freiwillige Feuerwehr aus Asbach-Bäumenheim und die Freiwillige Feuerwehr aus Mertingen bereits aktiv und haben die Bestände aufgefüllt. Zahlreiche Helfer waren hier Anwesend, um mit anzupacken. Das erfolgt noch größtenteils in Handarbeit mit kreativen Hilfsmitteln.
Beim THW in Donauwörth ist außerdem eine automatische Abfüllanlage für Sandsäcke stationiert. Mit dieser können pro Stunde bis zu 1.000 Sandsäcke befüllt werden. Bisher wurde sie noch nicht aktiviert.
