Das Hochwasser im Juni wurde durch eine Vb-Wetterlage (gesprochen 5B) ausgelöst. Unter der Vb-Wetterlage, auch Mittelmeertief genannt, versteht man ein Tief, dass über Italien entsteht und dann nach Osten zieht. Es bringt sehr feuchte Luft mit sich und wird dann an die Alpen gedrückt, wo es für Dauerregen sorgt. Das Tief Orinoco Ende Mai sorgte innerhalb von vier Tage für 100-300 Liter Regen pro Quadratmeter und damit für ein Hochwasser im Landkreis und darüber hinaus.
Ein ähnliches Szenario droht am Wochenende durch Tief Zilan. Die ersten Wetterkarten vom Sonntag sorgten für große Besorgnis bei Fachleuten. Der Meteorologe Roland Porschke von wetter.com warnte angesichts der dramatischen Bilder vor einer Katastrophenlage. Demnach könnten am Alpenrand von Donnerstag bis Sonntag bis zu 450 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, so die Wetterkarten. Andere Modelle rechneten nur mit 350 Liter. Allerdings sind diese Karten mit Vorsicht zu behandeln, da sich die Lage der Niederschläge immer ändern kann.
Aktuelle Wetterkarten
Die neueren Wetterkarten zeigen mittlerweile eher eine Entspannung für die Region. Demnach verlagert sich das Niederschlagsgebiet weiter nach Osten. Lediglich das kanadische Modell sagt aktuell Niederschläge im Bereich von über 300 Liter pro Quadratmeter am Alpenrand vorher. Doch auch die anderen Modellen erwarten im Alpenraum rund 100 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Dies könnte zu einem leichten Hochwasser an den südlichen Zuflüssen führen.
Einig sind sich momentan allerdings alle Wettermodelle darin, dass dieses Tief kommt. Lediglich die Frage, wo das Tief entlang ziehen wird, wird unterschiedlich beantwortet. Im Moment gibt es noch viele Unsicherheiten, die meisten Modelle rechnen mit einem Schwerpunkt in Tschechien und Österreich, aber eine Verlagerung nach Deutschland ist nicht ausgeschlossen. Hier scheinen jedoch hauptsächlich das Erzgebirge und Südostbayern im Fokus zu stehen.
Landratsamt und Stadt beobachten die Lage
Auch im Landratsamt als verantwortliche Behörde wird die Lage im Auge behalten und bei entsprechenden Hinweisen reagiert: „Aufgrund der in verschiedenen Medien angekündigten extremen Niederschlagsmengen teilen wir mit, dass seitens des Katastrophenschutzes derzeit die Wetterlage fortlaufend beobachtet wird und erst nach konkreten Hinweisen des Deutschen Wetterdienstes für Schwaben (derzeit nicht der Fall) über erforderliche Maßnahmen entschieden wird,“ so das Landratsamt in einer kurzen Stellungnahme.
Auch in der Donauwörther Stadtverwaltung ist man äußerst wachsam und beobachtet die Situation: „Wir haben aus dem Hochwasser Anfang Juni neue Erkenntnisse gewonnen und können dadurch entsprechend schneller und effizienter reagieren, als das bisher der Fall war: Sollten sich die Anzeichen verdichten, dass ein Hochwasser bevorsteht, wird die Stadt sofort alle nötigen und möglichen Vorbereitungen treffen. Hierzu gehört zum Beispiel der Transport von Material an alle mittlerweile bekannten, kritischen Punkte oder das Befüllen von Sandsäcken. Trotzdem hoffen wir natürlich alle, dass die Stadt in Zukunft von Hochwasser und anderen Katastrophen verschont bleibt."
Entscheidend für die Warnung vor einem Hochwasser ist der beim Wasserwirtschaftsamt Kempten angesiedelte Hochwassernachrichtendienst. Dort werden unter anderem die Regenprognosen in verschiedene Modelle berechnet und anschließend ausgewertet. Diese Auswertungen sind die Basis von Hochwassermeldungen.