Vor allem das Bauhauptgewerbe kämpft weiter mit Problemen: hohe Zinsen und gestiegene Baukosten führen zu deutlichen Auftragsrückgängen, vor allem beim Hochbau. Im Ausbaugewerbe läuft es dagegen besser. Schwierigkeiten haben auch die Handwerke für den gewerblichen Bedarf, da die Lage ihrer industriellen Auftraggeber ebenfalls angespannt ist. Aufgrund der schwachen Konsumlaune laufen die Geschäfte bei den verbrauchernahen Dienstleistern wie Friseuren oder Optikern bereits seit geraumer Zeit nur mäßig. In jedem dritten Handwerksbetrieb in Nordschwaben ist die Zahl der Neuaufträge zurückgegangen.
Zwei Handwerksbranchen sind besonders betroffen, die von der gegenwärtigen Wirtschaftskrise stark in Mitleidenschaft gezogen werden: das Bauhauptgewerbe und die Handwerke für die gewerblichen Bedarf, darunter viele industrielle Zulieferer.
Bei den Unternehmen herrscht eine hohe Unsicherheit über die wirtschaftlichen Perspektiven. Eine schnelle Erholung ist nicht in Sicht. 17 Prozent der befragten Betriebe erwarten, dass sich ihre Lage in den kommenden Monaten verschlechtern wird. Damit sind die nordschwäbischen Handwerksbetriebe nicht ganz so pessimistisch wie im schwäbischen Durchschnitt (23 Prozent). Die Ungewissheit und Skepsis bremst Investitionen und belastet den privaten Konsum.
Dazu Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der HWK Schwaben: „Die Wirtschaft in Deutschland steckt tief in einer Schwächephase, dem kann sich auch das Handwerk in Schwaben nicht entziehen. Bis eine neue Regierung steht, wird es noch einige Monate dauern. Doch auch mit einem Wechsel der politischen Führungsriege bleiben die Probleme die alten: eine marode Infrastruktur, ein ineffizienter Sozialstaat, zu wenig Digitalisierung und zu viel Bürokratie. Hinzu kommt noch, dass unsere Handwerksbetriebe wie auch deren Beschäftigte im Vergleich mit die höchsten Steuern und Sozialabgaben bezahlen.“
Wagner fordert: „Wir brauchen eine Politik, die mit Pragmatismus und Mut die erforderlichen Reformschritte zügig anpackt. Ein Aussitzen der Probleme und starres Festhalten an alten Glaubenssätzen hilft uns nicht weiter, hier müssen sich alle Parteien aus ihrer Komfortzone bewegen.“ (dra)