Um kurz vor 15 Uhr bildete sich bereits eine kleine Menschentraube in der Donauwörther Reichsstraße. Vor dem Haupteingang des Tanzhauses warten viele Interessierte, die am Dienstagnachmittag zum Verkaufsnachmittag gekommen sind.
Bevor die Sanierungsarbeiten beginnen können, muss das Gebäude leer geräumt werden. Die Stadt Donauwörth veranstaltete deshalb einen Ausverkauf und bot das Inventar des ehemaligen Restaurants und das Mobiliar aus dem Stadtsaal zum Verkauf an. Stühle, Schränke, Kommoden, die Empfangstheke, verschiedene Eckbänke, mehrere Stühle und Tische sowie jede Menge Küchenutensilien wie Geschirr und Gläser konnten erworben werden.
Erinnerungen an die Hochzeit vor 30 Jahren
Die Besucher*innen des Verkaufsnachmittags zieht es sofort in die Räumlichkeiten des ehemaligen Restaurants. Alles ist eingestaubt – schließlich wurde hier seit 2015 nicht mehr gegessen und getrunken. Die Menschen stöbern und staunen, viele waren seit Jahren nicht mehr hier. Sie begutachten das Inventar, schwelgen in Erinnerungen und hoffen auf ein Schnäppchen.
Es dauert nicht lange, bis die Kassen das erste Mal klingeln. Für 300 Euro wechselt eine Industriekaffeemaschine den Besitzer. „Wir können die sehr gut brauchen“, sagt die glückliche Käuferin, die die Kaffeemaschine für den Faschingsverein Fidelitas Rennertshofen erworben hat. Andere Vereinsvertreter*innen waren bereits vor zwei Wochen da und konnten Gastroartikel erwerben. Heute sind es vor allem Donauwörther*innen, die Erinnerungen ans Tanzhaus haben und sich ein Andenken sichern wollen.
Die Donauwörtherin Alexandra Sewald hat drei Kerzenständer und eine Sauciere gekauft. „Ich habe vor 30 Jahren hier im Tanzhaus geheiratet, jetzt wollte ich einfach eine Erinnerung mitnehmen“, sagt sie freudestrahlend und fügt lachend hinzu: „Mein Mann hat aber gesagt, dass ich keine Stühle kaufen soll. Auf denen hat er beim Abschlussball unserer Tochter so geschwitzt.“
Stühle und Erinnerungen bleiben zurück
Manch einer sagt, er sei bewusst ohne Geldbeutel gekommen – er wolle nur schauen, was es gibt. Andere haben ein Auge für besondere Stücke: Lukas Winter aus Harburg trägt eine alte Weinkiste vor sich her. Der gelernte Koch hat darin so manche Kuriosität gesammelt: Neben einem Messerabstreifbehälter, einer Sauciere und einer Espressotasse möchte er auch einen vergilbten Kellnerblock und die Bedienungsanleitung eines Küchengeräts als Andenken behalten.
Peter Hurler aus Donauwörth macht schließlich ein ganz besonderes Schnäppchen und kauft die beiden Schilder mit der Aufschrift „Tanzhaus-Passage“ vom Haupt- und Hintereingang. „Ich habe einfach einen Blick für altes Zeug“, sagt der leidenschaftliche Sammler stolz.
Nach gut einer Stunde leert sich das Gebäude allmählich. Einige Suppenterrinen, Tabletts, Kerzenständer, Tassen, Gläser, Kugelschreiber und sogar ein alter Gasherd haben neue Besitzer gefunden. Die vielen Stühle und die Showtreppe aus dem Saal hingegen bleiben – ebenso wie die Erinnerungen an Schulbälle, Faschingsfeiern, Konzerte und Auftritte im Tanzhaus. Was heute nicht verkauft wurde, wird nun von der Stadt entsorgt.