Am frühen Nachmittag erhielt das Landratsamt Donau-Ries eine Mitteilung aus Berlin: Gegen 16:00 Uhr wird sich ein Bus mit Flüchtlingen aus der Ukraine von Berlin aus auf den Weg in den Landkreis machen. Eine Ankunftszeit wurde mit 22:00 Uhr angegeben. Sofort wurden im Amt die notwendigen Maßnahmen ergriffen und Mitarbeiter*innen für die nächtliche Ankunft der Schutzsuchenden eingeteilt. Erneut waren rund 10 Personen im Einsatz, zur Stauferhalle wurden die Ehrenamtlichen von Feuerwehr, BRK, Johannitern und Katastrophenschutz gerufen. “Diese kurzfristigen Ankündigungen sind für uns natürlich sehr schwer, aber wir werden es auch wieder managen, dass die Menschen hier ankommen können und sich sicher fühlen. Dennoch muss die bundesweite Verteilung besser organisiert werden”, zeigte sich Landrat Stefan Rößle am Nachmittag optimistisch.
Allerdings passierte am Abend nichts. Stundenlang blieb den Mitarbeiter*innen im Landratsamt nichts anderes übrig als zu warten. “Um 23:00 Uhr war für uns nicht klar, ob heute noch Schutzsuchende im Landkreis ankommen würden”, teilte der Landrat unserer Redaktion mit. “Sollten wir bis 24:00 Uhr keine neuen Informationen haben, brechen wir den Einsatz ab und schicken die Angestellten und Ehrenamtlichen Helfer*innen nach Hause”, so der Kreischef. Kurze Zeit später dann ein Anruf. Der Busfahrer meldete sich, er sei im Moment an Nürnberg vorbeigefahren und würde Donauwörth gegen 00:30 Uhr erreichen. Was der Busfahrer nicht sagte. Im Bus befanden sich nur 11 Personen, die eigentlich nach Niedersachen kommen sollten und gar nicht wussten, dass sie in Bayern waren.
Deutliche Kritik
Landrat Stefan Rößle und seine Mitarbeiter*innen waren nach der Ankunft des Busses frustriert. Angekündigt waren über 50 Schutzsuchende, entsprechend wurde vor Ort gekocht und alles vorbereitet. "Am Ende musste ganz viel weggeworfen werden. Das kann so nicht weitergehen und hier muss sich etwas ändern. Wir müssen das nun schnellstmöglich auf die Reihe bekommen. Unsere Mitarbeiter sind bis nachts um 02:00 Uhr im Einsatz, dazu viele Ehrenamtliche. Und der Informationsfluss aus Berlin ist gleich null", kritisiert Rößle.
In einem Brief, der heute noch an den Regierungspräsident von Schwaben und den bayerischen Innenminister geht, will der Landkreischef sein Kritik deutlich machen und kündigt an: "Wenn die Organisation nicht besser wird, können wir keine Schutzsuchenden mehr aufnehmen. Wir können die Unfähigkeit bei der Kommunikation nicht auf dem Rücken der Mitarbeiter*innen des Landratsamts und den vielen Ehrenamtlichen austragen und diese dort verheizen."