Wenn ein erfahrener Investor wie die Erwin Müller Real Estate GmbH einen Rückzieher macht und nicht daran glaubt, das Tanzhaus rentabel zu bewirtschaften, dann wird es ein anderer privater Investor wohl auch nicht schaffen. So könnte man die Aussagen vieler Fraktionssprecher im Donauwörther Stadtrat zusammenfassen. Dass der Investor das Gebäude doch nicht kaufen möchte und dies vor wenigen Tagen bekannt gab, hat überrascht. So mancher war sich schon sicher, der Fachmann könnte das heruntergewirtschaftete, marode und leerstehende Haus mit seinen 2017 vorgestellten Plänen wieder zum Leben erwecken. Aber bauliche Mängel - nicht nur bei der Tiefgarage - und vom Bestand abweichende Baupläne schreckten Müller aus "wirtschaftlichen Gründen" ab. Auch ein verbessertes finanzielles Angebot von Seiten der Stadt wollte der Investor nicht annehmen.
"Ich kann mit dieser Entscheidung gut leben", kommentierte Oberbürgermeister Armin Neudert bei einer kurzfristigen öffentlichen Sondersitzung des Stadtrates am Mittwochabend, zu der auch zahlreiche Bürger gekommen waren. Der OB möchte das Gebäude in eigener Hand behalten, obwohl er "Schwierigkeiten" sieht. "Es wird ein Kraftakt", so Neudert.
Fasching kann im Stadtsaal gefeiert werden
Bevor entschieden ist, wie es mit dem Gebäude nun weitergeht, setzt der Oberbürgermeister ein deutliches Signal an die Donauwörther Vereine. Aufgrund der Verkaufsverhandlung aber auch der baulichen Mängeln sollte es Veranstaltern vorerst nicht möglich sein, im Tanzhaus Events durchzuführen. Während die Sebastianifeier der Schützen Ende Januar nun wie geplant im Feuerwehrhaus stattfindet, können die Faschingsveranstaltungen der Initiative Fasching Donauwörth e.V. (IFD) im Februar im Stadtsaal organisiert werden. Auch ein Konzert des Seniorenbeirats soll wie gewohnt im Tanzhaus veranstaltet werden.
Abriss oder Sanierung?
Einstimmig entschieden sich die Stadträte bei der Sondersitzung für den Verbleib des Tanzhauses in städtischem Besitz - und kommen damit wahrscheinlich auch vielen Bürgern entgegen. Die Entscheidung wurde von Besuchern der Sitzung mit Applaus begrüßt.
Wie man aber jetzt weiter verfahren sollte, möchte sich der Stadtrat noch offen lassen. Ob ein Abriss oder eine Sanierung in Frage kommt, müsse nun erst errechnet werden. Generell ist zu überlegen, in welcher Form das Gebäude in Mitten der Reichsstraße weiter genutzt werden soll.
"Das Erdgeschoss des Tanzhauses muss Frequenzbringer für die Innenstadt werden", sagte Armin Eisenwinter (CSU). Für seine Partei sei "der Bestand des Saals" gesetzt. Den Bereich darüber könne sich die CSU für Praxen und Büros vorstellen. Ähnlich war das Gebäude bisher aufgeteilt. Heinrich Kopriwa (SPD/BfD) hingegen schlug mitunter auch eine Eigennutzung für städtische Zwecke vor. Auch ihm sei wichtig, den Stadtsaal zu erhalten und dass das Tanzhaus zur Belebung der Innenstadt beiträgt.
Michael Bosse (PWG/FW) bedauere die Entscheidung von Erwin Müller setzt aber jetzt klar auf die Wiederbelebung des Tanzhauses in Eigenregie. Im gleichen Zug schlägt der Stadtrat der Freien Wähler einen Neubau einer Stadthalle auf dem Schwabenhallenparkplatz vor - und stößt damit nicht bei allen Räten auf Zuspruch. Auch Raimund Brechenmacher (EBD) sprach sich für eine neue Veranstaltungshalle aus - aber nicht mitten im Wohngebiet auf dem Schwabenhallenparkplatz. Albert Riedelsheimer (Grüne) brachte ein, sowohl bei einem Neubau oder einer Sanierung die Tiefgarage weiter nach unter zu vergrößern. Auch Josef Reichensberger (AL/JB) geht es ums Parken. Die Wiederbelebung des Tanzhauses stehe und falle mit der Parkplatzsituation, sagt er.
Gustav Dinger (ödp) freute sich über die Entscheidung das Tanzhaus nun doch nicht zu verkaufen, denn die Stadt habe nun andere Möglichkeiten als ein Investor das Gebäude zu nutzen. Er brachte eine dortige Unterbringung der Musikschule ins Spiel.
Infoveranstaltung im Januar
Wie es nun weitergeht soll Thema einer Infoveranstaltung Ende Januar werden. Dort möchte Neudert auch Bürgern die Möglichkeit zum Mitreden und Diskutieren geben.