Werner Egk war Antisemit! Das macht eine neue Studie über den im Jahr 1901 in Auchsesheim geborenen Komponisten deutlich. Ende Juli soll die Studie in Buchform im Allitera Verlag erscheinen. Autorin Anna Kreszentia Schamberger hat in ihrer Masterarbeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München das Verhalten Egks vor, während und nach der NS-Zeit wissenschaftlich untersucht. Die Rolle Egks im NS-Kulturleben und als NS-Funktionär wird zwar schon seit längerem untersucht, erstmalig waren aber nun Briefkorrespondenz wischen Werner Egk und seiner Frau Elisabeth Gegenstand der Forschung. Die über 300 Briefe, Postkarten und Telegramme aus der Zeit zwischen 1923 und 1974 stammen aus dem Erbe Egks und gelangten über seinen Anwalt ins städtische Archiv und geben einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt des Komponisten. Die von der Stadt Donauwörth 2022 in Auftrag gegebene unabhängige Studie bestätigt bisherige Untersuchung und ergänzt das Bild um wesentliche Punkte.
Nachweislich tätigte Egk bereits Ende der 1920er-Jahre selbst im privaten Kreis massive antisemitische Äußerungen. Schamberger kann belegen, dass Werner Egk nicht nur Opportunist und Nutznießer des Nazi-Regimes war, sondern die Ideologien des Nationalsozialismus vertrat. Auch in der Zeit nach dem Krieg äußerte er sich laut Studie in keiner Weise betroffen über die Verbrechen der Nationalsozialisten. Das Zitat aus einem Brief Egks von 1935 "Keine Reue! Heil" wurde zum Titel der Studie.
Egk ist kein Vorbild für die Jugend
Egk, der nur seine ersten sieben Lebensjahre in Donauwörth bzw. im heutigen Stadtteil Auchsesheim verbrachte und danach mit seiner Familie nach Augsburg zog, wird bislang in seiner Geburtsstadt mit zahlreichen Denkmälern und Namensgebungen geehrt. Aufgrund der neuen Studienlage hat der Stadtrat nun entschiedene, den Umgang mit Werner Egk zu verändern.
Laut Erklärung des Stadtrates wird die städtische Musikschule zukünftig nicht mehr nach Werner Egk benannt. Der bisherige Name wird abgeändert auf "Musikschule Donauwörth". Hauptargument für die Umbenennung ist, das Werner Egk aufgrund seiner Äußerungen kein Vorbild für Kinder und Jugendliche sein kann. Auch das Rathausglockenspiel soll nicht länger Ausschnitte aus Egks Oper "Die Zaubergeige" spielen. Der Werner-Egk-Preis wird nicht mehr vergeben und bisherige Preisträger*innen werden über die Studie von Schamberger informiert.
Die Werner-Egk-Begegnungsstätte in der Pflegstraße soll überarbeitet und durch die neuen Forschungsergebnisse ergänzt werden. Über eine Umbenennung in Werner-Egk-Dokumentationsstätte, wie ihn die Stadtratsfraktion der Grünen vorgeschlagen hat, werde laut Oberbürgermeister Jürgen Sorré derzeit noch nachgedacht.
Werner-Egk-Platz in Auchsesheim wird nicht umbeannt
Werner Egk und seine Werke sind vor allem in seinem Geburtsort Auchsesheim Namensgeber einiger Straße. Am Werner-Egk-Platz wird der Komponist zusätzlich sogar mit einer Büste geehrt. Die Zaubergeigenstraße sowie der Columbusweg sind nach zwei seiner Opern benannt. Diese Straßen werden laut aktuellem Beschluss allerdings nicht umbenannt, auch die Büste bleibt bestehen. Lediglich Hinweisschilder sollen über den Namensgeber informieren und ihn in den historischen Kontext einbetten. Mit dem Wissen von heute würde man heute die Straßen natürlich nicht mehr so benennen, so Oberbürgermeister Jürgen Sorré, Straßennamen seien schließlich auch eine Dokumentation der Stadtgeschichte. Auch am Zaubergeigenbrunnen in der Promenade sollen entsprechende Hinweisschilder angebracht werden. Bei der Entscheidung, wo Egk als Namenspatron weiter in Donauwörth auftaucht, hätte auch die Unterscheidung zwischen dem Menschen Werner Egk und dem Musiker Werner Egk eine Rolle gespielt. Gegen sechs Stimmen entschied sich der Stadtrat am Donnerstagabend für die Erklärung. Der Fraktion der Grünen gehen die Maßnahmen nicht weit genug und seien nicht in letzter Konsequenz durchgezogen worden. "Unserer Meinung hätte man den Werner-Egk-Plazt umbenennen müssen", so Fraktionssprecherin Bärbel Stahl. Die besondere Ehrung stehe ihm aufgrund seiner antisemitschen Haltung nicht zu.