Wie so viele Bereiche ist auch der öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) einem immer schnelleren und unvorhersehbaren Wandel unterworfen ist. Dies gilt sowohl aus rechtlicher und finanzieller Sicht, als auch im Hinblick auf technische oder planerische Ausführung. Der vom Kreistag des Landkreises Donau-Ries im Jahr 2015 neu beschlossene Nahverkehrsplan definiert im Wesentlichen die Buslinien, enthält aber auch Qualitätsstandards für die Fahrzeuge und Vorgaben für weitere Planungen, wie etwa die Einführung von Rufbussen. Damit deckt der Nahverkehrsplan einen Planungshorizont von etwa fünf bis zehn Jahren unter Berücksichtigung der aktuell absehbaren Entwicklung ab. Alleinig dies ist Sinn und Zweck eines solchen. Keine Aufgabe des Nahverkehrsplans hingegen ist es, visionäre Gedanken über diesen zeitlichen Planungshorizont hinaus zu entwerfen und dabei Eventualitäten und mögliche Entwicklungen mit einzubeziehen. Hierzu hat sich nun Landrat Stefan Rößle zusammen mit seiner Verwaltung, Gedanken gemacht und ein Konzeptpapier „Visionen ÖPNV – Zukunftsperspektiven für den Landkreis Donau-Ries“ erarbeitet, das über den sprichwörtlichen Tellerrand hinaus blickt.
Dieses Konzeptpapier wurde in einem ersten Schritt, unabhängig von Fragen der Finanzierung und Umsetzbarkeit der Ideen, zusammengetragen. In einem zweiten Schritt wurden die Maßnahmen dann hinsichtlich sinnvolle Umsetzbarkeit, Kosten und Nutzen bewertet und kürzlich im Ausschuss des Landkreises für Wirtschaft, Verkehr und Technologie vorgestellt.
Landrat: Was heute noch wie Science-Fiction anmutet, kann bereits morgen Realität sein
Jürgen Kunofsky, Teamleiter des Bereichs ÖPNV und Schülerbeförderung am Landratsamt, stellte über 30 Ideen vor, wohin sich der künftige öffentliche Personennahverkehr im Landkreis entwickeln könnte. Die Palette reichte von der Ausgestaltung der Fahrzeuge (Hybridfahrzeuge, reine Elektrobusse, Sitzplatzoptimierung, W-LAN in allen Fahrzeugen) über flexiblere Bedienkonzepte (wie „Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit“) bis hin zu den Themen Autonomes Fahren, E-Ticketing (Handy dient als Fahrkarte) und guter Internet-Auftritt bzw. Bereitstellung der zugehörigen App. Aber auch völlig unkonventionelle Fahrwege und Fahrzeugarten wie der Einsatz von Seilbahnen (visionär Anbindung Parkstadt an Kernstadt Donauwörth) oder der Einsatz von Flugtaxen kamen zur Sprache. Mit den Worten „was heute noch wie Science-Fiction anmutet, kann bereits morgen Realität sein“, beschrieb Landrat Rößle diese Möglichkeiten, die zwar insbesondere in Ballungsräumen ihre Vorteile haben, aber auch im Landkreis nicht ganz ohne Bedeutung sind. „In einigen Städten im Landkreis muss aktuell bereits die Erfahrung gemacht werden, dass ein Bus als konventionelles ÖPNV-Mittel eben auch im Stau steckt“, so der Landrat.
Die Ideen dürfen aber nicht nur auf dem Papier bleiben. Die Bürgerinnen und Bürgern sollen in Zukunft einen flexibleren und den sich ändernden Ansprüchen gerecht werdenden ÖPNV nutzen können. Es wurde daher aus den Reihen der Kreistagsfraktionen die Arbeitsgruppe „Mobilität der Zukunft“ eingerichtet. Diese soll nun konkrete und umsetzbare Projekte erarbeiten, die dann im zuständigen Ausschuss zur Beratung und Beschlussfassung vorgelegt werden. (pm)