Wirtschaft

Fendt Caravan investiert weiter in Standort Mertingen

Von links: Hans Frindte, Thomas Kamm und Andreas Dirr Bild: Thomas Oesterer
Nach einem wirtschaftlichen Ausnahmehoch während der Corona-Pandemie scheint bei Fendt wieder Normalität eingekehrt zu sein. Die Verantwortlichen blicken trotzdem zuversichtlich in die Zukunft.










Die Gefühle beim Wohnwagen-Hersteller Fendt Caravan in Mertingen sind aktuell gemischt. Einerseits steht das Unternehmen wirtschaftlich recht stabil da, auf der anderen Seite befindet sich die Caravan-Branche aktuell generell eher auf einer Talfahrt. "Die aktuelle Lage bei uns spiegelt recht gut die Situation bei unseren potentiellen Endkonsumenten wieder", erklärt Hans Frindte, Geschäftsführer Verkauf bei Fendt, während des jährlichen Pressegesprächs am Firmensitz. Was Frindte damit meint: Grundsätzlich herrsche geopolitisch aktuell große Verunsicherung aufgrund politischer Entscheidungen - so auch in Deutschland. Diese Unsicherheit habe einen direkten Einfluss auf das Konsumverhalten der Bevölkerung. 

Andreas Dirr: "Wir sind wirklich made in Germany"

Und trotzdem steht Fendt Caravan - gerade auch im Vergleich zu Mitbewerbern - gut da. Das belegen auch die aktuellen Zahlen für die Saison 2024, auch wenn die Rekordumsätze bzw. die Rekordauftragslage während der Coronapandemie mittlerweile der Vergangenheit angehört. Die wirtschaftliche Lage hat sich dabei wieder auf einem soliden Vor-Corona-Niveau eingependelt. Zum Vergleich: 2023 wurden in Mertingen 9740 Wohnwagen verkauft, 2024 sind es wohl rund 8540 Stück (hochgerechnet) sein. Ein ähnlicher Trend ist bei den Mitarbeiterzahlen und dem Umsatz zu erkennen. Dieser ist von 242 auf 222 Millionen Euro. Am Standort Mertingen sind aktuell 779 Personen beschäftigt, im Vorjahr lag die Zahl noch deutlich höher bei 848 Mitarbeitenden. Frindte gibt hier allerdings vorsichtige Entwarnung: Bei den ausgestellten Personen handle es sich ausschließlich um Leiharbeiter, die zuvor aufgrund der hohen Auftragslage eingestellt wurde. Geschäftsführer Andreas Dirr erklärt: "Uns ist es ein großes Anliegen, dass wir unseren Mitarbeiterstamm, also die im Werk Festangestellten, auf alle Fälle halten. Aus aktueller Sicht ist das gesichert."

Dirr verbindet damit auch gleichzeitig ein echtes Bekenntnis zum Standort Mertingen. "Wir haben hier unser Werk und planen keine Verlagerung ins Ausland. Wir sind wirklich made in Germany." Als Beispiel für geplante Investitionen nennt er u. a. die Anschaffung einer neuen Anlage für Seitenbauteile im Wert von rund 2,2 Millionen Euro. 

Der Schreibtisch lässt sich individuell nutzen. Bild: Fendt Caravan

Produktpalette mit insgesamt 33 Grundmodellen

Wie unterschiedlich sich die Märkte aktuell in Europa entwickeln, zeigt ein Blick Richtung Skandinavien und auf die Top-Wohnwagen-Märkte Frankreich und die Niederlande. Während man hier unangefochten auf Platz eins in Sachen Marktanteil bzw. verkauften Wohnwagen stehe, sei der Markt in den skandinavischen Ländern in den vergangenen 1-2 Jahren "massiv" eingebrochen. Wie Marketingleiter Thomas Kamm erklärt, seien dort die Zinsen für Hauskredite auf bis zu acht Prozent gestiegen. "Die Menschen dort sparen dann natürlich, um ihr Haus irgendwie halten zu können." Gespart werde dann an "Luxusgütern", wie Wohnwägen, so die einhellige Meinung. 

Um auch weiterhin international wettbewerbsfähig zu sein, geht Fendt-Caravan auch in der Saison 2025 wieder mit einem breiten Spektrum an verschiedenen Wohnwagen-Modellen und den dazugehörigen Varianten an den Start. Das Hauptaugenmerk soll auch weiterhin im Bereich der Mittel- und Oberklasse liegen. Neben dem Altbewährten punktet Fendt mittlerweile auch mit viel Innovation. So wurde bereits im Januar der sogenannte Concept-Caravan frei nach dem Motto "Mobiles Arbeiten - Made in Mertingen" auf den Markt gebracht. Das Besondere: Anstelle der ursprünglichen Rundsitzgruppe im Modell Apero gibt es hier eine Sitzgruppe in L-Form. An der freien Seite befindet sich ein intelligenter Schreibtisch. Mit einem Handgriff lässt sich dieser hochklappen und der Esstisch kann aufgebaut werden. In der Rückwand des Schreibtisches ist die komplette Elektrik unsichtbar installiert. Dazu kommen eine leistungsstarke Bordbatterie und ein Router für das Internet.