Erfolgsbeispiel

Jobbörse eröffnet Chancen für Geflüchtete

v.l. Bojan Arnaudov, Vitali Griebel (jun. Chef), Luba Horki, Dima Litergaus Bild: Scrubex
Bereits zum dritten Mal in diesem Jahr veranstalteten die Agentur für Arbeit Donauwörth und das Jobcenter Donau-Ries eine Jobbörse für geflüchtete Menschen. Jobsuchenden mit Fluchthintergrund wird damit ein unkomplizierter Zugang zu Arbeitgebern aus der Region ermöglicht, die auf Personalsuche sind. Die Firma Scrubex aus Oettingen konnte aus den beiden Vorgängerveranstaltungen bereits einige neue Mitarbeiter gewinnen.

„Trotz der aktuellen konjunkturellen Eintrübung suchen viele Arbeitgeber im Landkreis Donau-Ries dringend Arbeitskräfte. Genauso suchen viele Menschen, insbesondere viele Geflüchtete nach der Beendigung ihrer Integrationskurse, eine Arbeit. Für Menschen mit Fluchthintergrund stellt aber oft die sprachliche Hürde im normalen Bewerbungsverfahren ein großes Problem dar. Deshalb bieten wir mit den Jobbörsen eine einfache Möglichkeit, für Betriebe und Arbeitssuchende, persönlich in Kontakt zu kommen und sich kennenzulernen“ so Norbert Gehring, operativer Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Donauwörth.

Dieses Mal waren sechs Arbeitgeber aus dem Raum Donauwörth und 4 aus dem Ries vor Ort. Knapp 100 geflüchtete Arbeitssuchende nahmen die Einladung des Jobcenters wahr und nutzten die Chance für ein persönliches Kennenlerngespräch. Eine Dolmetscherin sowie Übersetzungs-Apps unterstützten bei Verständigungsproblemen. Besonders praktisch ist es natürlich, wenn wie bei Fima Scrubex, die Personalleiterin die Heimatsprache der Geflüchteten beherrscht.  

Die Gebäudereinigung Scrubex besteht mittlerweile seit 20 Jahren und bietet von Fenster- und Fassadenreinigung über Baureinigung bis zu Innenräumen in Behörden und Privathäusern ein sehr breites Spektrum an Dienstleistungen an. Jürgen Brantl, Inhaber des Betriebes berichtet: „Überwiegend liegen unsere Einsatzorte in einer Entfernung von 100 Kilometern rund um Oettingen, aber wir haben auch einige Exklusivkunden in München und Starnberg. Wir beschäftigen rund 100 Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Nationen. Da wir immer Personalbedarf haben, kommen uns die Jobbörsen für geflüchtete Menschen sehr gelegen. Aus den Veranstaltungen im April und Mai konnten wir schon 15 neue Mitarbeiter gewinnen. Heute haben wir vier Vorstellungsgespräche vereinbart. Sehr hilfreich ist, dass meine Frau russisch spricht. Damit ist die erste große Hürde bei der Kontaktaufnahme mit den Arbeitssuchenden schon mal überwunden.“ 

Vera Brantl, Personalleiterin im Betrieb, ist in den 1990er Jahren aus Kasachstan nach Deutschland gekommen und hat selber erfahren, wie es ist, wenn man neu in ein Land kommt und die Sprache nicht beherrscht: „Mir war von Anfang an klar, dass es ohne Sprachkenntnisse nicht funktioniert, wenn ich hier leben möchte. Auch von dem Wunsch in meinen erlernten Beruf als Musiklehrerin zu arbeiten, habe ich mich verabschiedet. Also hieß es erstmal Jobs anzunehmen, um Geld zu verdienen. Durch meine Tätigkeiten als Reinigungskraft, verschiedene andere Helferjobs und Kosmetikerin verbesserte sich auch mein Deutsch ständig. Vor 16 Jahren lernte ich meinen Mann kennen und stieg in seinen Betrieb ein.“

„Wir haben viele Beschäftigte aus dem russischsprachigen Raum. Ich beherrsche die Sprache und kenne deren Mentalität. Das macht Bewerbungsgespräche als auch die Kommunikation während der Arbeit wesentlich leichter. Bereits bei den ersten Kontakten, wie heute bei der Jobbörse mache ich den Leuten klar, dass sie arbeiten müssen, wenn sie dauerhaft in Deutschland bleiben möchten. Durch die Arbeit vertiefen sich auch die Sprachkenntnisse und man ist auf einem guten Weg, sich auch gesellschaftlich zu integrieren“, so Vera Brantl weiter.

Jürgen Brantl ergänzt: „Bei unserer Personalrekrutierung arbeiten wir eng mit dem Arbeitgeber-Service der Arbeitsagentur und dem Jobcenter zusammen. Wenn wir geeignete Bewerber gefunden haben, können diese bei uns gerne auch ein Praktikum machen. So können wir uns gegenseitig beschnuppern und finden heraus, ob wir zueinander passen, denn ein gutes Arbeitsklima im Betrieb ist uns sehr wichtig.“

Danach gefragt, wie die Integration von geflüchteten Menschen verbessert und beschleunigt werden könnte, ist sich das Ehepaar einig: „Die Erwartungen an die Geflüchteten müssen deutlich gemacht werden. Die Motivation der Bewerber ist die wichtigste Voraussetzung, damit ein Arbeitsverhältnis zustande kommt und bestehen bleibt. Eine gute Idee für die Personalsuche sind Bewerbertage direkt in der Firma, dabei kann man die Arbeitsplätze gleich zeigen. Aber auch die Betriebe sollten sich trauen und den Menschen eine Chance geben, obwohl so manche Hürde zu bewältigen ist. Wir sind gerne bereit, andere Betriebe mit Tipps, unseren Erfahrungen und Erkenntnissen dabei zu unterstützen.“

„Wir freuen uns sehr über jede gelungene Arbeitsaufnahme. Eine positive Einstellung gegenüber Menschen mit Fluchthintergrund und die Bereitschaft auch etwas mehr zu investieren ist Grundvoraussetzung. Damit können sich Firmen zumindest teilweise weiteres Potential an Arbeitskräften erschließen. Mit unseren Fördermöglichkeiten unterstützen wir, wenn die Anforderungen der Stelle und die Qualifikation der Bewerber nicht passgenau sind“, resümiert Norbert Gehring. (dra)