„Wenn wir einen Lichtstreif am Zinshimmel gesehen hätten, dann hätten wir das schon noch einige Jahre durchgehalten. Aber auf diesem Zinsniveau ist das nicht länger machbar,“ erklärt Michael Kruck, Vorstandssprecher der Raiffeisen-Volksbank Donauwörth die Entscheidung, ab Januar schrittweise sieben Geschäftsstellen zu schließen.
Donauwörth – Zum 30. Dezember stellt die Bank die Geschäftstätigkeit in den Filialen Daiting, Wörnitzstein, Lutzingen und Blindheim ein. Im Januar 2017 wird die Filiale in Berg zum SB-Center umgebaut. Das Ende der Umbauarbeiten findet im März 2017 statt, wenn die Geschäftsstellen in Mündling, Mauren und Zirgesheim schließen. „Unser Marktumfeld lässt uns keine andere Wahl,“ so Michael Kruck. „Dieser Schritt ist uns nicht leicht gefallen. Wir haben ihn so weit wie möglich hinausgezögert. Vor zwei Jahren haben wir mit den Überlegungen begonnen, was wir bei einer weiteren Niedrigzinsphase schließen können. Im Herbst 2015 gingen die Planungen los, die endgültigen Entscheidungen wurden im Sommer diesen Jahres getroffen. Es ist keine Hau-Ruck-Entscheidung, sondern eine langfristig überlegte und schwere Entscheidung gewesen.“
Für die Bürger bedeutet das teilweise weitere Wege zur nächsten Bank. Dadurch werden aber andere Filialen gestärkt wie die Raiffeisen-Volksbank in Ebermergen oder Buchdorf. „Somit sichern wir diese Filialen für die Zukunft," so Michael Kruck.
Neben dem finanziellen Druck aufgrund der niedrigen Zinsen spielen auch weitere Faktoren eine Rolle. Die zunehmende Digitalisierung hat auch dazu geführt, dass immer weniger Menschen die Banken frequentieren. Außerdem konkurrieren die Banken vor Ort nicht mehr nur untereinander, sondern durch das Internet auch mit Banken aus dem ganzen Bundesgebiet, die kein Filialnetz unterhalten und damit andere Konditionen bieten können. „Das alles sorgt bei uns dafür, dass die Margen sinken und wir reagieren müssen,“ so Vorstand Franz Miller.
Zur Schließung gab es keine Option. Trotzdem versichern beide Vorstände, dass die Arbeitsplätze sicher sind, es wird niemand entlassen. „Wir haben aufgrund der Altersteilzeitregelung in den nächsten Jahren einige Stellen, die wir nicht neu besetzen werden, sondern durch das Personal aus den Filialen regeln werden. Es wird also niemand plötzlich auf der Straße stehen,“ erläutert Michael Kruck.
Sparprogramm reichte nicht aus
Bereits vor einigen Jahren – die Finanzkrise war zu Ende – hat sich die Bank ein internes Sparprogramm auferlegt und sämtliche Sachkosten angeschaut. „Das fing damit an, dass wir überlegt haben, wo wir z.B. Stromkosten sparen können, welche Mitarbeiter noch ein Firmenhandy haben oder wie hoch die Qualität der Kugelschreiber sein wird.“ Damit konnte die Bank jährlich einen kleinen sechsstelligen Betrag einsparen. „Trotzdem brechen uns zunehmend die Erträge weg, die wir nicht mehr auffangen können. Außerdem ist die Raiffeisen-Volksbank von den Regularien her verpflichtet, Gewinne zu machen, die sie dem Eigenkapital zuführt. Die Bank darf nur bis zu einem gewissen Prozentsatz des Eigenkapitals Kredite vergeben. Ist dieser Prozentsatz erreicht, kann man keine Kredite mehr ausgeben, was der gesamten Wirtschaft im Geschäftsgebiet schadet,“ erläutert der Vorstandsvorsitzende.
Die Bank hat sich in den letzten Monaten bereits auf mögliche Schließungen vorbereitet. So wurde die Internetfiliale eingerichtet, in der Kunden über 40 verschiedene Aufträge abgeben können. Außerdem hat die Telefonfiliale ihre Arbeit aufgenommen, sie erfüllt eine ähnliche Aufgabe wie die Internetfiliale.
Sollten Kunden der Raiffeisen-Volksbank Bargeld brauchen, bietet die Bank auch einen Lieferdienst an. Außerdem will man Geschäftsleuten in den Ortschaften ein sogenanntes „Cash-Back-System“ vorstellen. Damit können Kunden in den Geschäften vor Ort Bargeld abheben.
Bei der Raiffeisen-Volksbankwill man auch in Zukunft erfolgreich sein. „Wir werden auch im Jahr 2020 noch ein verlässlicher und stabiler Partner für die Kunden sein,“ so Michael Kruck. Aus diesem Grund engagiert sich die Bank auch neben dem klassischen Kreditgeschäft, in dem kaum noch Geld zu verdienen ist. Aus diesem Grund investiert die Bank auch in Immobilien. So wird in den nächsten Monaten ein Gebäude im Ried umgebaut und dort sollen Gewerbe- und Wohnflächen vermietet werden. Zudem hat die Bank noch weitere Flächen in Donauwörth und dem Landkreis sowie in München.