Seit diesem April haben Anna-Lena Hauber und Sebastian Stadali, Mitarbeiter des Caritasverbandes für den Landkreis Donau-Ries, einen etwas anderen Einsatzort. Sie sind neuerdings Ansprechpartner für die Mitarbeitenden bei Airbus Helicopters in Donauwörth, wenn Unterstützung bei beruflichen, privaten oder familiären Belastungen benötigt wird. Am Airbus-Standort wurde im Sommer 2020 die „Betriebliche Sozialarbeit“ als Auftrag an einen externen Dienstleister ausgeschrieben. Die Caritas erhielt den Zuschlag.
Caritas steht breite Fachexpertise zur Verfügung
„Für uns als Caritasverband für den Landkreis Donau-Ries e. V. ist es das erste Mal, dass wir uns in der betrieblichen Sozialarbeit betätigen“, erklärt Geschäftsführer Branko Schäpers. Für die beiden Mitarbeiter*innen vor Ort, die sich eine Vollzeitstelle teilen, ist es zwar ein neues Arbeitsumfeld, aber die Themen sind vertraut: Im Mittelpunkt steht die Beratung bei Konflikten am Arbeitsplatz und bei psychosozialen, gesundheitlichen, persönlichen, familiären, finanziellen oder rechtlichen Problemen und Belastungen. „All das sind Fragen, die wir auch aus unserer Allgemeinen Sozialberatung und unseren weiteren Fachstellen kennen“, so Schäpers. „Wir haben als Verband einfach den Vorteil, dass uns durch unsere Angebote eine breite Fachexpertise zur Verfügung steht.“ Zudem, und das sei bei einem Mitarbeiterstamm von rund 6500 Menschen bei Airbus Helicopters nicht verwunderlich, habe man bereits zuvor Kontakte bei Einzelfall-Beratungen und zur Betriebsärztin gehabt. „Das Fachwissen bringen wir mit“, sagt Schäpers, „und darüber hinaus können wir in einer Art Lotsenfunktion bei bestimmten Themen – beispielsweise bei einer Suchtproblematik – an die entsprechenden Fachstellen weiterverweisen.“
Vollzeitstelle wird mit erfahrenem Duo besetzt
Man habe sich entschlossen, die Vollzeitstelle mit einem erfahrenen Duo zu besetzen, auch, um im Urlaubs- oder Krankheitsfall eine Vertretungslösung zu haben. In den ersten Wochen haben sich die beiden Sozialpädagogen zunächst bei den entscheidenden Stellen und bei der Belegschaft bekannt gemacht. „Hier geht es im ersten Schritt auch darum, vor allem bei den Mitarbeitenden Vertrauen zu schaffen und zu vermitteln, dass sie in einem geschützten Rahmen über ihre Probleme sprechen können“, betont Schäpers. Die betriebliche Sozialarbeit unterliegt der Schweigepflicht und dem Zeugnisverweigerungsrecht. „Beim Einsatz eines externen Dienstleisters ist es zudem ein Vorteil, dass dieser nicht weisungsgebunden ist und unabhängig agieren kann“, erläutert der Caritas-Geschäftsführer, „das kann, wenn es beispielsweise Ärger mit einem Vorgesetzten gibt, zum Vertrauensvorschuss beitragen“.
Fachleute stehen auch beim Thema Mobbing zur Verfügung
Neben der Einzelberatung nimmt die Betriebliche Sozialarbeit auch an den betriebsinternen Qualitätszirkeln teil, kann zum Betrieblichen Eingliederungsmanagement hinzugezogen werden und auch bei allen weiteren Aktivitäten, die der psychischen wie physischen Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugutekommen. Bei Konflikten im Betrieb, beispielsweise bei Mobbing, stehen die Fachleute für Moderation und Mediation zur Verfügung.
Nachfrage nach betrieblicher Sozialarbeit nimmt zu
Betriebliche Sozialarbeit ist in Deutschland eine freiwillige Maßnahme von Unternehmen. Zwar gab es bereits erste Anfänge vor rund 120 Jahren, doch erst seit einigen Jahren gibt es immer mehr große Unternehmen, die die Betriebliche Sozialarbeit als Teil ihrer Unternehmenskultur und im Sinne der Mitarbeiterfürsorge einsetzen. Die Nachfrage nach externen Dienstleistern steigt mit der Zunahme von psychischen Belastungen in der modernen Arbeitswelt. (pm)