Rummelsberger Diakonie

Heilpädagogische Tagesstätte wird vergrößert

Bei einer Schüttübung arbeiten die Kinder zusammen und achten aufeinander. Bild: Helga Gruber-Beck
Kleine Gruppen, ein strukturierter Tagesablauf und pädagogische Fachkräfte, die individuell auf die Kinder eingehen – das zeichnet die Heilpädagogische Tagesstätte (HPT) der Kinder- und Jugendhilfe Südbayern der Rummelsberger Diakonie in Nördlingen aus.

Der Bedarf an Plätzen ist hoch, die Warteliste lang. Deshalb hat die Rummelsberger Diakonie im März in Nördlingen eine zweite Gruppe für acht Vorschulkinder eröffnet. Insgesamt werden in Nördlingen in der Heilpädagogischen Tagestätte 32 Kinder betreut, von der Vollendung des dritten Lebensjahres bis zur 6. Klasse.

„Bei uns sind hauptsächlich Kinder, die bereits einen Regelkindergarten besucht haben, und sich dort gezeigt hat, dass sie einen höheren Förderbedarf haben“, sagt Mitarbeiterin Helga Gruber-Beck. Im Regelkindergarten sind oft 25 Kinder in einer Gruppe, in der HPT sind es nur acht Kinder und zwei pädagogische Fachkräfte. „Wir sind nah dran und können daher Konflikte gut moderieren“, sagt Helga Gruber-Beck. Die Kinder werden individuell gefördert. Eine Logopädin ist zum Beispiel regelmäßig vor Ort. Sie übt mit den Kindern und gibt auch den Mitarbeitenden Tipps, wie sie die Kinder unterstützen können. Auch mit den Eltern gibt es einen regen Austausch.

Veränderungen in der Kinder- und Jugendhilfe

Neben der Heilpädagogischen Tagesstätte bietet die Rummelsberger Diakonie in Nördlingen heilpädagogische und therapeutische Wohngruppen an. Das Angebot der Ambulanten Erzieherischen Dienste (AED) dagegen beendet die Rummelsberger Diakonie zum 31. Juli. Knapp 20 Jahre haben die Mitarbeitenden Kinder und ihre Familien im Landkreis Donau-Ries begleitet, zum Beispiel in Form von Erziehungsbeistandschaften oder der Nachbetreuung von Jugendlichen, die aus einer stationären Wohngruppe ausgezogen sind. „Uns fällt es nicht leicht, den AED zu schließen“, sagt Diakon Jürgen Kühn, Regionalleiter Schwaben der Rummelsberger Diakonie. Doch wirtschaftliche Gründe führten dazu.

Die Familien werden über das Jugendamt an den AED vermittelt. Die Kosten trägt der Landkreis. Die Mitarbeitenden besuchen die Kinder und Familien in deren Zuhause. „Der Landkreis Donau-Ries hat eine Diagonale von 80 Kilometern. Die Mitarbeitenden haben viel Zeit auf der Straße verbracht, das ist nicht refinanzierbar“, erklärt Wolfgang Salcher, Bereichsleiter des AED. „Wir haben versucht, den Landkreis in Regionen aufzuteilen und die Mitarbeitenden den Regionen zuzuteilen“, sagt Salcher. Das sei aufgrund der Kompetenzen der Mitarbeitenden nicht gelungen. Die einzelnen Mitarbeitenden hätten zum Beispiel Zusatzqualifikationen, wie Erlebnispädagogik. Diese Kompetenz werde aber nicht nur in einer Region gebraucht, sondern im ganzen Landkreis. „Es hat unsere Arbeit ausgezeichnet, dass wir die Mitarbeitenden individuell für jede Familie ausgewählt haben“, so Salcher. So konnten sie am besten auf die Anfordernisse und Problemstellungen in den Familien eingehen.

„Wir hatten immer eine gute und geschätzte Zusammenarbeit mit den Jugendämtern und Kostenträgern“, sagt Jürgen Kühn. „Doch wir müssen uns nun neu aufstellen“, so der Regionalleiter. Von der Schließung des AED sind sechs Mitarbeitende betroffen. „Wir schätzen sie sehr und versuchen sie zu halten und andere Stellen für sie zu finden“, sagt Kühn.

Die Mitarbeitenden betreuen derzeit noch etwa 20 Fälle. Darunter sind einige Nachbetreuungen von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, bei denen die Betreuung nun regulär ausläuft. „Bei den anderen Fällen sind wir mit dem Jugendamt im Gespräch“, so Wolfang Salcher.

„Wir gehen leider aus einem Feld raus. Aber wir gehen auch in ein Feld hinein, in dem Bedarf besteht“, sagt Jürgen Kühn. Das kann Helga Gruber-Beck von der Heilpädagogischen Tagesstätte bestätigen. Die Kinder kommen mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen in die HPT. Helga Gruber-Beck und ihre Kolleg*innen können durch die Kleingruppen ganz individuell auf jedes Kind eingehen. (pm)