Bildung für nachhaltige Entwicklung

UNESCO Global Geopark Ries lässt in neuem Bildungsangebot Geopark untergehen

Schüler der Hans-Leipelt-Schule entwickeln mit Ramona Ruf (rechts im Bild) Untergangsgeschichten für das Gebiet des UNESCO Global Geoparks Ries.
Bild: Constantin Bischoff
Im Rahmen eines bundesweiten Projekts aller deutschen UNESCO Global Geoparks hat der UNESCO Global Geopark Ries ein neues Bildungsangebot für junge Erwachsene entwickelt. Darin werden die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen auf lokaler Ebene verhandelt. Kurz vor den Sommerferien wurde dieses nun mit Schülern der Hans-Leipelt-Schule in Donauwörth durchgeführt.

Vor 15 Millionen Jahren entstand durch einen Asteroideneinschlag der Rieskrater. Heute noch findet man zahlreiche Spuren dieser kosmischen Katastrophe in der Region. „Wenngleich eine Wiederholung dieses vernichtenden Ereignisses äußerst unwahrscheinlich ist, so verdeutlichen zum Beispiel häufiger werdende Wetterextreme im Zuge des Klimawandels, dass in Zukunft einschneidende Veränderungen auch für das Leben im Geopark-Gebiet denkbar sind“, so Landrat Stefan Rößle, erster Vorsitzender Geopark Ries e. V.

„Geopark Horror Stories“

In dem Bildungsangebot „Geopark Horror Stories“, das gemeinsam mit der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz aus Niedersachsen entwickelt wurde, wird der damalige Einschlag des Asteroiden als Ausgangslage genommen, um neue, für Menschen negative Zukunftsszenarien für das Geopark-Gebiet zu entwickeln.

Für die Schüler der Hans-Leipelt-Schule (Fach- und Berufsoberschule), die im nächsten Schuljahr ein P-Seminar zum Thema Naturrisiken im UNESCO Global Geopark Ries belegen, diente das Bildungsangebot nun als thematischer Einstieg. In kleinen Gruppen entwickelten sie ihre ganz eigenen Untergangsszenarien und beschäftigten sich nebenbei mit unterschiedlichen Themen der Nachhaltigkeit. Zentrales Element war das Besprechen möglicher Folgen von Katastrophen wie beispielsweise einer Dürrezeit, Überschwemmungen oder einer Heuschreckenplage. Über allen Szenarien schwebte dabei die Frage: Welche Ereignisse könnten Schritt für Schritt dazu führen, dass das Geopark-Gebiet am Ende unbewohnbar würde? In der Ausgestaltung wurden die Schüler durchaus kreativ: Entwickelte Geschichten beinhalteten beispielsweise einen tödlichen Alien-Virus, Ernährungsengpässe oder Ressourcenkämpfe um wertvolle Gesteine aus dem Rieskrater.

Wie können Horrorszenarien abgewendet werden?

Heike Burkhardt, Geschäftsführerin Geopark Ries e. V., erklärt: „Die Entwicklung möglicher Horrorszenarien ist besonders wichtig, um vorzeitig Wege aus der potentiellen Katastrophe ausarbeiten zu können oder um Wege zu finden, die Katastrophe rechtzeitig sogar noch abwenden zu können. Bei letzterem spielen die Nachhaltigkeitsziele der UNESCO eine bedeutende Rolle.“

Im Anschluss wurde überlegt, wie realistisch die Ereignisse für das Geopark-Gebiet oder andere Regionen auf der Welt sind. Im Fokus standen hierbei auch die sogenannten Kipppunkte, also die Punkte an denen Folgen unumkehrbar werden und weitere Kettenreaktionen nach sich ziehen: Was hätte kurz vor Erreichen dieser Punkte noch anders gemacht werden können, um das ein oder andere Horrorszenario doch noch abzuwenden? Zu guter Letzt erstellten die Teilnehmenden eine kleine Übersicht demokratischer Beteiligungsmöglichkeiten, im Rahmen derer sich junge Menschen engagieren können, um die eigene Heimat in einem globalen, solidarischen Miteinander nachhaltig zu schützen. 

Constantin Bischoff, der in seinem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) beim UNESCO Global Geopark Ries an der Entwicklung des Bildungsangebots mitwirkte, zeigte sich besonders von den entstandenen Szenarien beeindruckt: „Erstaunlich fand ich, dass sich selbst in den kreativen Szenarien viele Anknüpfungspunkte mit realen Ereignissen fanden". Seine projektverantwortliche Kollegin Ramona Ruf (Koordinatorin für Internationales im UNESCO Global Geopark Ries) freute sich über das positive Feedback der Schüler: „Hervorgehoben wurde der kreative Freiraum und die offenen Methoden des Bildungsangebots. In der Diskussion mit den Teilnehmenden hat sich gezeigt, dass bereits ganz viel Wissen vorhanden ist. Leider fehlt es häufig an niedrigschwelligen Teilnahmemöglichkeiten für junge Menschen, um in politischen Entscheidungsprozessen auch die eigene Selbstwirksamkeit zu erfahren“. Bildung für nachhaltige Entwicklung (kurz BNE) versteht sich hierbei als ganzheitlicher Bildungsansatz, der Menschen zu zukunftsfähigem Denken befähigt und gleichzeitig konkrete Wege demokratischer Beteiligung aufzeigt. (pm)