Die allgemeine Wohnungsnot ist in aller Munde. Der Mangel an Wohnungen und hohe Mietpreise machen es vielen Menschen schwer, dort zu wohnen, wo sie gerne und gut wie auch zu einer bezahlbaren Miete wohnen können. Das Problem betrifft aber nicht nur Menschen ohne Behinderungen, „sondern in ganz besonderer Weise auch Menschen mit körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderungen“, wie Katja Zeh von der Beratungsstelle der Offenen Behindertenarbeit (OBA) der Stiftung Sankt Johannes in Donauwörth sagt. „Die Situation hat sich dramatisch zugespitzt.“ Die OBA der Stiftung will deshalb die Öffentlichkeit auf dieses Problem aufmerksam machen.
Unter dem Motto „Jeder Mensch braucht ein Zuhause“ wird Zeh mit ihren Kolleginnen und Kollegen am Freitag, 3. Mai 2019, von 10.00 bis 13.00 Uhr im Ried in Donauwörth ein Wohnzimmer aufbauen, um auf die Aktion aufmerksam zu machen. Die Aktion ist Teil der Aktionswoche Wohnen - Jeder Mensch braucht ein Zuhause - eine Initiative der Offenen Behindertenarbeit der Caritas in der Diözese Augsburg. Die Dienststellen der OBA in Landsberg am Lech (4. Mai 2019), Kempten (6. Mai 2019) und in Memmingen (7. Mai 2019) beteiligen sich daran.
Menschen, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, stehen rechtlich 344 Euro (für eine Person; Bruttomiete ohne Heizkosten) im Rahmen der Grundsicherung für eine Wohnung zu. Doch zu diesem Preis gibt es kaum eine Wohnung in und um Donauwörth. „Besonders schwierig ist dann, wenn sie noch barrierefrei sein soll“, ergänzt Zeh. Das Wohnbauselbsthilfewerk und die Baugenossenschaft in Donauwörth böten zwar Wohnungen auch für Menschen mit Behinderung zu bezahlbaren Bedingungen an, „doch da dauert die Wartezeit inzwischen zwei Jahre“. Früher hätte man einen Monat oder zwei Monate warten müssen. Mittlerweile, so berichtet Zeh, würde man nicht einmal mehr auf eine Warteliste gesetzt. „Diese sind schon zu lang.“
Die OBA ist für Betroffene eine Anlaufstelle in der Region, auch wenn es um das Thema Mensch mit Behinderung und Wohnen geht. Betroffene können von den verschiedensten Fachstellen an die OBA verwiesen werden. Die Stiftung Sankt Johannes bietet zwar Wohnmöglichkeiten in ihren stationären Einrichtungen und im Rahmen des Ambulant Betreuten Wohnens an, „aber es gibt auch viele Betroffene, die selbständig leben können und wollen“. Gut dort zu wohnen, wo man sich wohlfühlt und am allgemeinen Alltagsleben teilhaben kann, „das hat auch Auswirkung auf das eigene Wohlbefinden und die Gesundheit“, unterstreicht Zeh. Sie erinnert auch daran, dass Menschen mit Behinderung oft an öffentliche Verkehrsmittel gebunden sind, und deshalb auf die gute Infrastruktur einer Stadt angewiesen sind.
Die Wohnraumnot in Donauwörth hat in den vergangenen Jahren auch die Beratung der OBA der Stiftung Stankt Johannes verändert. Gab man früher, nachdem in der Beratung geprüft worden war, welche Wohnform für Betroffene am besten ist, bei Bedarf nur die Kontaktadressen möglicher Vermieter wie der Baugenossenschaften weiter, „so machen wir uns heute selbst auf die Wohnungssuche“. Inzwischen miete die Stiftung selbst Wohnungen an und verwalte die Mietverträge. „Wir machen das aus der Not heraus“, sagt Zeh. Sie gesteht ein, dass Anbieter diesen Weg gerne wählen, weil - so die Annahme – die Miete sicher sei. „Aber das ist sie ohnehin. Alle unsere Klienten beziehen ja einen Sozialhilfesatz. Da wird die Miete automatisch, regelmäßig und zuverlässig vom Kostenträger direkt an den Vermieter gezahlt.“ (pm)