Ein besonderer Dienst in der Trauerpastoral mit viel Feingefühl
„Ihnen wächst damit ein besonderer Dienst in der Trauerpastoral zu, der viel Feingefühl und Zeit erfordert, gilt es doch, die Ihnen hier anvertrauten Menschen mit Teilhabeeinschränkungen in der Unruhe ihrer Trauer nahe zu sein und sie auch über längere Zeit hinweg zu begleiten“, betonte Diakon Müller. „Mit Ihrem Dienst geben Sie Zeugnis von unserem Glauben an die Auferstehung und dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist", so Müller.
Reaktion auf Priestermangel
Früher konnte man einen Priester bei einem Trauerfall rufen. Er übernahm die Trauergespräche, war verantwortlich für den Gottesdienst und die Beerdigung. Wegen des Priestermangels ist dies vielerorts nicht mehr jederzeit möglich – so auch in der Pfarreiengemeinschaft Marxheim/Daiting. Die Diözese Augsburg hat auf diesen Bedarf reagiert. Sie bietet seit 2024 eine spezielle Fortbildung zum Beerdigungsdienst an.
„Wir sehen die Notwendigkeit“
Susanne Rieger (54), seit zwei Jahren Pastoralreferentin und Leiterin der Seelsorge in der Stiftung Sankt Johannes, und Ursula Miller (58), Gemeindereferentin in der Stiftung seit 17 Jahren, haben diese Fortbildung erfolgreich absolviert. Ihr Dienst für die Stiftung ist nötig. In den Einrichtungen der Stiftung Sankt Johannes leben rund 1.000 Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen. Zudem sind dort etwa 980 Mitarbeitende beschäftigt. Allein zwischen Dezember 2024 und Februar 2025 verstarben acht Klient*innen und ein Mitarbeiter.
„Wir sehen die Notwendigkeit – und gleichzeitig kennen wir die Menschen hier sehr gut“, sagt Ursula Miller. „Durch unsere tägliche Präsenz sind wir mit den Klientinnen und Klienten wie auch mit den Mitarbeitenden eng vertraut. Wir kennen die Lebenssituationen in den Wohngruppen.“ Susanne Rieger ergänzt: „In Andachten und Gesprächen haben wir schon bisher Trauerarbeit geleistet. Die Gestaltung von Beerdigungen ist für uns deshalb eine konsequente und sinnvolle Erweiterung unserer seelsorglichen Begleitung.“
Konstante Bezugspersonen in der heilpädagogischen Arbeit
Rieger und Miller blicken auf langjährige Erfahrungen in der seelsorglichen Arbeit mit Menschen mit Behinderungen zurück. Sie wissen, wie unerlässlich ein persönlicher Kontakt und konstante Bezugspersonen in der heilpädagogischen Arbeit sind - erst recht im Umgang mit Tod und Trauer. „Im Todesfall übernehmen wir auch das Krisenmanagement. Da gilt es, auf die kognitiven Fähigkeiten unserer Klient*innen eingehen zu können“, erklärt Rieger. Gleichzeitig sehen sich beide auch als Ansprechpersonen für die Mitarbeitenden: „Viele begleiten, betreuen und pflegen Klient*innen über viele Jahre hinweg. Da entstehen tiefe Bindungen – und entsprechend stark ist die Betroffenheit bei einem Todesfall.“
Trauerpastoral in der Stiftung Sankt Johannes – zentrale Elemente
- Begleitung der Klient*innen im Leben und im Sterben
- Gespräche und Gebete mit Klient*innen, Mitarbeitenden sowie Wohn- und Arbeitsgruppen
- Andachten für jeden Verstorbenen mit Lebenslauf und persönlicher Ansprache
- Seelsorgliche Begleitung trauernder Angehöriger
- Organisation und Durchführung von Beerdigungen, wenn keine Angehörigen vorhanden sind
- Teilnahme und Mitgestaltung von Beerdigungen gemeinsam mit Klient*innen und Mitarbeitenden
- Arbeit mit Symbolen wie Trauerbuch oder Trauerwürfel
- Langfristige Trauerbegleitung von Klient*innen, Gruppen und Mitarbeitenden (dra)