Auszeichnung

Stabenfest ist immaterielles Kulturerbe in Bayern

Bild: Yvonne Adam
Das Nördlinger Stabenfest wurde in die Landesliste des immateriellen Kulturerbes in Bayern aufgenommen. Mit einer Historie von über 600 Jahren gehört das Kinderfest zu den Ältesten in ganz Deutschland.

Bereits vor einer Woche wurde bekannt, dass das Nördlinger Stabenfest in die Landesliste des immateriellen Kulturerbes in Bayern aufgenommen wird. Auf einer Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch bestätigten dann auch Stadtarchivar Wilfried Sponsel und Daniel Wizinger, Leiter für Tourismus und Veranstaltungen, dass man sich bereits seit 2021 intensiv mit der Bewerbung beschäftigt und diese rechtzeitig zum Bewerbungsschluss eingereicht habe. Zu Beginn des Bewerbungsprozesses stand dabei nicht direkt fest, ob man sich mit dem Stabenfest bewerben werde. "Schließlich hat Nördlingen mit dem Scharlachrennen und der Mess' noch so viel mehr zu bieten", erklärte Sponsel. Ob man sich in den Folgejahren auch mit einem der anderen Feste bewerben werde, wollte keiner der Beteiligten ausschließen. 

Ältestes Kinderfest in Deutschland 

Auch in Bezug auf eine Bewerbung für die bundesweite Liste zeigten sich die Verantwortlichen zuversichtlich. "Wir werden die Bewerbung für die deutschlandweite Liste auf alle Fälle angehen. In Hinblick auf die lange Historie des Stabenfests ist mir nicht Angst, dass wir die nächste Hürde schaffen werden", so Sponsel. Was der Stadtarchivar damit meint: Das erste dokumentierte Stabenfest fand bereits im Jahr 1406 in Nördlingen statt und ist damit eines - wenn nicht das älteste Kinderfest in ganz Deutschland. Während einer Präsentation schildert Sponsel, wie sich das Fest über die Jahrhunderte verändert habe. Das Stabenfest sei stets ein Spiegel der Zeitgeschichte gewesen, so Sponsel. Dunkelstes Kapitel war wohl die Durchführung des Stabenfests während der NS-Zeit. Wie Stadtarchivar Sponsel erklärt, seien im Zuge der nationalsozialistischen Propaganda die weiß-blauen und weiß-roten Fähnchen der Kinder durch Fähnchen mit Hakenkreuzen ersetzt worden.

Tradition leben und weitergeben

Gerade weil die Stadt Nördlingen auf ein Fest mit so langer Tradition zurückblicken kann, ist es Oberbürgermeister David Wittner ein besonderes Anliegen, dass das Stabenfest und seine Tradition auch weiterhin ins Gedächtnis der Bürgerinnen und Bürger gerufen wird. "Die Aufnahme in die Landesliste ist eine Anerkennung und Wertschätzung und bringt den Wert des Stabenfestes und seiner Geschichte zum Ausdruck", so Wittner. Ähnlich wie das Stabenfest selbst, hat sich auch die Stadt Nördlingen in den vergangenen Jahren verändert und ist gewachsen. Viele zugezogene Familien "fragen sich schon, warum man an diesem Tag Würstel grillt und keine Schule ist. Da ist kein Bezug vom Elternhaus da. Es ist jetzt unser Auftrag, es im Bewusstsein vor Ort zu verankern, auszubauen und mehr überregionale Strahlkraft zu entfalten", erklärt entsprechend OB Wittner. Für ihn sei die aktuelle Situation die perfekte Gelegenheit, mehr Strahlkraft zu entwickeln - "ähnlich, wie wir es bereits überregional bei der Mess' erleben". 

In den vergangenen zwei Jahren musste das Stabenfest coronabedingt ausfallen. Kleine Ableger in Kindergärten und Schulen haben aber gezeigt, wie wichtig den Nördlinger*innen das Fest ist. "Deshalb freuen wir uns ganz besonders, dass das Stabenfest in diesem Jahr am 16. Mai stattfinden kann. Hoffentlich dann bei schönem Wetter", so OB Wittner.