Jedes Frühjahr setzt bei der heimischen Erdkröte der Wandertrieb ein. Dabei verlassen die Tiere das Winterquartier und machen sich zu ihren
Laichplätzen auf. Die Kröte ist dabei ein sehr standorttreues Tier und sucht zum Ablaichen meist den selben Teich auf, aus dem sie selbst abstammt. Straßen sind hier eine der größten Bedrohungen. Die gemächlichen Tiere sterben nicht nur durch direktes Überfahren. Auch durch Windzüge, die durch
Autos bei Geschwindigkeiten von über 30 km/h entstehen, werden die Tiere lebensgefährlich verletzt.
Aus diesem Grund wird alljährlich ein Krötenzaun in Wemding an der Harburger Straße aufgestellt, um den sich einige freiwillige Helfer kümmern. Morgens und Abends werden die Wege abgelaufen, Eimer kontrolliert und die Tiere, die in die Eimer gefallen sind, behutsam auf die andere Straßenseite gebracht. Dabei musste die Gruppe trotz ihres Engagements zum Schutz des Bestandes einen massiven Bestandseinbruch seit den letzten Jahren verzeichnen.
„Wir hofften erst, es handelt sich um Abweichungen auf Grund der schlechten Witterungsbedingungen zur Hauptwanderzeit. Die Zahlen aus diesem Jahr haben jedoch alle Hoffnung auf eine Verbesserung genommen“, so Simon Strohofer. Während im Jahr 2016 noch über 1100 Erdkröten und 105 Teichmolche den Zaun passierten, sind es im Jahr 2023 nur noch 60 Erdkröten und kein einziger Teichmolch gewesen. Dies ist ein Bestandseinbruch von 95 Prozent in nur sieben Jahren!
Leider handelt es sich hier um keinen Einzelfall. Standorte in ganz Süddeutschland müssen auch einen solchen Trend verzeichnen. Dabei ist dieKröte nur als messbarer Stellvertreter für viele andere Tierarten zu sehen, die still und leise von der Bildfläche verschwinden. Die Gründe sind hier auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. War die bisherige Hauptursache der Straßenverkehr, wirkt der Klimawandel als zusätzlicher massiver Treiber des Artensterbens. Die Witterungsbedingungen haben sich so sehr im Frühjahr verändert, dass es nur noch wenige geeignete Zeitpunkte für einen Beginn der Krötenwanderung gibt.
Aber auch Faktoren wie Lebensraumvernichtung zum Beispiel durch Erschließung neuer Bau- und Industriegebiete, intensive Landwirtschaft und monotone Siedlungsgestaltung gehören zu den Haupttreibern. „Nach wie vor wird viel zu wenig gegen den Klimawandel und das Artensterben getan. Neubauten, die wenig oder keinen Platz für heimische Stauden, Büsche und Bäume haben, zeigen, dass dieses Thema noch nicht ausreichend angekommen ist“, so Simon Strohofer.
"Schon ein kleiner fischfreier Teich im Garten hilft Amphibien, die unter der extremen Hitze und Trockenheit ums Überleben kämpfen. Jeder naturnahe Garten sorgt für eine Lebensraumvernetzung und ist ein privater Beitrag gegen das Artensterben. Jeder kann seinen Beitrag leisten!", ergänzt Jürgen Strohofer. Auch in Zukunft bieten sich Möglichkeiten an, die angespannte Lage zumindest etwas zu entschärfen. Bei Erneuerungsmaßnahmen zum Beispiel an der Harburger Straße können so Wandermöglichkeiten für Kleintiere geschaffen werden - sofern der politische Wille besteht. (pm)