Kooperation

Stadt und Fluss näher zusammenbringen

von links: Stefan Rößle, Landrat des Landkreises Donau-Ries, Prof. Dr. Frank Pöhler, Geschäftsführer von LEW Wasserkraft, Donauwörths Oberbürgermeister Armin Neudert und LEW-Vorstandsmitglied Norbert Schürmann präsentierten im Herbst 2017 den Projektantrag. Nun kam die Förderzusage der EU – das Projekt kann starten. Bild: LEW / Christina Bleier
LEW Wasserkraft und Stadt Donauwörth starten gemeinsam mit Partnern das Pilotprojekt „CityRiver“ – Förderung über LIFE-Programm der EU.

Den Lebensraum Fluss im Stadtgebiet aufwerten – sowohl für Tiere und Pflanzen als auch für Bürger und Besucher. Darum geht es bei dem Pilotprojekt „CityRiver“ in Donauwörth. Das Projekt an der Donau, das von LEW Wasserkraft und der Stadt Donauwörth sowie weiteren Partner aus der Wissenschaft umgesetzt wird, soll europaweiten Vorbildcharakter haben. Nun fiel der Startschuss für das EU-geförderte Vorhaben.

Im städtischen Bereich sind Flüsse meist eingezwängt in ein schmales Flussbett zwischen steilen künstlichen Ufern. Dies führt dazu, dass der Fluss für die Anwohner nur schwer erreichbar ist. Zudem gibt es in diesen Bereichen kaum geeignete Lebensräume für Fauna und Flora und es kommt häufig zu Eintiefungen des Flussbettes. Maßnahmen zur Verbesserung dieser Situation sind meist nicht leicht umzusetzen, da im Stadtgebiet der Hochwasserschutz besonders berücksichtigt werden muss. Genau hier setzt das Pilotprojekt „CityRiver“ in Donauwörth an. Es verknüpft diese vielfältigen Anforderungen und setzt innovative Maßnahmen an der Donau im Stadtgebiet um.

Das Projekt CityRiver läuft bis 2023 und wird von LIFE, einem Programm der EU für Umwelt, Naturschutz und Klimapolitik, gefördert. Die Gesamtkosten für das Vorhaben belaufen sich auf rund vier Millionen Euro. Die EU übernimmt 55 Prozent der förderfähigen Kosten. An der Planung und Durchführung des Pilotprojekts sind neben der Stadt Donauwörth und LEW Wasserkraft auch die Mittlere Donau Kraftwerke AG (der Eigentümer des Wasserkraftwerks Donauwörth), die Technische Universität München, die Universität Innsbruck, der Fischereiverband Schwaben und die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt mit dem Aueninstitut Neuburg beteiligt.

Ziele des Pilotprojekts

Das Projekt CityRiver verfolgt mehrere Ziele: Zunächst wollen die Projektpartner die ökologische Situation der Donau im Stadtgebiet verbessern und Lebensräume für Flora und Fauna entwickeln. Gleichzeitig möchten sie den Fluss für die Anwohner wieder zugänglich und „erlebbar“ machen, indem das Flussbett wo möglich aufgeweitet und die Uferbefestigungen angepasst werden. So wird der Fluss zum Naherholungsraum und das Bewusstsein für den Lebensraum gestärkt. Auch das Thema Flusseintiefung wird in dem Projekt betrachtet. So soll durch innovative Sicherungsmaßnahmen der Flusssohle und ein angepasstes Geschiebemanagement, also ein gezieltes Einbringen von Kies, die weitere Eintiefung verhindert werden. Alle Maßnahmen werden so geplant, dass sowohl die Lebensräume für Fische als auch der Hochwasserschutz verbessert werden. Eine zentrale Rolle im Projekt spielt auch die Beteiligung der Bürger, die unter Leitung der Stabstelle Stadtmarketing der Stadt Donauwörth intensiv in den Planungsprozess einbezogen werden sollen.

Maßnahmen im Projekt CityRiver

Das Projekt besteht im Wesentlichen aus drei Bausteinen:
Der erste Abschnitt umfasst die Mündung der Wörnitz in die Donau, den sogenannten Donauspitz. Hier ist geplant, das Ufer abzuflachen, naturnah zu gestalten und über eine Treppe einen besseren Zugang zum Fluss zu schaffen. Zudem sollen an dieser Stelle Kiesbuhnen eingebaut werden, also kleine Dämme, die im rechten Winkel zum Ufer in den Fluss ragen. Diese Buhnen werten die Gewässerstruktur auf und fördern die Dynamik der Donau.

Auch an der historischen Ufermauer bei der Donaupromenade soll sich etwas tun. An diesem zweiten Abschnitt werden eine naturnahe Treppenanlage und eine Bootsanlegestelle entstehen, an der Bootsfahrer und möglicherweise das Ausflugsschiff „Ulmer Schachtel“ wieder anlegen könnten. Hierfür wollen die Projektpartner die Flusssohle mit unterschiedlich großen Flussbausteinen belegen, sodass die weitere Eintiefung verhindert wird und die Boote an der Hafenmauer von Donauwörth anlegen können. Durch aufwendige Voruntersuchungen und Modellberechnungen werden die Spezialisten der TU München und der Universität Innsbruck die zur Anwendung kommenden innovativen Bauweisen optimieren und ein angepasstes Monitoring-Programm für die Umsetzungsphase erarbeiten.

Der dritte und letzte Abschnitt betrifft die steile Uferböschung auf Höhe der „Wildnis“. Hier soll das Ufer abgeflacht werden, damit die Donau im Stadtgebiet für die Menschen erlebbarer wird und gleichzeitig wertvolle Laichhabitate für die heimischen Fischarten – wie Huchen und Nase – entstehen können. Daneben sollen auch Wechselwasserzonen für besonders spezialisierte Auenbewohner entwickelt werden. Hierzu erarbeiten die Experten vom Aueninstitut Neuburg und vom Fischereiverband Schwaben ein Gewässerentwicklungskonzept, das im Rahmen der offenen Planung und in Bürger-Dialog-Foren diskutiert und weiterwickelt werden soll.

Alle geplanten Maßnahmen werden in enger Abstimmung mit dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth durchgeführt und auf die laufenden Planungen der Hochwasser-Schutzmaßnahmen für die Stadt Donauwörth angepasst. Über regelmäßige Lenkungskreissitzungen wird der Abstimmungsprozess mit den verantwortlichen Fachbehörden gewährleistet.

Das weitere Vorgehen

Nach dem positiven Bescheid der EU und dem offiziellen Startschuss beginnen die Projektpartner nun mit den detaillierten Untersuchungen und Konzepterstellung. Nachdem sie die ökologische und hydrologische Situation erfasst haben, werden Gewässerentwicklungskonzepte entwickelt. Die Bürger sollen dabei die Möglichkeit haben, ihre Ideen, Vorschläge oder auch Bedenken einzubringen. Erst danach beginnen die Projektpartner mit der Umsetzung der Maßnahmen. Durch ein kontinuierliches Monitoring wird schließlich untersucht, ob die ökologischen Maßnahmen die gewünschte Wirkung erzielen und die Ziele erreicht werden. (pm)