Man lernt nie aus: Lebenslang Lernen an der vhs

. Bild: VHS Donauwörth
Im aktuellen blättle dreht sich in unserem Titelthema alles um das Thema Bildung. Wir haben uns den Bildungsstandort Donau-Ries näher angeschaut, vom Kindergarten über die Schule bis hin zum berufsbegleiteten Lernen und zu Bildungsmöglichkeiten bis ins hohe Alter. Aus dem Thema haben wir eine mehrteilige online Serie gemacht. Im letzten Teil lest ihr unser Interview mit den Geschäftsführern der drei Volkshochschulhauptgeschäftsstellen im Landkreis.
Im aktuellen blättle dreht sich in unserem Titelthema alles um das Thema Bildung. Wir haben uns den Bildungsstandort Donau-Ries näher angeschaut, vom Kindergarten über die Schule bis hin zum berufsbegleiteten Lernen und zu Bildungsmöglichkeiten bis ins hohe Alter. Aus dem Thema haben wir eine mehrteilige online Serie gemacht. Im letzten Teil lest ihr unser Interview mit den Geschäftsführern der drei Volkshochschulhauptgeschäftsstellen im Landkreis.
Donau-Ries - Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Deutschland die offenen Bildungsangebote neben den Schulen wieder neu aufgebaut. Daraus haben sich vielerorts die heutigen Volkshochschulen entwickelt. Im Donau-Ries gibt es drei eigenständige Hauptstellen in Donauwörth, Nördlingen und Oettingen mit zahlreichen Nebenstellen in kleineren Städten und Gemeinden. Vom Dachverband der Volkshochschulen werden bestimmte Angebotskategorien wie z. B. Gesellschaft, Kultur, Sprachen, Beruf, Gesundheit oder auch Grundbildung festgelegt. Hinzu kommen individuelle Angebote wie vhs Reisen, Junge vhs oder auch vhs-Film. Zahlreiche Menschen jeder Altersgruppe und mit den unterschiedlichsten Zielen und Interessen besuchen jährlich die umfassenden Kursangebote. Wir haben Gurdrun Reißer M. A. (Geschäftsführerin der vhs Donauwörth), Peter Schiele (Geschäftsführer vhs Nördlingen) und Marianne Schaffer (Geschäftsführerin vhs Oettingen) zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft befragt:
DRA: Welche Bildungsbereiche waren vor 20 Jahren modern und welche Kurse werden heute eher nachgefragt?
Marianne Schaffer: Damals waren EDV-Kurse besonders gefragt und der Bereich Reisen war stärker. Seit etwa einem Jahr sind aufgrund der aktuellen Lage Kurse für Asylbewerber und Flüchtlinge besonders stark gefragt.
Gudrun Reißer: Auch bei uns waren in den 1990er Jahren EDV-Kurse komplett überbucht. Das hat sich geändert. Aber unabhängig davon liegt unser Fokus weiterhin auf dem Sektor der beruflichen Weiterbildung - von persönlichen Kompetenzen bis CAD, SAP oder neuen Medien. Seit der Migrationswelle 2015 arbeiten wir ganz eng mit der Bundesagentur für Arbeit und dem Bundesamt für Migration zusammen, um unseren Part zur Integration von Flüchtlingen zu leisten. Derzeit besuchen die vhs Donauwörth jährlich 26 000 Teilnehmer/innen - wir sind die größte vhs zwischen Nürnberg und Augsburg und dabei auch anerkanntes Prüfungskompetenzzentrum für weltweit gültige Sprachzertifikate.
Peter Schiele: Ich glaube, der ganzheitliche Ansatz hat sich in den letzten Jahren entwickelt. Die vhs ist nicht mehr nur Lernort z. B. für Sprachen. Die Leute wollen umfassend etwas für Körper und Geist tun. Die Themen Bewegung und Gesundheit sind groß.
Gudrun Reißer: Auch bei uns besitzt die Gesundheitsbildung einen sehr hohen Stellenwert. Seit 2015 führen wir zusätzlich die Yogaschule und das Gesundheitsforum.
Marianne Schaffer: Die Gesellschaft hat sich verändert. Ältere Menschen gehen heute viel mehr raus und sind aktiver als noch vor 20 Jahren.
Peter Schiele: Das stimmt. Man könnte die vhs als Spiegel der gesellschaftlichen Entwicklung bezeichnen.
DRA: Welche Menschen kommen zu Ihren vhs-Kursen? Ältere oder jüngere? Frauen oder Männer?
Gudrun Reißer: Wir bieten für - fast - jeden Teilnehmer ein passendes Angebot. Für jedes Alter, für jede soziale Gruppierung, für Menschen mit und ohne Behinderung. Wir favorisieren keine Religion und keine Partei. Die Frauen sind bei uns in der Überzahl. Sie sind neugierig und vor allem vielseitig interessiert.
Peter Schiele: Die Frauen sind neugierig auf Neues, sie kommen auch oft als kleine Gruppe in den Kurs. Da ist die vhs so etwas wie ein Treffpunkt. Die Männer sind eher ertragsorientiert, nach dem Motto "Was bringt mir der Kurs am Ende"?
Marianne Schaffer: Ich glaube, es kommt auf den Kurs an. Männer fühlen sich eher von den Bereichen berufliche Fortbildung, Sport oder Handwerk angesprochen.
DRA: Welchen Beitrag leisten Ihrer Meinung nach die Volkshochschulen zum lebenslangen Lernen?
Gudrun Reißer: Einen ganz entscheidenden, denn man kann heute nicht mehr davon ausgehen, dass die Schulen alles leisten. Wir vermitteln vor allem auch Basiswissen: Welche Versicherung brauche ich? Auf was muss ich bei Mietverträgen achten? Das lernt man in der Schule generell nicht. Außerdem gibt es keinen anderen Bildungsträger, der ein so breit gefächertes Angebot hat.
Peter Schiele: Wir als Volkshochschulen sehen uns als gleichberechtigte Säule des Bildungssystems.
DRA: Wie wichtig sind Kooperationspartner?
Peter Schiele: Sehr wichtig. Wir in Nördlingen beschäftigen uns vor allem mit dem Thema Inklusion und arbeiten gerade da sehr eng mit der Lebenshilfe zusammen. Auch Vereine, Schulen, andere Bildungsträger sind wichtig. Wir sehen uns gegenseitig nicht als Konkurrenz sondern als Ergänzung.
Gudrun Reißer: Netzwerke sind heute unerlässlicher denn je, weshalb es mit meine Aufgabe ist, diese auszubauen. So bleiben wir immer am Puls der Zeit und erfahren dabei die Bedarfe von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
DRA: Wie bleibt man als vhs am Puls der Zeit?
Peter Schiele: Wir müssen auf das hören, was unsere Kursteilnehmer wollen und das Angebot entsprechend gestalten. Das staubige Image haben wir glaube ich abgeworfen. Bei Qualitätstests schneiden die Volkshochschulen immer sehr gut ab: Wir haben moderne Räume und Ausstattungen, die Anmeldung ist einfach und relativ unbürokratisch und unsere Dozenten werden vorab geprüft.
Gudrun Reißer: Es ist nicht nur ein guter Internetauftritt wichtig, sondern immer noch ein attraktiv und modern gestaltetes Printmagazin. Ich besuche viele Veranstaltungen über den Landkreis hinaus, sei es bei der IHK, den Kammern oder dem Wirtschaftsförderverband. So erfahre ich von Unternehmern und kommunalen Vertretern, wo der Schuh drückt und wo wir unterstützend mitwirken können. Selbstverständlich ist der Austausch mit den Kollegen des Dachverbandes sehr wichtig, aber auch die tägliche Lektüre von Tageszeitung, Fachzeitschriften und politischen Magazinen.
DRA: Wie sieht die Zukunft der vhs im Allgemeinen und speziell bei Ihnen aus?
Marianne Schaffer: Wir werden das Kursprogramm so vielfältig wie möglich halten, denn viele Menschen würden das eine oder andere vielleicht gar nicht machen, wenn wir nicht vor Ort den entsprechenden Kurs anbieten würden. In Oettingen wird die Integration wichtig bleiben, denn die Flüchtlinge und Asylbewerber brauchen zum einen die Sprachkenntnisse, aber auch Beschäftigungen und Anreize - hier wollen wir das Angebot weiter ausbauen.
Peter Schiele: Die Volkshochschulen sollten das Angebot für Jung und Alt aufrecht erhalten, von der Grundbildung bis zum Studium Generale sollte die vhs für jeden etwas bieten. Zukünftig wird das Internet wichtiger werden, also kombiniertes Lernen im Kurs und zu Hause am Computer. Generell werden die Kurseinheiten eher kürzer werden, lieber 5-10 Einheiten, als Kurse über mehrere Monate. Ich denke, die vhs wird es immer geben, gerade im ländlichen Raum, und sie sollte offen bleiben für alle.
Gudrun Reißer: Wir werden noch mehr als bisher schon geschehen in die Dozentenfortbildung und -zertifizierung investieren. Im Programmbereich Sprachen werden wir das Spektrum der weltweit anerkannten Zertifikate ausbauen und die Themen Grundbildung fokussieren. Allein in Bayern gibt es ja mehr als eine Million Menschen, die funktionale Analphabeten sind. Und ich hoffe natürlich, dass uns die Kommunen und der Landkreis finanziell weiterhin so unterstützen, damit sich die Bildungsangebote an Volkshochschulen wirklich jeder leisten kann.