Anton Hofreiter hielt in Mertingen einen Vortrag über die Klimakrise, kam aber auch auf ein Bier und zum "Ratschen".
Mertingen - Langhaarig, trotzig, bayerisch - so kennt man den Toni Hofreiter aus Bundestagsdebatten. Wenn Hofreiter lauter wird, und das wird er oft, dann wippen seine langen Haare und er gestikuliert wild. In Mertingen machte Hofreiter am Dienstagabend Wahlkampf - und trat anders als erwartet auf. Etwa 90 Interessierte waren zur Veranstaltung mit dem Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der Grünen gekommen. Was sie von ihm im Saal der Alten Brauerei sahen und hörten, erinnerte kaum an ihn in hitzigen Debatten im Parlament.
Dr. Anton Hofreiter, neben Politiker auch promovierter Biologe, wirkte bei seinem Vortrag "Weil es keinen Planeten B gibt" eher appellierend, ernst und nachdenklich . Ein Wissenschaftler eben.
Hofreiter legte dar, welche dramatischen Ausmaße der Klimawandel bereits angenommen hat und was beim Klimaschutz zu tun ist, damit die Menschheit ihre Lebensgrundlage auf der Erde erhalten kann. Seine Schwerpunkte: die Energiewende, umweltfreundliche Mobilität und die ökologisch-bäuerliche Landwirtschaft. Zuerst erinnerte er an das folgenschwere Aussterben vieler Tierarten, die der Klimawandel mit sich zieht. Es gehe dabei nicht um ein paar Kröten und Schmetterlinge die verschwinden, so Hofreiter. Täglich sterben bis zu 150 Tierarten komplett aus.
20 Kohlekraftwerke abschalten
Um die "Menschheit zu retten" hat Hofreiter große Ziele. Er will die zwanzig schmutzigsten Kohlekraftwerke in Deutschland abschalten und langsam aus der Kohlekraft aussteigen. Möglich wäre das, weil Deutschland mehr Strom als je zuvor exportiere und neue Technologien, wie Batterien für Sonnenstrom entwickelt werden.
Außerdem forderte der Grünen-Politiker besseren Ausbau der öffentlichen Verkehrsnetze und kritisiert die hiesige Autoindustrie, die zum Beispiel den Elektroautos des US-Unternehmen Tesla in Sachen Technik hinterher hinke. Selbst parkte Hofreiter einen BMW 5er Hybrid, selbstverständlich in grün und mit dem Slogan "Mut als Motor, Zukunft als Ziel" beklebt, vor der Alten Brauerei in Mertingen.
Als Hofreiter nach seinem etwa einstündigem Vortrag, den er völlig frei hält, fragen zur Massentierhaltung, zur Bekämpfung von Fluchtursachen und zum "Flächenfrass" beantwortet, freut sich Hofreiter auf ein Bier und einen "Ratsch", vorher fordert er "Hey Leit', geht in zwei Wochen wählen, und sorgt dafür dass keine Nazis im Bundestag sitzen werden."