Richard Paul, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Donauwörth, fasst die aktuelle Situation zusammen: „In Anbetracht der anhaltenden Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie hält sich der Arbeitsmarkt in unserer Region verhältnismäßig robust. Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Lage weiterhin angespannt ist. Die staatlichen Subventionen federn stärkere Auswirkungen ab. Kurzarbeit wird von den Betrieben in hohem Maße genutzt, um Mitarbeiter zu halten. Leider bleibt die Nachfrage nach Arbeitskräften weiterhin verhalten.“
Der übliche „Frühjahrseffekt“ bildet sich durch den Rückgang der Arbeitslosigkeit bei den Männern ab, da diese häufiger in den Außenberufen beschäftigt sind. Hier ist die Arbeitslosigkeit um 8,9 Prozent zurückgegangen - bei den Frauen verzeichnen wir ein Plus von 1,3 Prozent. Im März haben sich 494 Personen arbeitslos gemeldet, davon kamen 243 aus einer Beschäftigung. Im Gegenzug konnten 589 die Arbeitslosigkeit beenden, 267 davon nahmen eine Erwerbstätigkeit auf. Von den 1.916 arbeitslos gemeldeten Menschen waren 1.321 (minus 123 im Vergleich zum Vormonat) bei der Arbeitsagentur und 595 (plus 29 im Vergleich zum Vormonat) im Jobcenter Donau-Ries gemeldet.
Kurzarbeit geht seit Jahresbeginn zurück
Viele Unternehmen nutzen auch weiterhin das Kurzarbeitergeld um ihre Beschäftigten zu halten. Der Umfang der realisierten Kurzarbeit ist unverändert sehr hoch. Da die Betriebe bis zu drei Monate im Nachgang abrechnen können, liegen verlässliche Daten erst mit einem längeren zeitlichen Verzug vor. Der aktuelle Trend lässt sich am besten an den monatlich neu eingegangenen Anzeigen ablesen.
Nach deutlichen Anstiegen vor dem Hintergrund des Lockdowns zum Jahresende gehen die Anzeigen konjunktureller Kurzarbeit seit Jahresbeginn wieder zurück. Im Februar gingen 89 Anzeigen für 2.774 Beschäftigte ein und bis zum 25.03.2021 wurden 19 Anzeigen für 153 Beschäftigte eingereicht.
283 neue Arbeitsstellen gemeldet
Die Arbeitskräftenachfrage ist weiterhin äußerst verhalten. Im März wurden 283 neue Arbeitsstellen gemeldet, 12 weniger als im Februar. Beim Vergleich zum Vorjahr liegen die Stellenmeldungen ebenfalls mit 10 im Minus.
Der Bestand an offenen Stellen liegt leicht über dem Niveau des Vormonats aber immer noch unter den Werten des Vorjahres. Insgesamt befinden sich im Stellenpool 1.296 Arbeitsstellen, 87 mehr als im Februar und 164 weniger als im Vorjahr. Gesucht wird Personal in den Berufsbereichen Lagerwirtschaft, Verkauf, Metallbearbeitung, Kranführer, Maschinenbau, Schweißtechnik, Büro, Sanitär- Heizungs- und Klimatechnik und Holz-, Möbel- und Innenausbau.
Über 700 unbesetzte Berufsausbildungsstellen
Es ist Halbzeit im Berufsberatungsjahr und Richard Paul zieht Zwischenbilanz: „Seit Oktober 2020 haben sich 873 Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildungsstelle an die Arbeitsagentur gewandt. Das sind 7,9 Prozent weniger als vor einem Jahr. Gleichzeitig wurden 1.316 Ausbildungsstellen gemeldet, 1,9 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Rein rechnerisch stehen einem Ausbildungssuchenden 1,5 Ausbildungsstellen gegenüber.
Aktuell haben 356 Jugendliche noch keine feste Zusage für einen betrieblichen Ausbildungsplatz oder eine andere Alternative wie zum Beispiel den Besuch einer weiterführenden Schule. Demgegenüber stehen 738 unbesetzte gemeldete Berufsausbildungsstellen. Es bieten sich also noch viele Chancen für die jungen Menschen, in eine betriebliche Ausbildung zu starten.
"Die Entscheidung, in welche Richtung es beruflich gehen soll, ist ein äußerst entscheidender Schritt und nicht immer leicht. Jugendliche, die eine Ausbildung machen möchten, sollten sich trotz der aktuellen Situation nicht verunsichern lassen. Die Unternehmen wollen weiterhin ausbilden, denn ein Auszubildender/eine Auszubildende bleibt die begehrte Fachkraft von morgen – Corona hin oder her. Gerade jetzt ist der richtige Zeitpunkt, sich mit der eigenen Berufswahl auseinanderzusetzen und die Weichen zu stellen. Dafür steht die Berufsberatung der Agentur für Arbeit den jungen Menschen zur Seite. Eine frühzeitige, intensive Beratung unterstützt sie dabei, sich für den richtigen Beruf zu entscheiden und das Fundament für eine stabile Erwerbsbiographie zu legen. Wir bieten Telefon- und Videoberatung an. Und wir sind online präsent: mit Tools wie „Check U“ oder Livechats auf YouTube", so Paul.
Trotz Corona - Beschäftigung nimmt leicht zu
Der Leiter der Donauwörther Arbeitsagentur berichtet zu den neuesten Zahlen aus der Beschäftigtenstatistik: „Trotz Corona-Pandemie hat die Beschäftigung leicht zugenommen, was wirklich bemerkenswert ist. Ende September 2020, dem letzten Quartalsstichtag, belief sich die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Landkreis Donau-Ries auf 64.179. Gegenüber dem Vorjahresquartal war das eine Zunahme um 568 oder 0,9 Prozent. Dass die Beschäftigung nicht eingebrochen ist, verdanken wir der Kurzarbeit, die bei Konjunktureinbrüchen und besonders seit Beginn der Pandemie die Existenz von Betrieben und Arbeitnehmern sichert.“
Nach Branchen gab es absolut betrachtet die stärkste Zunahme in der Metall- und Elektroindustrie sowie Stahlindustrie, einem Teilbereich des Verarbeitenden Gewerbes (plus 323 oder 2,0 Prozent); am ungünstigsten war dagegen die Entwicklung in der Arbeitnehmerüberlassung (minus 153 oder 5,9 Prozent). (pm)