Der Chefarzt und Ärztliche Direktor des Stiftungskrankenhauses, Professor Dr. Bernhard Kuch, sagte: „Wir sind froh, Medizin auf diesem hohen Niveau anbieten zu können. Die Intensivstation ist technisch und fachlich inzwischen hervorragend ausgestattet.“ Wichtig sei aber ein sensibler Umgang mit dem Thema. Es müsse darum gehen, Vorbehalte in der Bevölkerung gegen Organspenden abzubauen und deutlich zu machen: Organspenden retten Leben.
Der 64-Jährige Patient wurde mit einem schweren Herzinfarkt ins Stiftungskrankenhaus eingeliefert. „Unsere Ärzte auf der Intensivstation haben alles versucht, um das Leben des Mannes zu retten. Auch der Versuch, die akut verschlossenen Herzkranzgefäße mit dem Herzkatheter zu öffnen, konnte dem Patienten nicht helfen, da der Patient bereits durch die Wiederbelebungsmaßnahmen außerhalb der Klinik einen Sauerstoffmangel des Hirns erlitten hatte, was zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar war und sich später die erlittene schwere Hirnschädigung herausstellte mit der Folge des Eintritts des Hirntods“, berichtet Chefarzt Dr. Thomas Handschuh, der auch der Transplantationsbeauftragte der Klinik ist.
Bei einer Organspende bedarf es vollständigen Zustimmung
Das Stiftungskrankenhaus benachrichtigte die Familie des Mannes, der im Großraum Nördlingen lebte. Die Ehefrau und Angehörige reisten aus einem Nachbarland an. Nach intensiver Beratung entschied sich die Familie, die Organe des Hirntoten zu spenden. Handschuh: „Die Ehefrau sagte, sie entscheide im Sinne ihres Mannes, der es so gewollt hätte“, erzählt Chefarzt Handschuh. Anschließend startete in Nördlingen erstmals ein Organspende-Verfahren, das in Deutschland nach klaren Regeln abläuft.
Der Hirntod muss von zwei Spezialisten unabhängig voneinander attestiert werden. Im Falle des Hirntods sind alle Hirnreflexe und Hirnaktivitäten erloschen, das gesamte Hirngewebe ist abgestorben. Der Körper des Patienten wird nur noch künstlich am Funktionieren gehalten. Einer der beiden Untersucher war Dr. Thomas Handschuh: „In so einer Situation gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder man schaltet die Geräte ab und der übrige Körper stirbt ab. Oder es findet vor der Abschaltung eine Organentnahme statt, die anderen Menschen das Leben retten kann.“
Mehrere Menschen wurden durch diese nötige Spende gerettet
Im Falle des ersten Rieser Organspenders lief die Operation Organspende an. Mitarbeiter der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) wurden benachrichtigt, kamen ins Stiftungskrankenhaus und kümmerten sich um die Abwicklung. Spezialisten entscheiden über die Entnahme der Organe. Im Falle dieses Patienten wurden die Leber, zwei Nieren sowie die Hornhaut beider Augen entnommen. Die Entnahme fand um drei Uhr in der Nacht mit Unterstützung von Ärzten aus dem Münchner Universitätsklinikum Großhadern statt. Hintergrund: Bereits am nächsten Morgen teilten Ärzte die Leber und implantierten sie bei zwei Menschen. Auch die beiden Nieren wurden in Bayern bei zwei Patienten eingepflanzt, die lange auf lebensrettende Organe gewartet hatten. Im Falle des Augengewebes wird ein nahezu Erblindeter wieder sehen können. (pm)