Am 8. Juli 2021 wurden die Ergebnisse einer Prüfung bezüglich der Machbarkeit der sechsten Bahn für das Schwimmerbecken im Stadtrat erläutert (wir berichteten). Sie würde knapp eine Million Euro höhere Baukosten und 35 bis 50.000 Euro höhere Betriebskosten pro Jahr verursachen. Bei einer Bürgerversammlung am 19. Juli 2021 wurden die Argumente für den Verzicht auf die sechste Bahn der Öffentlichkeit präsentiert, Widerstand war hierbei überwiegend von Vertretern des 1. Schwimmvereins Nördlingen und DLRG Nördlingen zu vernehmen, die sich ein breiteres Becken wünschen.
Am Donnerstagabend, 22. Juli 2021, wurde in der letzten Vollsitzung des Stadtrats vor der Sommerpause das Raumprogramm für das neue Bad endgültig beschlossen. In ihren Stellungnamen waren sich die Fraktionsvorsitzenden in den meisten Punkten einig: Für eine grundsätzliche Ausstattung des Bades mit Schwimmerbecken, einer einfachen Rutsche, einem Lehrschwimm- bzw. Kursbecken, einem Baby-/Kleinkinderbereich, Umkleiden und Gastronomiebereich sprachen sich alle geschlossen aus, ebenfalls für eine Planung des Bades als Dreifachübungsstätte für Schulklassen. Die große Rutsche und das Außenbecken bleiben Platzhalter für zukünftige Erweiterungen und werden zunächst nicht Bestandteil der Planung. Über diese Punkte wurde in drei Einzelabstimmungen entschieden, jedes Mal mit einstimmiger Zustimmung.
Knappe Entscheidung für fünf Bahnen
Für die sechste Bahn sprach sich Steffen Höhn von der CSU aus. Ein größeres Schwimmerbecken lasse sich nämlich nicht, wie andere Module, später noch einbauen. Zur Meinung der Fachplaner, die sich in der Sitzung vom 8. Juli gegen die sechste Bahn ausgesprochen hatten, sagte Höhn: „Experten sind das eine, aber es ist auch wichtig, dass wir als Stadtrat sagen, was wir wollen.“ Thomas Mittring (Stadtteilliste) bezeichnete hingegen die Sauna als „ein absolutes Muss“ und nicht verhandelbar. Seine Fraktion wolle nicht, dass die Sauna womöglich wegen einer sechsten Bahn auf der Strecke bleibe, deshalb stimme man für fünf Bahnen.
Ähnlich sah es Helmut Beyschlag von der PWG. Die Entscheidung für das neue Hallenbad sei „ein großer Schritt für Nördlingen“ und eine erhebliche Aufwertung. Er sei außerdem froh, dass keine Grundsatzdiskussion über das Projekt geführt werde, sondern alle dahinterständen. „Nördlingen braucht eine Sauna“, so Beyschlag, man müsse sie jetzt gleich mit bauen, sonst werde sie womöglich auf die lange Bank geschoben. Natürlich würden sich alle möglichst viel Wasserfläche wünschen, aber man müsse sich schlussendlich der finanziellen Verantwortung stellen und den eindeutigen Meinungen der Fachleute beugen – daher fünf Bahnen.
Bezüglich der Frage „Sauna oder sechste Bahn“ meinte Wolfgang Goschenhofer (Grüne-Frauenliste): „Wir sagen: Es geht beides.“ Man sei im Stadtrat bisher mutig gewesen und habe dabei richtige Entscheidungen getroffen, zum Beispiel für den Wemdinger Tunnel, das Jugend- und Familiengästehaus und das Freibad auf der Marienhöhe. „Ich bin mir sicher, wir können das stemmen“, so Goschenhofer. Eine sechste Bahn täte allen gut, man solle jetzt ein „weiteres Juwel“ in der Stadt errichten.
Gabriele Fograscher (SPD) fand, dass die Diskussion über Sauna oder sechste Bahn den Blick auf das Hallenbad verstelle und dabei vergessen werde, dass das neue Bad auch mit fünf Bahnen eine erhebliche Verbesserung für Nördlingen bedeute. Der Neubau sei attraktiv für alle Nutzergruppen. Die erhöhten Investitions- und Betriebskosten sprächen gegen eine sechste Bahn. Da die Sauna als späterer Anbau höhere Kosten verursache solle diese auch von Anfang an mit umgesetzt werden.
Stadtkämmerer Kugler mit eindringlicher Warnung
Bevor die Abstimmungen stattfanden, warnte Stadtkämmerer Bernhard Kugler davor, sich finanziell allzu sehr zu verausgaben. Angesichts der Kosten für Zukunftsprojekte in den kommenden Jahren sei das Hallenbad ein enormes Unterfangen. Man müsse sich im Klaren sein, dass es am Ende nicht bei den prognostizierten Kosten bleiben werden, mit Steigerungen sei zu rechnen. Bereits in circa zwanzig Jahren, so habe er von Kämmererkollegen gehört, sei außerdem mit neuen Investitionen für Sanierung bzw. Modernisierung des Hallenbades zu rechnen – bis dahin seien die für den Bau aufgenommenen Schulden noch gar nicht abbezahlt. „Im Worst-Case-Szenario haben wir nur ein allerletztes Mittel“: Anhebung der Steuern. Denn irgendjemand müsse das Bad bezahlen.
Oberbürgermeister David Wittner zufolge sei dieser Tag ein Freudentag. Natürlich dürfe man bei so einem Projekt nicht alles nur in Euro sehen, sondern müsse es auch als Investition in die Schwimmfähigkeit der Kinder verstehen. Am Ende bleibe aber nichts anderes übrig, als der Einschätzung der Fachleute zu folgen.
Bezüglich der Sauna stimmte mit 26 zu 4 eine große Mehrheit für deren Bau. Bei der Einzelabstimmung über das Schwimmerbecken wurde das Sechs-Bahn-Becken mit 25 mal 15 Metern mit 14 zu 16 Stimmen abgelehnt (die 3. Bürgermeisterin Gudrun Gebert-Löfflad fehlte entschuldigt), allein CSU und Grüne-Frauenliste waren dafür. Das Schwimmerbecken wird stattdessen die Abmessungen 25 mal 12,5 Meter haben, was fünf Bahnen mit jeweils 2,50 Meter Breite entspricht.