Dekanatssynode Nördlingen

Digitale Gemeinde jenseits der Kirchenmauern

Dekan Gerhard Wolfermann informierte, welche Themen das Dekanat Nördlingen derzeit bewegen. Bild: Silke Hampp
Die Dekanatssynode Nördlingen beleuchtet Online Angebote in Gemeinden. Mit den Teilnehmern diskutierte Kirchenrätin Melitta Müller Hansen über Chancen und Herausforderungen digitaler Formate.

Ist ein Gottesdienst noch ein Gottesdienst, wenn alle Besucher daheim vor dem Bildschirm sitzen? Was unterscheidet das Online Angebot vom sonntäglichen Gang in die Kirche? Die Mitglieder der Dekanatssynode Nördlingen diskutierten bei ihrer Tagung im Gemeindezentrum St. Georg, wie Gemeinden jenseits der Kirchenmauern digital unterwegs sein können. Dafür hatten sich die Synodalen am Samstagvormittag Kirchenrätin Melitta Müller Hansen eingeladen, die in ihrem Vortrag Für und Wider digitaler Formate beleuchtete. Melitta Müller Hansen ist Beauftragte der Evangelisch Lutherischen Kirche für Hörfunk und Fernsehen beim bayerischen Rundfunk und damit zum Beispiel zuständig für Fernsehgottesdienste und Radioandachten.

Große Bandbreite digitaler Angebote
„Die Definition, Gemeinde findet dort statt, wo Gemeinde sich persönlich trifft, stimmt nicht mehr“, so Melitta Müller-Hansen. Corona habe hier sehr viel verändert, wie Studien zu Online Gottesdiensten im Jahr 2020 und 2021 zeigt en. „Eine nennenswerte Anzahl von Menschen sagt: Ich will von zu Hause aus am Gottesdienst teilnehmen.“ Und auch bei digitalen Angeboten gäbe es viele Möglichkeiten, wie Gemeindemitglieder mitmachen könnten: „Videos mit Fürbitten oder kleinen Geschichten zum Beispiel, die mit in den digitalen Gottesdienst eingefügt werden“, erklärte Melitta Müller Hansen. Gerade für junge Menschen ein wunderbares Spielfeld. Anhand von Beispielen zeigte die Referentin die Bandbreite digitaler geistlicher Impulse. Allerdings dürfe man sich keinen Illusionen hingeben: „Neue Mitglieder gewinnt man mit Online Gottesdiensten nicht. Nur 12 Prozent der Nutzer sind Menschen, die bisher keinen Kontakt zur Kirche hatten.“ Ob und welche digitalen Formate angeboten werden, müsse jede Gemeinde selbst entscheiden. Gute Angebote kosten Geld und binden Personal. „Vielleicht ist es in Nördlingen ein Projekt innerhalb des Dekanats. So können sich Menschen mit Lust, Zeit und Begabungen einbringen“, schloss sie vor.

Dekan Gerhard Wolfermann bestätigte, dass für das Dekanat bereits die Stelle eines „Digitalreferenten“ ausgeschrieben sei. Die Landeskirche hatte hier Projektmittel zugesagt. „Es ist allerdings nicht einfach, geeignete Leute zu finden“, so Wolfermann. Er informierte die Synodenmitglieder über das vergangene Jahr. „Die Herausforderung der Corona Pandemie war, den Kontakt zu den Gemeindegliedern zu halten. Das ist uns unterschiedlich gut gelungen.“ Er sei dankbar, dass sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter offen gegenüber neuen digitalen Angeboten zeigten. „Allerdings hat sich auch gezeigt, dass besonders junge Menschen den persönlichen Kontakt und Austausch brauchen.“ Genauso wie ältere Menschen, die über elektronische Medien kaum zu erreichen waren.

Pfarrernachwuchs fehlt
Schwierig ist die Situation der Pfarrstellen im Dekanat. Die Pfarrei Schmähingen Hohenaltheim Balgheim ist immer noch unbesetzt. Es gab keine einzige Bewerbung. Pfarrerin Senta Burger in Nähermemmingen Baldingen befindet sich im Mutterschutz. Pfarrer Klaus Haimböck vertritt sie momentan. Die Landesstellenplanung der drei Dekanate Donauwörth, Nördlingen und Oettingen laufe derzeit. Im Bereich Donau Ries müssen insgesamt drei Stellen abgebaut werden. „Das wird nicht ohne schmerzliche Einschnitte gehen“, meinte Wolf ermann. „Der Nachwuchs fehlt.“ Die Landeskirche rechne damit, dass 2045 nur noch die Hälfte an Pfarrerinnen und Pfarrern zu Verfügung stehe. Im Fokus stehe auch, wie Gemeindemitglieder dazugewonnen und gehalten werden könnten. „Die Austrittszahlen steigen auch in unserer Region. Der Pfarrermangel macht es nicht leichter, dem entgegen zu steuern“, sagte Wolfermann. Gemeinde sei Beziehungsarbeit.

Eingangs hatte Oberbürgermeister David Wittner den Teilnehmern der Synode für ihr Engagement gedankt. „Kirche jenseits der Kirchenmauern, das sind viele Christinnen und Christen, die sich um Menschen kümmern“, sagte er in seinem Grußwort. „Sei es in der Kinderbetreuung, der Krankenseelsorge, bei der Seniorenarbeit oder durch das Musikangebot. Danke für jeden persönlichen Einsatz.“ (pm)

Kirchenrätin Melitta Müller-Hansen machte Mut, in digitale Gottesdienste auch Beiträge von Gemeindemitgliedern einzubinden. Bild: Silke Hampp