„In zehn Jahren im BVUA habe ich noch nicht erlebt, dass ein Bauherr eine Planung so an die Wand fährt“, sagte Stadtrat Wolfgang Goschenhofer (Grüne/Frauenliste) in der Sitzung am Dienstagabend im Klösterle. Mit dieser Meinung stand er nicht allein da, die Ausschussmitglieder waren sich in der Ablehnung der beiden Baugesuche einig.
Zuvor hatte Thorsten Vogelgsang vom Stadtbauamt die beiden sehr ähnlichen Projekte vorgestellt. Das Grundstück Zeitblomweg 7, auf dem früher eine mittlerweile abgerissene Villa mit vielen alten Bäumen stand, soll geteilt werden. Auf den Teilstücken soll nach Vorstellung des Bauherrn jeweils ein Mehrfamilienhaus mit je sieben Wohneinheiten und je fünf Stellplätzen zur Straße hin entstehen. Von den Stellplätzen sollen pro Gebäude je vier als ins Haus integrierte Garagen und jeweils einer als nicht überdachter Parkplatz realisiert werden. Die Maße der beiden Häuser betragen jeweils 8,25 Meter mal 25 Meter (circa), Firsthöhe circa zehn bis elf Meter, sie sollen mit drei Vollgeschossen und begrüntem Flachdach gebaut werden. Dazu kommt es aber aus verschiedenen Gründen zunächst nicht.
Bauplanungsrechtlich wie bauordnungsrechtlich unzulässig
Durch die große überbaute Fläche und das Volumen der Baukörper „verstößt das Vorhaben gegen das Gebot der Rücksichtnahme und fügt sich nicht in die nähere Umgebung ein“, hieß es in den Ausführungen von Thorsten Vogelgsang. Die „erdrückende Wirkung“ des Vorhabens könne den Nachbarn nicht zugemutet werden. Das westliche der beiden Gebäude würde laut der Planung auf der gesamten Länge des Nachbargrundstücks Zeitblomweg 9 gebaut, und auch das östliche stünde in keinem Verhältnis zum Nachbargebäude im Zeitblomweg 3/5.
Auch die Platzierung von zusammengenommen zehn Fahrzeugstellplätzen nebeneinander mit direkter Überfahrt über den Gehweg wird aus verkehrsfachlicher Sicht nicht befürwortet. Des Weiteren halten die Balkone im Obergeschoss, die bei den beiden Mehrfamilienhäusern jeweils zu den Nachbargrundstücken hin geplant sind, die erforderlichen Abstandsflächen nicht ein und sind somit bauordnungsrechtlich nicht zulässig.
Stadtratsmitglieder alle einer Meinung
Bürgermeisterin Rita Ortler, die die Sitzung in Abwesenheit von OB Wittner leitete, sagte, dass Nördlingen zwar Wohnungen brauche, aber derzeit auch viele Grundstücke mit dem Ziel gekauft würden, diese maximal zu bebauen. Es brauche aber einen Mittelweg. Die vorliegende Planung könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht durchgehen, so die Bürgermeisterin. Jörg Schwarzer (CSU) bezeichnete die Wirkung der beiden Bauvorhaben als „verheerend“. Schon die zehn Stellplätze nebeneinander seien untragbar, auch mit Blick auf die dadurch entstehende Verkehrssituation für Kinder, die die beiden nahegelegenen Schulen besuchen. Laut Johannes Ziegelmeir (PWG) würden die Mehrfamilienhäuser den Charakter des Viertels zerstören. Man wolle zwar eine Nachverdichtung des Wohnraums in Nördlingen, aber maßvoll. Man müsse das auch klar für alle anderen Investoren so sagen, die in Nördlingen Wohnungen bauen wollen. „Wir können verdichten, aber nicht überall“, so der PWG-Stadtrat.
Dr. Heinrich Richter (CSU) beklagte den Verlust der Villa, die zuvor im Zeitblomweg 7 stand, und „in einer Nacht-und-Nebel-Aktion“ abgerissen wurde. Das zeige die Geisteshaltung des Investors, so der CSUler. Markus Hager (Stadtteilliste) stellte die Frage, ob es im Vorfeld keinen Austausch mit dem Bauherrn gegeben habe – den gab es, so Stadtbaumeister Jürgen Eichelmann. Mit Beratung werde es bei diesem Bauherrn allerdings schwer. Das konnte Stadtheimatpfleger Dr. Wilfried Sponsel bestätigen, der den Investor mehrfach kontaktiert hatte und darum bat, nach dem Vorbild von Häusern in der direkten Umgebung mit dem Bestandsbau zu arbeiten, was ohne Erfolg blieb.
Laut Eichelmann steht zu befürchten, dass der Investor jetzt die fachlichen Mängel der beiden Projekte ausmerzt und mit einer ansonsten ähnlichen Planung wiederkommt. Eine mögliche Lösung sei eine Änderung des Bebauungsplans für das Areal, wovon aber verschiedene zu Rate gezogene Stellen dem Stadtbaumeister abgeraten haben. Wie Stadtrat Alexander Deffner meinte, ist es wohl aber der einzige Weg, um Projekte wie diese zu verhindern.