Hier ist der genossenschaftliche Gedanke lebendig, sagte Bernhard Ströbele, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen-Volksbank Ries, voller Anerkennung. Er lobte damit die Mitglieder des Fördervereins Marienkapelle Nittingen und ihren Vorsitzenden Erwin Taglieber „fürs tatkräftige Anpacken“. Mit sehr viel Eigenleistung – viele der gut 30 Vereinsmitglieder hatten extra mehrere Tage Urlaub genommen – war es möglich, das kleine Gotteshaus in der Mitte des Oettinger Stadtteils zu renovieren. An der weißen Fassade waren seit einiger Zeit deutliche Risse zu sehen, der Giebel war quasi abgebrochen, berichtete Erwin Taglieber. Eine Unterfangung wurde angebracht, Zuganker zur statischen Verstärkung eingebaut, rund ums Haus eine Drainage gelegt und eine neue Dachrinne angebracht. Auch innen hatte Feuchtigkeit dem Gebäude schon zu schaffen gemacht, so dass der Putz abgeschlagen und komplett erneuert wurde. Die großen Laubbäume direkt an der Kapelle schädigten mit ihrem Wurzelwerk ebenfalls das Mauerwerk. Sie wurden gefällt und neue Bäume mit mehr Abstand gepflanzt.
„Wir unterstützen das Engagement der Nittinger sehr gerne“, sagte Alexander Kotz, der bei der Raiffeisen-Volksbank Ries für Oettingen und das Nordries verantwortlich ist. Die Bank hatte für die Renovierung 1000 Euro gespendet. Jetzt empfängt die Marienkapelle die Besucher mit frisch geweißelten Wänden, die die schöne Innenausstattung mit Hochaltar und zwei Holzskulpturen des Heiligen Josef und des Heiligen Sebastian zu Geltung bringen. Regelmäßig werden zwei oder drei Gottesdienste pro Jahr in der Marienkapelle gefeiert. Für Taufen oder Hochzeiten ist sie ebenfalls beliebt.
Schon seit 1776 ist die Kapelle erwähnt. Ein Bauer, der einen Schatz auf seinem Feld gefunden hatte, ließ diese Marienkapelle erbauen – so die Überlieferung. Sie war bis 2003 in Privatbesitz. Die damals anstehende Renovierung, die sich auch im Zuge der Dorferneuerung anbot, war im Alleingang für die Familie nicht zu stemmen, Kirchengemeinde und politische Gemeinde wollten die Kapelle nicht übernehmen. So gründeten die Nittinger kurzerhand den Förderverein Marienkapelle Nittingen und nahmen das Schicksal ihrer Kapelle selbst in die Hand. So auch 2021 wieder, als sich zeigte, dass bei der damaligen Sanierung nicht alles optimal gelaufen ist. „Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele, ganz im genossenschaftlichen Sinn“, sagte Ströbele. Erwin Taglieber ist sich sicher, dass die aktuelle Renovierung langlebiger ist. 80.000 Euro kostete das Projekt. „Durch die Eigenleistung haben wir bestimmt 35.000 Euro gespart“, sagt Taglieber. (pm)