„Ich hätte es bereut, wenn ich nicht am Sozialpraktikum teilgenommen hätte“, sagt Franziska Röthinger, Schülerin am Gymnasium Donauwörth. Sie ist eine von über 90 Zehntklässlern, die in der vergangenen Woche ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung absolviert haben.
Franziska erzählt: „Ich habe im Kindergarten in Ebermergen, der auch Inklusionskinder aufnimmt, die Erzieher bei der Betreuung der Kinder unterstützt. Dabei habe ich hautnah erlebt, dass Kindergärten heute nicht mehr nur „Aufbewahrungsanstalten“, sondern Bildungs-einrichtungen sind, die nicht nur Kinder auf die Grundschule vorbereiten, sondern gerade solche mit unterschiedlichen Entwicklungsverzögerungen oder Migrationshintergrund fördern, um allen den gleichen Start zu ermöglichen.“
Kooperation mit Stiftung Sankt Johannes
Zahlreiche Schüler konnten ihr Praktikum bei der Stiftung Sankt Johannes Schweinspoint ableisten, die mit dem Gymnasium Donauwörth durch eine Kooperationsvereinbarung seit Jahren eng verbunden ist. Gerade die Zusammenarbeit mit den Klienten bei der Reittherapie im Bauernhof oder bei der Gemüseernte in den Treibhäusern ist für die Schüler eine einschneidende Erfahrung, die oft dazu führt, dass diese das Thema „Behinderung“ mit völlig anderen Augen sehen.
Lenaelle Viebranz verbrachte eine Woche bei einer Wohngruppe und kümmerte sich um geistig und körperlich behinderte Menschen. Ihr Fazit lautet: „Ich habe sehr schnell gemerkt, dass unsere Klienten ganz individuelle Persönlichkeiten sind, die auch ihre Wünsche, Sorgen und Sehnsüchte haben. Vor allem aber hat mich beeindruckt, dass die Menschen dort ganz offen und freundlich auf mich zugegangen sind. Davon könnten wir „Menschen ohne Handicap“ uns eine Scheibe abschneiden.“
Bereits im Januar waren die Schüler in einer großen Informationsveranstaltung am Gymnasium Donauwörth auf das Praktikum vorbereitet worden. Nachdem sie von den beiden Betreuern OStRin Andrea Hieble-Reitsam und OStR Christian Hornung über die Vorgehensweise informiert worden waren, mussten sich die Schüler selbst einen Praktikumsplatz suchen und sich bewerben.
Es ist schon etwas Besonderes, wenn Schüler mitten im Schuljahr für eine Woche zum Arbeiten gehen, in eine eigene Abteilung, meist getrennt von den besten Freunden, dafür mit neuen Arbeitskollegen, von denen viele an einer körperlichen oder geistigen Behinderung leiden. Eingesetzt in verschiedene soziale Einrichtungen lernen sie nicht nur neue Menschen kennen, sondern auch mit ihnen zu arbeiten. Ziel des Praktikums ist es, Haltungen wie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Einfühlungsvermögen und Solidarität mit Menschen zu entwickeln, die auf Hilfe angewiesen sind.
Während der Praktikumswoche wurden die meisten Praktikanten von Andrea Hieble-Reitsam, Christian Hornung und Mitgliedern des Elternbeirats an ihren Einsatzorten besucht.
In den Werkstätten der Lebenshilfe in Asbach-Bäumenheim besuchten die Lehrer zum Beispiel Peter Bötsch und Michael Bauer, die dort zusammen mit den Klienten an den Werkbänken arbeiteten und mit diesen Produkte für große Firmen zusammenbauten. Eine besondere Tätigkeit übte auch Maren Pantle in der Außenstelle der Stiftung St. Johannes in Donauwörth aus. Sie war in der Näherei eingesetzt und konnte so auch für den Alltag nützliche Fertigkeiten erlernen.
Für die Lehrkräfte sehr beeindruckend war auch das Engagement der Schülerinnen und Schüler, die in verschiedenen Altersheimen im Landkreis arbeiteten. So konnte Marina Neubauer aus dem Seniorenheim in Rain berichten: „Es war schön zu sehen, wie dankbar die alten Menschen für unsere Hilfe und Zuwendung waren. Das hat mich tief berührt.“
Die Arbeiten während des Praktikums – gerade an hilfsbedürftigen Menschen- zeigen, dass hier auch zwischenmenschliche Aspekte eine wichtige Rolle spielen, schließlich sollen die Senioren nicht nur gepflegt werden, sondern auch einen aufmerksamen Gesprächspartner haben.
Bei der abschließenden Feedback-Runde nach der Einsatzwoche konnten die Schüler über interessante und wichtige Erfahrungen berichten und zeigten sich durchwegs beeindruckt von der Vielfältigkeit und Bedeutung sozialer Berufe. Schulleiter OStD Karl Auinger dankte dabei den Schülerinnen und Schülern ausdrücklich für ihr großes Engagement.(pm)