Kinderbetreuung

Kaisheim bringt Offene Ganztagsschule auf den Weg

An der Graf-Heinrich-Grundschule Kaisheim soll es ab dem kommenden Schuljahr eine Offene Ganztagsschule geben.
Bild: Maja Kirchner
Eltern können ihre Kinder in Kaisheim ab dem kommenden Schuljahr fast kostenfrei für die Offene Ganztagsschule anmelden. Was die Entscheidung mit der Kontroverse um die erhöhten Kita-Gebühren zu tun hat

Zuletzt hatte das Thema Kinderbetreuung in der Marktgemeinde Kaisheim für viel Aufregung und noch mehr Unverständnis seitens der Eltern gesorgt. Der Grund dafür: Die Gemeinde hatte im Sommer 2022 nicht nur die Gebühren für die Kindertageseinrichtungen und den Kindergarten um ein Vielfaches erhöht, auch die Kosten für die Mittagsbetreuung der ortsansässigen Graf-Heinrich-Grundschule Kaisheim sind seitdem gestiegen. Kosten, die sich einige Eltern nicht mehr leisten konnten bzw. wollten und deshalb ihre Kinder von der Mittagsbetreuung abmeldeten.

Marktgemeinde beschließt Offene Ganzttagsschule

In der gestrigen Sitzung des Marktgemeinderates - in der auch zahlreiche Mitglieder der Elterninitiative "EGK Kaisheim" zu Gast waren - wurde deshalb darüber diskutiert, ob man die Mittagsbetreuung weiterhin wie gehabt fortsetzen werde oder ob in Kaisheim ab dem kommenden Schuljahr eine Offene Ganztageschule (OGTS) eingeführt wird. Das erfreuliche Ergebnis für einen Großteil der Elternschaft: In Kaisheim wird es ab dem Schuljahr 2023/24 eine OGTS geben. Dem vorausgegangen war unter anderem eine Elternbefragung und eine ausführliche Auflistung sämtlicher Möglichkeiten und den damit verbundenen Kosten, die den Ratsmitgliedern von Anna-Lena Gayr, Leiterin der Kasse im Rathaus, vorgestellt wurde. Demnach liege die Zahl der Interessenten für eine Langzeitgruppe (Betreuung bis 16:00 Uhr) bei aktuell 12,5 Kindern knapp unter dem Mindestwert. Die Regierung von Schwaben habe aber in den bisherigen Gesprächen signalisiert, dass durchaus eine Ausnahmegenehmigung für die staatliche Förderung im Raum stünde. So soll die OGTS künftig drei Gruppen umfassen, zwei davon bis 14:00 Uhr mit jeweils 13 Kindern und eine mit aktuell 12,5 Kindern bis 16:00 Uhr - zumindest Stand jetzt. "Natürlich handelt es sich bei der Langzeitgruppe nur um eine Ausnahmegenehmigung und wir hoffen, dass sich künftig mehr Eltern für diese Buchungszeit entscheiden werden. Das letztendliche Ergebnis werden wir aber erst nach einem Jahr sehen", so Gayr.

Scharr: "Für Eltern die beste Lösung"

Mit ausschlaggebend für die Entscheidung der Ratsmitglieder war neben der sozialen Komponente wohl auch der finanzielle Aspekt. Bei gleichbleibenden Kosten für die Gemeinde und viel niedrigeren Kosten für die Eltern würden die Gesamteinnahmen durch staatliche Förderung trotzdem von 41.500 Euro auf 50.500 Euro steigen. Auf die Eltern kommen in diesem Szenario nur noch Beiträge für Freitag als Buchungstag zu - der Rest der Woche ist gebührenfrei. Auch Bürgermeister Martin Scharr begrüßte den Wechsel zur OGTS und die klare Entscheidung des Marktgemeinderats: "Für mich steht hier besonders die soziale Komponente im Vordergrund. Die Offene Ganztagsschule ist die beste Lösung für die Eltern und für alle Familien zugänglich. Wir machen damit bereits 2023 einen wichtigen Schritt, um Eltern mehr Spielraum im finanziellen Bereich zu geben." Was der Bürgermeister damit meint: Der Bundestag hat bereits 2021 beschlossen, dass Grundschulkinder ab 2026 einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und damit auch auf einen Platz in der OGTS haben.

Teilerfolg für Elterninitiative "EKG Kaisheim"

Die Mitglieder der Elterninitiative "EKG Kaisheim" zeigten sich im Anschluss an den öffentlichen Teil der Marktgemeinderatssitzung zumindest positiv überrascht ob der einstimmigen Entscheidung für die Einführung der OGTS. "Nach dem langen Hin und Her und dem vielen Aufwand, den wir betrieben haben, ist dieses Ergebnis natürlich ein Teilerfolg für uns. Trotzdem würden wir uns wünschen, dass sich die zusätzlichen Einnahmen der OGTS jetzt auch positiv auf die erhöhten Kita-Gebühren auswirken. Dafür werden wir uns auch weiter einsetzen", so Martin Praßler.

Unabhängig von der gestrigen Entscheidung bleibt weiterhin unklar, wie es in Kaisheim mit der Causa rund um die kontroverse Erhöhung der Kita-Gebühren weitergeht. Sobald eine entsprechende Entscheidung erneut auf der Tagesordnung des Gemeinderats stehen, soll Vertreter*innen der Elterninitiative zumindest ein Sprachrecht eingeräumt werden. Möglicherweise können sich Marktgemeinde und EGK Kaisheim dann auf eine Kompromisslösung einigen.