In Oettingen ist Frau Dr. Marion Wiedemann-Volk eine Institution. Bereits seit über 40 Jahren betreibt die gebürtige Nördlingerin die einzige Kinderarztpraxis in Oettingen. Aus ihren ehemaligen Patienten sind mittlerweile Eltern geworden, die nun mit eigenen Kindern in die Praxis kommen. Zwischen 800 und 900 Kinder aller Altersgruppen stehen aktuell in der Patientenkartei.
Wie es für diese weitergeht, steht allerdings in den Sternen. Bereits seit fünf Jahren sucht Dr. Wiedemann-Volk eine Nachfolge für die Praxis, denn eigentlich hatte die 70-Jährige geplant, sich schon im Ruhestand zu befinden. Da die Zukunft der Praxis jedoch noch nicht geklärt ist, hält sie weiter die Stellung.
„Das hier ist mein Herzensprojekt. Ich will das geordnet übergeben und nicht einfach den Schlüssel umdrehen“, begründete sie im Gespräch mit unserer Redaktion ihre Ausdauer. Dabei hat sie vor allem ihre Patienten im Blick. „Die Praxis könnte jederzeit übernommen werden. Hauptsache, meine Kinder kommen unter.“
Die Praxis ist übergabebereit
Ein möglicher Nachfolger würde in diesem Fall ein gut bestelltes Haus vorfinden. Die Praxis Am Orgelhof 1 ist voll ausgestattet und auch für E-Rezept und E-Akte gerüstet. Für die medizinische Ausstattung ist ebenfalls gesorgt. Bis auf einen Sonographen, der an Ärzte ohne Grenzen geht, ist alles vorhanden, zudem gibt es ein Speziallabor in Augsburg, das die nötigen Untersuchungen durchführt.
Und an Patienten herrscht ebenfalls kein Mangel, wie Dr. Wiedemann-Volk täglich aufs Neue erfährt. Egal, ob auf der Straße oder beim Supermarkt, überall wird sie auf die Zukunft der Praxis angesprochen. Neuigkeiten hat sie jedoch keine. Zwar habe es in den vergangenen Jahren vereinzelt Interessenten gegeben, etwas Festes wurde daraus allerdings nie.
Praxis-Aus wäre „ein schwerer Schlag“
Ein Umstand, der auch der Stadt Sorge bereitet. Ein mögliches Aus der Praxis, wäre „für die ärztliche Nahversorgung der Familien definitiv ein schwerer Schlag“, bestätigte Oettingens Bürgermeister Thomas Heydecker. Daher unterstützt die Stadt die Suche mit ihrer Reichweite.
Eine Möglichkeit wäre, die Praxis als Filialpraxis weiterzuführen. Laut Heydecker hätten sich bereits Interessenten gemeldet, mit denen die Stadt in den Kontakt treten wolle. „Wir hoffen, dass wir attraktive Bedingungen schaffen können, um eine Filialpraxis aufzumachen und so einen jungen Arzt oder eine junge Ärztin zu finden. Das Modell könnte für viele interessanter sein, als eine eigene Praxis aufzumachen.“
Oettingens Eltern würden wohl auch diese Option gutheißen, solange es weiterhin eine Kinderarztpraxis in Oettingen gibt. Denn andere Anlaufstellen in Nördlingen oder Donauwörth oder außerhalb des Landkreises in Gunzenhausen und Dinkelsbühl nehmen zumeist keine neuen Patienten mehr auf. Zwar ist die Grundversorgung durch Notfallambulanzen in Aalen, Neuburg oder Augsburg sowie reguläre Hausärzte vor Ort weiter gesichert. Doch gerade im Bereich der Vorsorgeuntersuchungen würde ein großes Problem entstehen.
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