Das Drama um den VW-Konzern beherrscht die Nachrichten und wird zu einem Sinnbild für die aktuelle Situation der deutschen Wirtschaft. Doch auch in der Region stottert der Wirtschaftsmotor. Vor etwa einer Woche wurde die Nachricht verkündet, dass die Ziegelei Stengel das Zweigwerk in Neuburg vorübergehend stilllegen wird.
Wie Johannes Stengel, technischer Leiter des Unternehmens, der zum Jahreswechsel zum Geschäftsführer aufsteigen wird, im Gespräch mit unserer Redaktion betonte, handelt es sich dabei jedoch nicht um eine komplette Schließung. Vielmehr konzentriert man die Arbeitskräfte auf einen Standort, um „somit ihre Arbeitsplätze zu sichern“. Grund dafür ist auch die Zukunftsplanung. „Indem wir die Stammbelegschaft halten können, kann das Werk Neuburg innerhalb einer Woche wieder anlaufen.“ Dieses Vorgehen sei aktuell in der Ziegelbranche üblich, wie Stengel weiter ausführte und begründete den Schritt: „Der Markt, speziell beim Einfamilienhaus ist massiv eingebrochen, daher wird weniger Menge am Markt benötigt.“
Negativtrend in der regionalen Unternehmenslandschaft
Die Tendenz – unabhängig von der Situation bei der Ziegelei Stengel – kann Matthias Hausmann bestätigen. „Am positivsten ist die Stimmung bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern, angespannt bleibt die Situation dagegen in der Industrie sowie im Baugewerbe“, weiß der der IHK-Regionalgeschäftsführer Donauwörth. Grundsätzlich seien in Nordschwaben „zuletzt kaum Wachstumsimpulse“ zu beobachten gewesen, was die letzte IHK-Konjunkturumfrage aus dem Frühjahr 2024 bestätigte. „Wir gehen davon aus, dass sich dieser negative Trend weiter verschärfen wird und sich in der aktuell laufenden IHK-Konjunkturumfrage zum Herbst 2024 widerspiegelt“, wagte er einen Ausblick.
Dieser Entwicklung scheinen sich selbst die großen Namen der heimischen Wirtschaft nicht entziehen zu können. So hat auch AGCO Fendt mit der Wirtschaftslage zu kämpfen, die „seit Ende des letzten Jahres einen starker Rückgang in der Nachfrage für Landmaschinen zu verzeichnen“ habe, wie Manja Morawitz, Head of Corporate Communications & Public Relations AGCO Fendt, erklärte. Daher musste das Unternehmen auf Kurzarbeit zurückgreifen, die jedoch „nur an sehr wenigen Tagen im Monat“ stattfinde, „um flexibel auf die gesunkene Nachfrage zu reagieren“.
Auswirkungen der Wirtschaftslage auf die kommunale Finanzplanung
Auch über den Grenzebach-Standort in Hamlar, der hart vom Hochwasser Anfang Juni getroffen wurde, kursierten in den vergangenen Tagen Gerüchte, diesen widersprach die Geschäftsleitung auf Nachfrage unserer Redaktion allerdings. „Wir sind derzeit dabei, den Standort in Hamlar neu zu planen. Das beinhaltet auch erforderliche Modernisierungs- und Baumaßnahmen.“ Zwar würden „uns rund 30 Mitarbeitende aus der Vorfertigung bis Ende des Jahres verlassen“ müssen, grundsätzlich sei man bei Grenzebach jedoch bestrebt, „dass unsere Mitarbeitenden in einen zukunftsorientierten Rahmen überführt werden, der ihnen noch mehr Gestaltungsmöglichkeiten bietet“. Dementsprechend seien noch keine Entscheidungen getroffen worden, „da bei unseren Gesprächen mit potenziellen neuen Partnern und Eigentümern vor allem unsere Mitarbeitenden im Vordergrund stehen".
Welche Auswirkungen solche Vorfälle auf die betroffenen Kommunen haben können, ist am Beispiel der Gemeinde Asbach-Bäumenheim zu erkennen, auf dessen Gemeindegebiet AGCO Fendt und der Grenzebach-Standort in Hamlar liegt. „Die Gemeinde blickt natürlich sorgenvoll auf die Entwicklungen“, gestand Erster Bürgermeister Martin Paninka und erklärte die Problematik: „Letztendlich führen ungünstige Prognosen immer zu vorsichtigen Haushaltsansätzen in Bezug auf die Gewerbesteuer.“ Daher stehe die Gemeinde in einem engen Austausch mit den Verantwortlichen.
In Bezug auf eventuelle Entlassungen gab sich Paninka optimistisch. Zwar sei das Thema Stellenabbau nicht schön, aber „die Unternehmen sind untereinander so gut vernetzt, sodass die Firmen miteinander Lösungen für freigesetzte Fachkräfte finden, schließlich werden diese ja grundsätzlich stark nachgefragt“.
Arbeits- und Fachkräfte solle in der Region gehalten werden
Die Bestrebungen, Personal zu behalten, kann Hausmann bestätigen. Obwohl das Donau-Ries mit einer Arbeitslosenquote von 2,8 Prozent zu den Landkreisen mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit in Deutschland gehört, habe man trotz des spürbaren Konjunkturrückgangs einen Mangel an Fachkräften in der Region. Daher seien viele Unternehmen „trotz der anhaltenden Eintrübung auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor auf der Suche nach Arbeits- und Fachkräften“. Zudem wird weiterhin in die Ausbildung investiert. Um die 320 Ausbildungsbetriebe gibt es laut IHK im Donau-Ries, die zum 1. September rund 900 Auszubildende aufgenommen haben. „In den kommenden Wochen dürften weiter neue Azubis hinzukommen. Denn viele Betriebe schließen auch noch nach dem offiziellen Ausbildungsstart neue Ausbildungsverträge ab.“
Damit bleibt der Landkreis Donau-Ries eine attraktive Region für Arbeitnehmer, der von einer Vielzahl mittelständisch geprägter Familienunternehmen geprägt wird. Darunter verbergen sich auch einige „Hidden Champions“, wie Hausmann versicherte. Allerdings erweist sich die Mischung aus Familienunternehmen und Weltmarken in der Region als Fluch und Segen zugleich, da diese „Big Player“ einen hohen Bedarf an Arbeits- und Fachkräften haben, welcher die Situation am lokalen Arbeitsmarkt zusätzlich verschärft. Andererseits sorgt diese Mischung für eine hohe Kaufkraft in der Region, die allen Wirtschaftszweigen zugutekommt.