Am Freitag fand in der Alten Schranne in Nördlingen die Eröffnungsveranstaltung zu den 18. Bayerischen Schmerztagen statt. Zwei Tage lang wird Fachleuten aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens eine Möglichkeit geboten, Erfahrungen und neue Erkenntnisse aus dem Bereich der Schmerztherapie auszutauschen. Erstmals gibt es dabei Thementische, womit auf die Wünsche, die von Beteiligten vergangener Schmerztage in einer Umfrage geäußert wurden, eingegangen wurde.
Organisiert wurde die Veranstaltung, die erstmals in Nördlingen stattfindet, vom Verein Arbeitsgemeinschaft schmerztherapeutischer Einrichtungen in Bayern e.V. (ASTiB), dessen Vorsitzender Dr. Dirk Boujong zugleich auch Leitender Oberarzt der Schmerztagesklinik und Schmerzambulanz in Nördlingen ist. Die Abteilung gehört zum Nördlinger Stiftungskrankenhaus und damit zum gKU-Verband.
Der multimodulare Ansatz als Vorteil der Schmerztherapie
Die Nördlinger Schmerztagesklinik und Schmerzambulanz verfolgt – wie alle Schmerzkliniken - bei der Behandlung von Menschen mit chronischen Schmerzen den Ansatz der multimodularen Schmerztherapie weswegen an diesem Wochenende nicht nur Mediziner nach Nördlingen gekommen sind, sondern auch „Psychologen, Physio- und Ergotherapeuten sowie Pflegekräfte“, wie Dr. Boujong im Gespräch mit unserer Redaktion betonte. Auch Fachleute aus anderen Bereichen seien möglich, wie unter anderem Bewegungs- und Ernährungstherapeuten, da diese in Nördlingen ebenfalls in die Therapie eingebunden sind.
Dieses Zusammenkommen unterschiedlicher Fachrichtungen ist auch für Dr. Martin Steinberger, Chefarzt der Schmerzklinik in Enzensberg besonders wichtig. Dabei sei vor allem der regelmäßige Austausch ausschlaggebend, um das Ziel zu erreichen. Denn „wenn man sieht, dass man einem Menschen helfen kann, das ist das Schönste überhaupt“.
Wichtiger Beitrag in der medizinischen Versorgung
Auch Landrat Stefan Rößle hob in seinen Grußworten die Bedeutung solcher Expertentreffen hervor. „Jeder lernt vom anderen. Sie leisten einen überaus wichtigen Beitrag in der medizinischen Versorgung der Menschen.“ Nördlingens 2. Bürgermeisterin Rita Ortler betonte ebenfalls die Wichtigkeit der multimodularen Schmerztherapie. Die verschiedenen Experten „begleiten die Menschen zu einer aktiveren und selbstbestimmteren Lebensgestaltung“.
Insgesamt gibt es in Deutschland rund 80 Schmerzkliniken, wobei über 30 davon in Bayern ansässig sind. „Wir haben hier eine sehr rege Szene“, erklärte Dr. Boujong. Zudem seien in Bayern glücklicherweise zwei Dinge zusammengekommen. Zum einen sei man von Beginn an auf Verständnis im bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention getroffen, zum anderen habe man sich hier als „gegenseitige Unterstützung und nicht Konkurrenz“ verstanden.
Nördlinger Schmerztagesklinik seit 2012
In Nördlingen gehen die Ursprünge der Schmerztherapie auf das Jahr 2007 zurück, als der langjährige Chefarzt Anästhesie Dr. Thomas Handschuh eine ambulante Schmerztherapie und später eine Palliativstation ins Leben rief. Fünf Jahre später wurde die Schmerztagesklinik eröffnet, die seit 2021 von Dr. Boujong geleitet wird. Seit 2022 gibt es zusätzlich wieder eine Schmerzambulanz.
Infrage für so eine multimodulare Schmerztherapie kommen alle Patienten mit chronischen Schmerzen, deren Lebensqualität massiv beeinträchtigt ist. Der Kontakt kann über Hausärzte, Psychotherapeuten oder andere Spezialisten erfolgen, Patienten können aber auch auf eigene Initiative die Schmerzklinik anschreiben.