Ein Thema von „nicht zu unterschätzender strategischer Bedeutung“, wie Oberbürgermeister David Wittner sagte, wurde am Dienstag, 12. Oktober 2021, im Werkausschuss des Nördlinger Stadtrats besprochen: Die Versorgung mit Trinkwasser. Die Stadt Nördlingen deckt ihren Bedarf teilweise aus den Ederheimer Quellen, teilweise wird das H2O von der Bayerischen Rieswasserversorgung bezogen. Da die Schüttungen der Ederheimer Quellen (d.h. die Menge an Wasser, die sie liefern) aber seit Jahren stark rückläufig sind, sieht man sich nach einer Alternative um. Denn an eine Trendumkehr ist vor dem Hintergrund des Klimawandels nicht zu denken.
Nachdem im Juli und August 400 Meter westlich der Ausflugsgaststätte Alte Bürg bei Ederheim gebohrt wurde, konnte Dr. Bernd Hanauer vom Büro für Hydrogeologie und Umwelt GmbH aus Geißen nun positive Ergebnisse präsentieren. Bei der Alten Bürg habe man im ersten Pumpversuch Ende Juli auf 86,5 Metern Tiefe zehn Liter Wasser pro Sekunde fördern können. Die Qualität des kühlen Nass sei ebenfalls erfreulich gewesen: sehr sauerstoffreich, eisen- und manganfrei, nitrat- und chloridarm, mit nachgewiesenem Jungwasseranteil und ohne Verunreinigung durch Pflanzenschutzmittel. Es sei Karbonat-hartes Grundwasser vergleichbar mit dem, das die Ederheimer Quellen zutage liefern.
Bei einem zweiten Pumpversuch Ende August habe man sogar 16,7 Liter pro Sekunde gefördert, mehr habe die Pumpe nicht hergegeben, so Dr. Hanauer. Bereits das entspreche der Menge, die die Ederheimer Quellen gerade schütten, warf OB Wittner ein. Dr. Hanauer gab an, dass sogar eine Fördermenge von mindestens 400.000 Kubikmetern Wasser pro Jahr bei einer Förderung von 25 l/s machbar sei.
Zweckgemeinschaft Siebenbrunnen kann beruhigt bleiben
Befürchtungen, dass eine Wasserentnahme an dem geplanten Brunnenstandort westlich der Alten Bürg sich negativ auf die Schüttung des Tiefenbrunnens Wannental auswirkt, bewahrheiteten sich bei den Pumpversuchen nicht. Der Zweckverband Wasserversorgung Siebenbrunnen, der aus dem TB Wannental Wasser u.a. für die Gemeinde Riesbürg und die Stadt Bopfingen bezieht, kann dementsprechend beruhigt bleiben.
Der Empfehlung, die Trinkwasser-Neuerschließung am jetzt erkundeten Standort weiter zu verfolgen, nahm der Werkausschuss einstimmig an, auch weil Stadtkämmerer und Leiter der Stadtwerke Nördlingen Bernhard Kugler dem Projekt die Wirtschaftlichkeit attestierte. Die eigene Trinkwassererschließung sei finanziell gesehen gegenüber einer Erhöhung des Bezugs von der BRW im Vorteil.
Auf die Frage nach dem zeitlichen Horizont konnte Dr. Hanauer antworten, dass es voraussichtlich noch zwei Jahre dauern werde, bis aus dem neuen Brunnen das Wasser nach Nördlingen fließt.