Interview

Dieter Feldmeier (ÖDP) im BundestagsWAHLcheck

Dieter Feldmeier, ÖDP Bild: ÖDP
Der 38-jährige Dieter Feldmeier ist beruflich als Berufsbetreuer tätig. Der Forheimer wird von der Ökologisch-Demokratischen Partei ins Rennen um das Direktmandat für den Wahlkreis 254 geschickt. Wir haben ihn interviewt.

Wie würden Sie sich entscheiden? Beantworten Sie uns diese entweder/oder-Fragen

1. Ausstieg aus der Atomenergie oder ein Verbot von Firmenspenden an Parteien?

Sowohl als auch. Beides ist für unser aller Zukunft und aller folgenden Generationen wichtig. Der Ausstieg aus der Atomenergie muss schnellstmöglich erfolgen. Hier wurde schon viel zu lange gezögert. Ebenso wichtig ist aber auch eine unabhängige Politik. Dies ist sogar im Grundgesetz, Artikel 38 festgehalten (Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages…. sind nur ihrem Gewissen unterworfen). Für mich ist es allerdings schon sehr aussagekräftig, dass so etwas, eigentlich selbstverständliches, in einem Grundgesetz festgehalten werden muss. Eine Entscheidung „frei nach dem Gewissen“ ist natürlich schwierig, wenn Geldgeber gewisse Entscheidungen erwarten.

2. Verbot von Kurzstreckenflügen oder Neuzulassungsstopp für Pkws mit Verbrennungsmotoren?

Sowohl Kurstreckenflüge wie auch die Verbrennungsmotoren müssen stark reduziert werden. Ich halte jedoch Verbote nicht für den richtigen Ansatz. Vielmehr müssen Anreize geschaffen werden. Eine Bahnfahrt muss angenehmer und günstiger sein als ein Kurzstreckenflug. Ein Elektro-Auto muss gegenüber einem Verbrenner Vorteile haben. Diese Voraussetzungen sind zu schaffen, z.B. durch den Ausbau von Bahnstrecken, Neuausrichtung von Förderungen.

Vervollständigen Sie bitte diese Sätze.

3. Wenn ich in den Bundestag gewählt werde, …

... werde ich mich mit ganzer Kraft für das Wohl unseres Landes und der Wähler einsetzen. Basierend auf Entscheidungen die ich mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Ebenso werde ich mich für mehr Entscheidungsmöglichkeiten für alle Bürger einsetzen, z.B. durch mehr Volksentscheide.

4. Eine Impflicht halte ich für

... absolut unsäglich. Es gibt gute Gründe die für eine Impfung (mit allen verfügbaren Impfstoffen) sprechen. Genauso gibt es aber Gründe, die gegen eine Impfung sprechen können. Daher muss das eine Einzelfallentscheidung jeder erwachsenen Person für sich oder von Eltern für ihre Kinder sein. Die eingeführte Masern-Impflicht muss wieder aufgehoben werden, andere Impfpflichten dürfen nicht eingeführt werden. Das Gesundheitsministerium hat für neutrale Aufklärungskampagnen zu sorgen, die also auch die Folgen und Häufigkeit von Impfschäden thematisiert.

5. Im Bundesparteiprogramm der ÖDP heißt es, „Lehrkräfte sollen in regelmäßigen Abständen selbst Praktika in Unternehmen, Behörden oder an anderen Arbeitsplätzen machen, um einen Bezug zur Arbeitswelt aufrechtzuerhalten“. Wie ist so eine Aussage vertretbar, wenn seit vielen Jahren Lehrer*innen über eine immense Mehrbelastung klagen?

Es steht zwar nicht explizit im Bundesparteiprogramm, aber: Die ÖDP fordert auch seit jeher, dass in jeder Schulklasse eine zweite pädagogische Kraft vorhanden sein sollte. Dies würde zu einer Entlastung der Lehrer führen. Ebenso halte ich eine Begrenzung der Klassengröße auf maximal 20 Schüler für notwendig. Bzgl. der Praktika schlägt die ÖDP einen Zeitraum von allen 3 bis 5 Jahren vor, was überschaubar ist. Zudem sollen diese Praktika nicht zusätzlich zum Unterricht stattfinden, sondern die Lehrer*innen sollten dies während der Schulzeit absolvieren und in dieser Zeit im Unterricht vertreten werden.

6. Oberste Prämisse der ÖDP sind Klimaschutz, Energie- und Mobilitätswende. Was steht auf der Agenda sonst noch ganz oben?

Für mich als Familienvater und Mitarbeiter in einem Wohnheim für Menschen mit Behinderung und selbstständigen Berufsbetreuer steht natürlich die Familien- und Sozialpolitik noch mit im Vordergrund, übrigens sind diese Themenfelder auch bei der ÖDP hoch angesiedelt. So setzte ich mich u.a. für die Einführung eines Erziehungsgehaltes ein. Jedoch sind in der gesamten Familien- und Sozialpolitik mehrere Korrekturen in der Politik nötig.

7. Für welche Projekte in Ihrem Wahlkreis werden Sie sich besonders einsetzen?

Hier fällt mir zuerst die Reaktivierung der Hesselbergbahn ein. Hier müssen nun endlich Fakten geschaffen werden. Auch sehe ich Potential im Ausbau von Anlagen zur Gewinnung von erneuerbaren Energien. Ebenfalls möchte ich mich für die Stärkung der landwirtschaftlichen Kleinbetriebe im ganzen Bundesgebiet stark machen, was sich auch positiv auf die Landwirte in unserem Wahlkreis auswirken würde. Hier muss endlich dafür gesorgt werden, dass mit für Natur und Tiere positive Landwirtschaft auch ein Einkommen erzielt werden kann, von welchem die Landwirte ohne Existenzsorgen leben können.

8. Im März haben Sie folgenden Satz gesagt: „Wir streiken mit Fridays for Future coronakonform für mehr Klimagerechtigkeit. Denn die Politik muss endlich effektive Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise umsetzen und das 1,5°C-Limit ernst nehmen, anstatt nur leere Versprechen zu geben“. Welche Maßnahmen halten Sie für effektiv?

Die Aussage hinsichtlich der leeren Versprechungen bezog sich auf unseren Ministerpräsidenten, was auch deutlich wird, wenn man den ganzen Text liest. Die Ideen, die dieser in der Vergangenheit geäußert hat (z.B. 1.500 neue Windkraftanlagen zu bauen), sind ja grundsätzlich nicht schlecht. Nur ist es halt wie leider häufig bei den Ankündigungen geblieben.

Grundsätzlich für effektiv halte ich natürlich die Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien und dafür die Abschaltung von Kohlekraftwerken. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien muss weiter massiv ausgebaut werden. Für mich sind hier in erster Linie Fotovoltaikanlagen zu nennen. Diese sind sehr effizient, aus allen Perspektiven verträglich und am unkompliziertesten und günstigsten zu montieren. In der Regel amortisieren sich diese Anlagen innerhalb weniger Jahre und viele Haushalte sind damit fast autark in ihrer Stromgewinnung. Deckelungen aller Art müssen hier umgehend fallen.

Aber nur Fotovoltaikanlagen auf Hausdächern werden natürlich nicht reichen, um unabhängig von der Kohleverstromung u.a. zu werden. Auch Fotovoltaikparks, Wind- und Wasserenergie werden natürlich benötigt werden. Vor allem in Anbetracht des steigenden Stromverbrauches.

Natürlich kann es keine Lösung sein, den Strom dann von Kohlekraftwerken von benachbarten Ländern zu kaufen.

9. Welche Frage wurde Ihnen hier nicht gestellt, auf die Sie gerne antworten wollen?

Warum sollte man wählen gehen? Weil jeder der zur Wahl geht, die Chance hat, Zukunft mit zu beeinflussen. Häufig hört man den Satz „ich wähle nicht, weil die Politiker ohnehin machen, was sie wollen“ oder ähnlich. Ich finde, genau das ist der falsche Ansatz. Gerade wenn man unzufrieden ist, sollte man wählen gehen. Geben Sie anderen Parteien, anderen Personen die Chance es besser zu machen. Jede Stimme die nicht wählt, kommt der „Weiter-So-Politik“ zugute. Man muss auch nicht aus Protest Parteien mit einer extremistischen Tendenz wählen. Auch eine Stimme an eine kleine Partei wie die ÖDP ist eine Stimme gegen die aktuelle Politik.

Redakteurin. Recherchiert und schreibt für online und im blättle. Immer unterwegs, ob bei einer politischen Diskussion, einem Unfall oder im Eins-zu-eins Gespräch mit ihren Interviewpartnern. Zimmerpflanzenbeauftragte im Redaktionsbüro. Steht in ihrer Freizeit auf dem Tennisplatz.
Telefon: 0906 / 977 598 - 22,  E-Mail: jwagner@donau-ries-aktuell.de