Wo stehen wir in der Pflege und welche Zukunft erwartet uns in diesem immer wichtigeren Bereich? Auf Einladung der Rainer CSU-Ortsvorsitzenden Claudia Marb nahm sich Gesundheitsminister Klaus Holetschek zuletzt per Videokonferenz Zeit, um diese drängende Frage gemeinsam zu diskutieren, die auch dem Rainer CSU-Ortsverband ein Herzensanliegen sind. Dabei kamen insbesondere Betroffene aus der Rainer Region zu Wort.
Mit authentischen Vorträgen wurde dem Bayerischen Gesundheitsminister von Problemen „an der Front“ ungefiltert berichtet: Grundsätzlich müsse der Pflegeschlüssel überarbeitet werden. Es stehe zu wenig Personal für die vorhandenen Patienten bzw. Patientinnen zur Verfügung. Zudem müssten Verantwortliche beinahe jeden Arbeitsschritt schriftlich erfassen. Dies raube den Pflegekräften aber genau die Zeit, die sie so dringend für ihre Patienten und Patientinnen benötigen.
Im Bereich der Intensivpflege sei eine regelrechte Ökonomisierung zu erkennen. Die Anwesenden forderten unverhohlen, man solle sich vielmehr in die Lage der Bedürftigen versetzen und das System unverzüglich anpassen. Auch hier wurde der bürokratische Aufwand bemängelt. Ebenso wurde zu den Hürden innerhalb der Angehörigenpflege ausführlich berichtet. Hier sei es ein regelmäßiger Drahtseilakt, die eigene psychische Gesundheit aufrechtzuerhalten. Hinzu komme die finanzielle Zusatzbelastung Betroffener.
Forderungen an die Bundesregierung
Staatsminister Klaus Holetschek bestätigte die Darstellungen und erklärte auch, dass er den gravierenden Personalmangel erkannt habe. Er stellte daher tiefgreifende Forderungen an die künftige Bundesregierung. Vor allem nach der Wahl müssten die Defizite im Koalitionsvertrag behandelt werden. Aufgrund der vorhandenen Belastungen falle das Pflegepersonal immer häufiger psychischen Erkrankungen zum Opfer. Holetschek möchte den Pflegeberuf auf eine andere Ebene heben und die zahlreichen positiven Facetten dieses Berufsbildes deutlicher aufzeigen. Damit soll unter anderem das verlorengegangene Interesse am Berufsfeld wiederbelebt werden, das auch viel zu bieten habe.
Zudem sprach sich der Staatsminister für eine Verbindung von ambulanter und stationärer Pflege sowie für stärkere Förderungen im Bereich der Angehörigenpflege aus. Ebenso garantierte er, sich für einen spürbaren Bürokratieabbau in der Pflege und damit mehr Vertrauen in das Pflegepersonal einzusetzen und nahm auch hier die Bundesregierung mit in die Pflicht. Sollten die Probleme in der kommenden Legislaturperiode nicht angegangen werden, sieht der Bayerische Gesundheitsminister in eine düstere Zukunft.
Einladung ins Staatsministerium
Außerdem appellierte Holetschek an die Gesellschaft, eine gewisse Fehlerkultur zu akzeptieren. Fehler sind menschlich, Fehler passieren. Man dürfe nicht pauschal mit dem Finger auf Verantwortliche zeigen, bevor nähere Hintergründe geklärt seien. Zum Ende des Gesprächs lud er die anwesenden Pflegekräfte samt Pflegedienstleitung zu sich ins Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege ein, um gemeinsam an Lösungen zu den vorgetragenen Problemfeldern zu arbeiten.
Auch Bundestagsabgeordneter Ulrich Lange, Landtagsabgeordneter Wolfgang Fackler, Bezirksrat Peter Schiele, Stadträtin Dr. Manuela Hackenberg, Stadtrat Anton Reiter, Stadtrat Manuel Paula sowie weitere interessierte Mitglieder der CSU Rain waren zur gemeinsamen Diskussion anwesend und trugen ihre Sicht auf den wichtigen Bereich Pflege bei. Die Hybrid-Veranstaltung fand im Gasthof Neuwirt der Familie Hertl in Bayerdilling statt. (pm)