Die Eigner Angels sind in Alarmstimmung. In einem offenen Brief, der auch die Redaktion von Donau-Ries-Aktuell erreichte, fragte Kurt Wittmann, Gründungsmitglied der BG Donau-Ries e.V., was die Angels den Riesern wert seien. Grund für diese Grundsatzfrage sind die finanziellen Aufwendungen, die die Angels aufgrund der Reformen der Damen-Basketball Bundesliga DBBL aufbringen müssen.
Nach den Erfolgen der Nationalmannschaften und den anstehenden Großereignissen wie Olympia, EM und WM in Deutschland will der Verband den Schwung nutzen und die DBBL weiter professionalisieren. So sollen ab der Saison 2025/26 LED-Banden und ein Hallenboden, der ausschließlich Basketballmarkierungen aufweist, verpflichtend werden. Zudem soll jede Spielstätte ab 2029 eine Mindestkapazität von 1.500 Zuschauern haben. „Die Beschlüsse sind ein wichtiges Signal, dass wir uns intensive Gedanken gemacht haben“, wird DBBL-Geschäftsführer Philipp Reuner von sportschau.de zitiert.
Vorgaben, die für die Angels eine enorme finanzielle Belastung bedeuten, wie Wittmann im Gespräch mit unserer Redaktion betonte. „Dazu braucht es einen Jugendtrainer, also nicht nur auf Minijob-Basis, sondern der muss mindestens 12.000 Euro im Jahr verdienen.“ Insgesamt habe man sich daher verständigt, „bis Mitte April noch 75.000 Euro generieren“ zu müssen – zusätzlich zum normalen Budget von 300.000 Euro. Diese Summe aufzubringen sei schon eine gewaltige Leistung. Das zusätzliche Geld aufzutreiben, wird dementsprechend schwierig, da „das Ries schon abgegrast“ sei.
Damen-Basketball soll professioneller werden
Mit den DBBL-Verantwortlichen steht man bereits im Austausch. Am Wochenende spielte man im Pokalfinale in Saarlouis noch um den größten Erfolg der Vereinsgeschichte. Am Ende eines echten Basketballkrimis unterlag man den TK Hannover Luchse mit lediglich einem Punkt. Noch dramatischer wurde es jedoch neben dem Spielfeld, wo man mit der DBBL die Problematik besprach. „Die wollen die Angels nicht verlieren. Nachdem Marburg sportlich abgestiegen ist, wären wir der Verein, der am längsten in der Liga ist – die 17. Saison in Folge. Den will man nicht verlieren“, beschrieb Wittmann die Situation, fügte aber fast schon resigniert hinzu: „Aber was will man machen. Die Standards sind beschlossen, die gelten. Man fährt eine relativ scharfe Kante.“
Das Ziel ist die zunehmende Professionalisierung des Damen-Basketballs, was die Angels durchaus unterstützen. Dennoch hofft man auf eine längere Übergangsphase. Und die DBBL wäre auch gesprächsbereit, gerade in der Frage der hauptamtlichen Trainerstelle. „Etwas Bewegung ist drin“, gibt sich Wittmann hoffnungsvoll. Dennoch sei auch klar, dass es keine allzu großen Zugeständnisse seitens der Liga geben werde. „Man will da keine langfristigen Kompromisse machen.“
Daher müssen die Angels nun auf Geldsuche gehen – und damit ist man wieder bei der Frage, was das Team den Riesern wert ist. „Man hat es über Jahre und Jahrzehnte gern gesehen, dass es einen rührigen Verein gibt, der das auf die Beine stellt“, nimmt Wittmann Stadt und Landkreis in die Pflicht. Zwar wolle er nicht unterschlagen, dass es eine Unterstützung gebe. „Aber im Vergleich mit anderen Vereinen ist es zu wenig. Der Verein zahlt an die Stadt Nördlingen mehr Geld, als er Unterstützung bekommt.“ Als Beispiel führt er Marburg an. „Die kriegen das hin, dass die von den Stadtwerken eine größere fünfstellige Summe überwiesen bekommen.“
OB Wittner sieht das Problem bei der DBBL
Allerdings handelt es sich, im Gegensatz zu den Eigner Angels, bei BC Pharmaserv Marburg um einen eingetragenen Verein – und genau da liegt das Problem, wie David Wittner auf Nachfrage der Redaktion bestätigte. „Wir haben wenig Möglichkeiten, direkt Geld für Profisportgesellschaften zu überweisen“, erklärt Nördlingens Oberbürgermeister das Problem. „Das heißt nicht, dass wir nicht willens sind, aber wir tun das im Rahmen unserer Kräfte“, fügte er hinzu. Für die Stadt steht dabei die generelle Förderung des Sports, wie auch anderer Bereiche, im Fokus. „Dafür stellen wir gepflegte Sportstätten mit guter Infrastruktur zur Verfügung, wo jeder unserer Vereine froh drum ist. Auch im überregionalen Vergleich sieht man selten Ähnliches. Da stellen wir und der Landkreis schon erkleckliche Beträge zur Verfügung.“
Zudem sieht Wittner das Hauptproblem in dieser Angelegenheit bei der DBBL und der generellen Entwicklung im Profisport. „Für die Professionalisierung gibt es nun Auflagen, die für unsere Angels kaum zu erfüllen sind. Das ist eine der vielen Schattenseiten des Profisports, dass man sich hier auf Vermarktung und Größe fokussiert und kleine Vereine kaum eine Chance haben.“
Dennoch wolle man die Angels nicht im Stich lassen, da man um den Wert des Teams weiß, das ein tolles sportliches Aushängeschild für die Region sei. „Es ist was Besonderes, eine Erstligamannschaft zu haben. Und es wäre ein herber Verlust, wenn sie wegfallen.“ Daher wolle man versuchen, Türen bei potenziellen Sponsoren zu öffnen.
Zweite Liga als Lösung? Wohl eher nicht
Darauf hofft auch Wittmann. Mit Eigner habe man bereits einen Sponsor, „der sich bekennt und Verantwortung übernimmt“. Nun seien aber auch andere Unternehmen gefordert, sich von diesem Engagement „eine Scheibe abzuschneiden“. Es bleibt zu hoffen, dass die Bemühungen der Angels-Verantwortlichen Früchte tragen und bis Mitte April eine ausreichende Budgetplanung aufgestellt werden kann. Dann läuft die Frist für den Lizenzantrag bei der DBBL ab.
Sollte es finanziell nicht reichen, wird es die Angels in dieser Form wohl nicht mehr geben. Ein Nördlinger Team in der zweiten Liga wäre nicht stemmbar. Bei den deutschen Spielerinnen handelt es sich im Unterhaus zumeist um Studentinnen. Da Nördlingen jedoch keine Universitätsstadt ist, sei es laut Wittmann unvorstellbar, „eine Zweitligamannschaft zu stellen“.
Es wäre im Profibereich dann das Ende des Damen-Basketballs in Nördlingen. Und die Frage, was die Angels den Riesern wert seien, wäre dann beantwortet. Nicht genug.