Wildunfälle sind bedauerlicherweise unvermeidbar. Alle zwei Minuten ereignet sich in Deutschland ein Wildunfall mit Rehen, Hirschen oder Wildschweinen. Anschließend nimmt die Polizei den Unfall auf, Jägerinnen und Jäger suchen mit Hunden nach verletzten Tieren und stellen Bescheinigungen für Autoversicherungen aus.
Um die Problematik der Wildunfälle zu untersuchen, die Ursachen zu ergründen und Lösungsansätze abzuleiten, hat sich auf Einladung des Jagdverbandes Donauwörth eine lokale Verantwortungsgemeinschaft gebildet. Diese bestand aus Vertretern der Straßenverkehrswacht, des Straßenbaulastträgers, der Grundeigentümer, des Straßenbauamts, des Forstbetriebs und des Jagdverbandes. Auch Landrat Stefan Rößle nahm an den Treffen teil und wies auf die Wichtigkeit dieses Themas hin. Ziel ist es, die Anzahl der Wildunfälle im Donau-Ries, insbesondere mit Rehwild, zu verringern. Es soll ein Maßnahmenbündel zum Schutz von Mensch und Tier erarbeitet werden, die über die bisherigen Maßnahmen wie Warnschildern und Reflektoren hinausgeht.
Vor einigen Jahren wurde ein vielversprechendes aktives Wildwarnsystem namens "Animot" als Projekt im Landkreis Donau-Ries favorisiert. Dieses System wird mittlerweile erfolgreich in Österreich und der Schweiz eingesetzt. Leider musste dieses Projekt aufgrund ungeklärter Haftungsfragen seitens des Bayerischen Innenministeriums eingestellt werden.
Die Anzahl der Wildunfälle in Bayern und Deutschland steigt
Laut Stefan Roßmanith von der PI Donauwörth wurden im Landkreis Donau-ries im Jahr 2023 1.243 Wildunfälle registriert. Davon entfielen 907 (73 %) auf Rehe, 162 (13 %) auf Hasen und 108 (9 %) auf Füchse oder Dachse. Lediglich 29 (2 %) Zusammenstöße ereigneten sich mit Wildschweinen.
Die Hauptursache für die Zunahme der Wildunfälle ist die steigende Mobilität des Menschen, was zu mehr Verkehr und damit zu mehr Unfällen führt. Die meisten Unfälle ereignen sich im April und Mai, insbesondere zwischen 5 und 7 Uhr morgens sowie zwischen 21 und 23 Uhr abends, in der Dämmerung. In dieser Zeit sind Rehe, Füchse oder Feldhasen auf Futtersuche. Die Zeitumstellung Ende März führt dazu, dass es morgens wieder länger dunkel ist, und der Berufsverkehr plötzlich in die Hauptaktivitätszeiten vieler Wildtiere fällt. Rehe leben im Winter im Energiesparmodus, daher ist frisches Grün im Frühjahr überlebenswichtig für sie. Der Fellwechsel, die Entwicklung des Fötus und das Geweihwachstum sind kräftezehrend. Auf der Suche nach den ersten saftigen Knospen und Gräsern sind Rehe im April und Mai besonders aktiv, auch über Straßen hinweg. Junge, geschlechtsreife Rehböcke werden nun vertrieben und müssen sich ein eigenes Revier suchen.
Mehr Autos, mehr Wildunfälle
Eine Hauptursache für die Zunahme der Wildunfälle ist die steigende Mobilität des Menschen, die zu mehr Verkehr und damit zu mehr Unfällen führt.
Im Vergleich zu 1975 hat sich die tägliche Verkehrsdichte auf deutschen Bundesstraßen um 60 % erhöht und auf Autobahnen verdoppelt. Gleichzeitig hat sich die Anzahl der Wildunfälle verfünffacht. Seit 1990 ist die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge um rund 60 % gestiegen, von 30 Millionen auf fast 50 Millionen auf deutschen Straßen. Experten nennen die steigende Mobilität als Hauptursache für die Zunahme von Wildunfällen.
Etwa 10 % der Gesamtmortalität von Hirschen und Rehen in Deutschland entfällt auf Verkehrsunfälle. Im Vergleich dazu ist der Verkehr mit bis zu 80 % die Haupttodesursache bei seltenen Arten wie Wildkatzen, Fischottern, Luchsen und Wölfen.
Robert Oberfrank, Vorsitzender des Jagdverbands, betonte: "Es hilft nicht, pauschal die Erhöhung der Rehwildabschüsse zu fordern. Das Thema Wildunfall ist sehr komplex und regional unterschiedlich und muss daher entsprechend behandelt werden."
Die Fahrzeuge sind immer schneller unterwegs. Unachtsamkeit und Missachtung von Warnhinweisen sind wichtige Ursachen. Hoher Freizeitdruck im Lebensraum der Wildtiere und die Zerschneidung des Lebensraums durch Straßen tragen ebenfalls dazu bei.
Während sich Wildtiere innerhalb ihres Lebensraums bewegen, müssen sie oft mehrere befahrene Straßen überqueren. Gerade in der aktuellen Jahreszeit fallen die Aktivitätszeiten einiger Wildarten mit der Rush Hour des Berufsverkehrs zusammen, was zu vermehrten Unfällen führt. Speziell bei Straßen, die durch Waldstücke, entlang von Hecken oder zwischen hohen Ackerbaukulturen wie Maisfelder führen, kann unerwartet Wild auftauchen. Hier sollte das Sichtfeld am Straßenrand verbreitert werden, um Unfälle zu vermeiden.
Neu gebaute Straßen können den Lebensraum von Wildtieren durchtrennen, aber die Tiere folgen oft jahrelang ihren gewohnten Wegen, auch über die Straße. Wildtierfreundliche Bepflanzungen entlang von Straßen wie Streuobstbäume, wilde Kräuter und Blühstreife ziehen Wildtiere magisch an und sollten vermieden werden. Daher fordert der Bayerische Jagdverband das sogenannte Straßenbegleitgrün wildtierunfreundlich zu gestalten.
Die Jägerschaft kann durch intensive Bejagung in Straßennähe das Verhalten der Wildtiere beeinflussen. Viele Jäger in Bayern installieren auf eigene Kosten Wildwarnreflektoren oder Duftzäune am Straßenrand, um die Anzahl der Wildunfälle zu verringern.
In der Diskussion der Gesprächsteilnehmer war man sich in einigen Punkten einig: Die Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer muss verbessert werden, die Bejagung in Straßennähe sollte intensiviert werden. Letztendlich liegt es jedoch an den Verkehrsteilnehmern, Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuhalten und Warnzeichen zu beachten, um Wildunfälle zu vermeiden. Denn der Hauptgrund für Wildunfälle ist oft eine zu hohe und unangepasste Geschwindigkeit. (pm)