Peter Seewald (Mitte) zu Besuch am Gymnasium Donauwörth. Auch Dekan Robert Neuner (links hinten) nahm an der Veranstaltung teil. Rechts Organisator OStR Christian Hornung. Bild: Hornung
Auf Einladung von OStR Christian Hornung hatte sich der bekannte Autor und Journalist am Donauwörther Gymnasium eingefunden, um mit den Schülern des W-Seminars „Papst Benedikt – ein Überblick über das Pontifikat des bayerischen Papstes“ ins Gespräch zu kommen.
Donauwörth - Nach der Begrüßung durch OStD Karl Auinger stellten die Schüler Bernd Mayinger, Anna Berger und Elisabeth Rehberger das wissenschaftliche Seminar und seine Aufgaben kurz vor.
Peter Seewald erzählte zunächst über seinen eigenen, äußerst interessanten Lebensweg: Aufgewachsen in einer katholischen Familie in Passau, trat er bereits in den 70er Jahren aus der katholischen Kirche aus und gründete eine linksradikale Wochenzeitung. Später arbeitete er als Redakteur und Journalist beim Spiegel, Stern und der Süddeutschen Zeitung. Dort traf er auch im Jahr 1992 erstmals mit dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation in Rom, Joseph Kardinal Ratzinger, zusammen, der damals in Deutschland bereits als „Hardliner“ und „Panzerkardinal“ unter medialem Sperrfeuer stand.
Dieses von den Medien seit Jahrzehnten gezeichnete Bild des angeblich konservativen Reaktionärs Ratzinger entspricht laut Seewald in keinster Weise der Realität. Im Gegenteil habe ihn stets die große Bescheidenheit, Aufrichtigkeit und tiefe Gläubigkeit des Emeritus so bewegt, dass nicht zuletzt die Begegnung mit dem damaligen Kardinal zu seinem Wiedereintritt in die katholische Kirche in den 90er Jahren führte.
Seewald geht mit den zahlreichen deutschen Papstkritikern hart ins Gericht: „Ich habe heute noch den Aufschrei seiner Gegner im Ohr, die über die Wahl verzweifelt waren. Und auch nach seinem Rücktritt bietet man eine Formel des Grauens an: Nichts wird von ihm bleiben. Ich möchte hier eine Gegenthese aufstellen: Ratzinger war das Beste, was der katholischen Kirche nach dem großen Johannes Paul II. passieren konnte.“
Streiflichtartig beleuchtete Seewald anschließend die verschiedenen prägenden Lebensstationen und Ämter des in Marktl am Inn geborenen Papstes und stellte auch die wichtigsten Anliegen seines achtjährigen Pontifikats heraus. Besonders wichtig war ihm dabei: „Viele der Reformen, die Papst Franziskus nun weiterführen kann, wurden von Benedikt ins Werk gesetzt.“
Vehement bestritt Seewald, dass sich Joseph Ratzinger vom progressiven Konzils-Professor durch die 68er Unruhen zum reaktionären Kirchenfürst gewandelt habe. Diese Legende, die nicht zuletzt von seinem Gegner Hans Küng bis heute verbreitet werde, sei völlig falsch: „Man findet eine unglaubliche Konsequenz in seiner theologischen Linie, die sich von seinen ersten Predigten in Münchner Pfarreien Anfang der 50er Jahre bis in seine letzten Äußerungen als Papst durchzieht.“
Vor allem  betonte er, dass Ratzinger nie nach kirchlichen Ämtern gestrebt habe, diese aber stets in Demut und Gehorsam angenommen habe: „Als der kleine Papst, der einem großen folgte, stellte er sich in die Tradition der Vorgänger und wurde damit zum Scharnier zwischen der Welt von Gestern und der Welt von Morgen, ein echter Brückenbauer also in Zeiten des Umbruchs. Joseph Ratzinger zeigte sich als der Anti-Populist schlechthin. Nicht um das, was die Mode der Zeit und was die Medien wollen, ging es ihm, sondern um das, was Gott will.“
Seewald sieht Ratzinger als einen genial-begabten Theologen, der mit seinem wissenschaftlichen Werk, aber vor allem mit seinen drei Jesus-Büchern der katholischen Kirchen einen großen Schatz hinterlassen habe. Für ihn sei der Bayer der größte Theologe auf dem Stuhl Petri gewesen, den es je gegeben habe. Es sei ihm in all den Jahren immer wieder deutlich geworden: „Wir haben hier einen Menschen, der wirklich an Jesus Christus glaubt und der für seine Aufgabe, diesen Glauben weiterzutragen, sein eigenes Lebensglück hintanstellte.“
Seewald stellte sich anschließend den Fragen der Schüler wie etwa nach den Reaktionen auf die Regensburger Vorstellung, dem Verhältnis Benedikts zu Bayern und dem Rücktritt.
Nach den Dankesworten der Schülerinnen Ina Ferber und Emely Richter verabschiedete sich Seewald. Zuvor hatte er allerdings eine Papst-Benedikt-Torte angeschnitten, die eine Schülerin als Überraschung gebacken hatte. (pm)