Als Kathrin Schleier den Hof ihrer Großeltern 1999 nach ihrem Agrarwirtschaftsstudium übernimmt, ist für sie schnell klar, dass sie den Hof nur nach den Kriterien des ökologischen Landbaus bewirtschaften möchte. „Für mich ist das die einzig richtige Form der Tierhaltung bzw. der Landwirtschaft. Meiner Meinung nach ist es das Mindeste, die Tiere, die wir hier schlachten und weiterverarbeiten, mit Würde zu behandeln. Hinter diesem Konzept stehen wir als komplette Familie“, so Schleier. Was sie damit meint: Mittlerweile betreibt sie den Bauernhof nicht mehr allein, auch ihr Mann ist in Vollzeit auf dem Hof tätig und eine echte Stütze im Arbeitsalltag.
40 Ziegen und eine eigene Käserei
Noch während ihres Studiums konnte Kathrin Schleier erste Erfahrungen in der Landwirtschaft sammeln und lernte dabei die Ziegenhaltung kennen und lieben. So fasste sie bereits früh den Entschluss, den Biohof mit Ziegen und einer eigenen Käserei zu betreiben – ein für die damalige Zeit doch eher „exotischer Betriebszweig“, wie die Landwirtin heute weiß. „Als Frau, die alleine einen Bauernhof bewirtschaftet, musste ich mir schon gut überlegen, welche Tiere im Umgang pflegeleicht sind und welche nicht.
Ziegen sind von Natur aus sehr menschenbezogen und in der Haltung nicht so reguliert wie viele andere Tiere, deshalb fiel mir die Entscheidung damals recht leicht.“ Eine Entscheidung, die sie bis heute nicht bereuen sollte. So leben heute 40 Ziegen zeitgleich auf dem Biobauernhof „Bertelemühle“ und auch die Käserei hat sich in den vergangenen rund 20 Jahren zu einem ernstzunehmenden Betriebszweig entwickelt. Zum Sortiment gehören Frischkäse, Ziegencamembert und die beliebten Ziegentaler aus Ziegenweichkäse, die allesamt selbst gekäst und im Anschluss im eigenen Hofladen vertrieben werden – allerdings nur saisonal und das aus einem ganz bestimmten Grund. „Von November bis Februar haben unsere Ziegen ‚Betriebsruhe‘, weil sie in dieser Zeit trächtig sind und ihre Zicklein bekommen. Auf Frischkäse und Ziegencamembert müssen unsere Kundinnen und Kunden in dieser Zeit leider verzichten“, Schleier.
Hundert Damhirsche weiden außerhalb der Bertelemühle
Und auch wenn die Käserei in dieser Jahreszeit für kurze Zeit stillsteht, ist auf dem Hof ständig etwas Neues geboten. Dafür sorgen nicht nur mittlerweile 25 Gallowayrinder, acht Schweine, 20 Hühner, ein Esel und ein Pfau, sondern auch circa hundert Damhirsche, die das ganze Jahr über in einem weit abgesteckten Areal rund um die Bertelemühle weiden. Dabei profitiert der Biobauernhof davon, dass die angrenzenden Wiesen als Überschwemmungsgebiet der Günz gelten und dadurch nie als Baugebiete ausgeschrieben wurden. Mittlerweile werden die Hirsche sogar von Christian Schleier selbst geschossen, weiterverarbeitet und dann im eigenen Hofladen verkauft – und das durchaus mit großem Erfolg
Kathrin Schleier: „Sind kein Show- Hof oder Streichelzoo“
Über die Jahre hat sich eine echte Stammkundschaft entwickelt, die regelmäßig im Hofladen einkauft. Dabei profitiere man freilich auch von einem Wandel in der Gesellschaft, hin zu mehr Bioqualität bei der Lebensmittelwahl, weiß die Landwirtin und betont: „Auch wenn wir hier einen eigenen Hofladen betreiben, Ferienwohnungen vermieten und eine große Anzahl und bunte Vielfalt an Tieren beheimaten, sind wir kein Streichelzoo. Das vergessen die Leute immer gerne, wenn sie zu uns kommen. Wir sind kein Show-Hof mit ein bis zwei Tieren, sondern leben unseren Hof und unser Konzept, darauf sind wir wirklich stolz.“