Der ,,Wasserdoktor" und das Schwäbische Rom

Dass diese Stadt eine lange Geschichte besitzt und einst sogar einst Universitätsstadt war, lässt sich ganz wunderbar bei einem Spaziergang durch die historische Altstadt entdecken. Schloss Dillingen mit seinem malerischen Schlossgarten, das historische Rathaus, die einstige Universität, 1549 gegründet und heute weit über die Stadtgrenzen hinaus als Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung bekannt oder das Mittlere Tor, das letzte erhaltene Stadttor, sind allesamt Zeugnisse dieser langen und ereignisreichen Geschichte. Wer aufmerksam durch Dillingen geht, entdeckt auch schnell, dass es hier viele Kirchen und Klöster gibt. Auf Grund der Vielzahl an sakralen Bauwerke, wird Dillingen auch als „Schwäbisches Rom“ bezeichnet.

Hier hat außerdem eine Lehre ihren Ursprung, die vielen Menschen ein Begriff ist: In Dillingen, genauer gesagt an der nahe gelegenen Donau, hat vor über 170 Jahren Sebastian Kneipp das nach ihm benannte „Kneippen“ erfunden. Deshalb nennt man Dillingen außerdem „Wiege der Lehre Kneipps“. Im Wintersemester 1849/50 studierte Sebastian Kneipp an der Universität zu Dillingen. Der an Lungentuberkulose erkrankte Kneipp kurierte sich selbst durch seine Kaltwasseranwendungen, die auch heute noch eingesetzt werden.

Klar, dass es in Dillingen deshalb auch eine Kneippanlage gibt. Eine? Nein! Es sind sogar fünf Anlagen. Die älteste Wassertretanlage Dillingens ist die „Obere Quelle“ (Oberer Quellweg), zudem gibt es in Dillingen auch drei Naturkneippanlagen. Eine davon direkt an der Donau, eine weitere im Dillinger Stadtteil Steinheim „An der Hofmühle“ und die dritte im Stadtteil Schretzheim, direkt am Flüsschen Egau. Eine weitere Kneippanlage befindet sich im Taxispark, der übrigens nach dem Inhaber des Dillinger Chevaulegerregiments, dem Fürsten Thurn und Taxis, benannt wurde.

Von Kneippanlage zu Kneippanlage kann man auf den Spuren von Sebastian Kneipp durch Dillingen wandeln und ganz nebenbei das wunderbare Flair der historischen Stadt erkunden. Auch auf zwei Kneipp-Rundwegen kann man dem „Wasserdoktor“ folgen. Der kleine Rundweg beginnt und endet am historischen Rathaus in der Königsstraße und führt in rund 30 bis 45 Minuten durch die Dillinger Innenstadt.

Eine der neun Stationen ist das Stadt und Hochstiftmuseum (Hafenmarkt 11). Dort kann man sich in einer Sebastian- Kneipp-Ausstellung mit seinem Heilerfolg und dem Entstehen der Lehre beschäftigen.

Der zweite und mit einer Dauer von rund 90 Minuten auch längere Rundweg führt durch die Donauauen. Dort im Naherholungsgebiet „Auwald“ erinnern die Sebastian-Kneipp-Halle, der Kneipp-Gedenkstein bei der Donau und der Kneipp-Brunnen des Bildhauers Nida-Rümelin bei der Donaustaustufe an den berühmten „Sohn der Stadt“. Die Kneippanlage „Obere Quelle“ befindet sich auch in den Donauauen. Auf dem Trimm- Dich-Pfad, der ebenfalls durch den Auwald führt, kann man nebenbei auch noch etwas für seine Fitness tun.

Nur wenige Kilometer von Dillingen entfernt befindet sich das Schloss Höchstädt. Gebaut für Herzogin Anna thront Schloss Höchstädt hoch über der Donau: Ihr Witwensitz ist einer der wenigen erhaltenen Fürstensitze der Spätrenaissance nördlich der Alpen und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich, u. a. war es Kaserne, Krankenhaus und Altenheim. Bekannt wurde es durch die „Schlacht von Höchstädt“ 1704 im Spanischen Erbfolgekrieg, zu der es heute auch eine Dauerausstellung im Schloss gibt. Mittlerweile ist es im Besitz des Freistaates Bayern und erstrahlt seit der Renovierung in neuem Glanz.

Seit dem Jahr 2002 zeigt der Bezirk Schwaben im Schloss jährlich wechselnde interaktive Ausstellungen mit Kindheitsschwerpunkt. Daneben befindet sich der Rittersaal in Schloss Höchstädt, einer der besten Kammermusiksäle Schwabens. Das Schloss beherbergt außerdem das Museum Deutscher Fayencen und eine Ausstellung zur Baugeschichte des Schlosses.

Die Umweltstation mooseum in Bächingen an der Brenz, rund 20 Kilometer von Dillingen entfernt, ist eine Bildungseinrichtung für gemeinsames Erleben von Natur und Kultur für alle Generationen. Im mooseum steht das Entdecken der Umwelt und deren Zukunftsgestaltung an erster Stelle. Eine erlebnisorientierte Dauerausstellung vermittelt Wissen rund um das schwäbische Donautal.

Nach so viel Kultur wird es Zeit für einen typischen Dillinger Snack: Die Karlsbader Oblaten von Wetzel haben hier eine lange Tradition und werden auch vor Ort hergestellt. Ein Besuch im Werksverkauf in der Donaustraße 35 lohnt sich für Naschkatzen auf jeden Fall.