2. April 2023, 20:00
Donauliebe - Das Urlaubsmagazin

Malerische Donaustadt mit reicher Tradition

Die Apollo-Grannus-Tempelanlage Bild: Diana Hahn
Wer im Schwäbischen Donautal unterwegs ist, sollte auch einen Abstecher nach Lauingen machen. Die zweitgrößte Stadt im Landkreis
Dillingen liegt malerisch an der Donau und hat für Besucher*innen viel zu bieten. Egal ob die Interessen kulturhistorischer, technischer oder städtebaulicher Natur sind, hier ist für jeden etwas dabei.

Tempel und Türme

Die Römer haben das Schwäbische Donautal in vielerlei Hinsicht geprägt. Die Spuren dieser Zeit lassen sich bis heute in der Region entdecken. Zum Beispiel im Lauinger Stadtteil Faimingen. Dort befindet sich ein besonderes Relikt aus längst vergangenen Tagen: Die Apollo-Grannus- Tempelanlage. Mit rund 1.000 Quadratmetern handelt es sich bei
der Anlage um den größten römischen Tempelbau nördlich der Alpen. Die Anlage wurde in Teilen wieder hergestellt und der Öffentlichkeit in Form eines Freilichtmuseums zugänglich gemacht.

Bei den Grabungen wurde neben der doppelten Säulenhalle auch ein Podiumstempel mit Vorhalle und Rampe freigelegt. Darüber hinaus wurden die Fundamente benachbarter großer Gebäude an der Stelle gefunden, an der die auf Faimingen zielenden Römerstraßen in einem Forum zusammenliefen. 1981 gab es einen weiteren spannenden Fund im Zusammenhang mit der Tempelanlage: Unter der Pfarrkirche im benachbarten Gundelfingen fand man zwei römische Meilensteine mit dem Hinweis auf „Phoebiana“, den römischen Namen Faimingens. Dieser Fund gab zum einen Aufschluss über den Namen dieser großen römischen Siedlung, zum anderen über die Bedeutung der Anlage. Man geht davon aus, dass der Name des Tempels auf einer Verschmelzung der Namen des römischen Gottes der Heilkunst Apollo und des Quell- und Badegottes Grannus der Kelten stammt. Der Tempel kann ganzjährig und kostenlos besichtigt werden.

Nicht nur wegen der Tempelanlage lohnt sich ein Besuch in Lauingen, die auch den Beinamen „Stadt der Türme“ trägt - und das zurecht, ragen hier doch so einige hohe Bauten in den Himmel. Allen voran eines der Wahrzeichen der Stadt, der Lauinger Schimmel- oder Hofturm. 21 Jahre, von 1457 bis 1478, dauerte der Bau des Turms, der ursprünglich als Wachturm zur besseren Übersicht über das Umland dienen sollte. Der auf zwei Seiten freistehende Turm ist circa 54 Meter hoch. Zum Bau der Fundamente und des Untergeschosses wurden römische Quadersteine aus dem Kastell Faimingen verwendet. Die Wände des Turms zieren bunte Gemälde. Darunter auch das eines großen Schimmels.


Die Geschichte um den Namen des Turms und die Legende des Lauinger Schimmels kennt in der Albertus- Magnus-Stadt fast jedes Kind: Im unteren Brunnental kam zur Zeit des in Lauingen geborenen Gelehrten Albertus Magnus ein außergewöhnliches Fohlen zur Welt, aus dem ein gewaltiges Ross wurde. Niemand durfte sich ihm nähern, nur von einem kleinen Knecht ließ es sich pflegen und reiten, heißt es in der Sage. Einmal wurde der Lauinger Bürgermeister plötzlich schwer krank. In der ganzen Stadt war aber kein Arzt. In der Not dachte man an den heilkundigen Pater Severin in Donauwörth. Der Knecht bot an zu helfen und den Pater zu holen. So schwang er sich auf den Schimmel und machte sich auf den Weg. Ein mit Heu beladener Wagen versperrte das Stadttor in Richtung Dillingen. Schnell besonnen riss der Knecht sein Pferd zur Seite, feuerte es an und mit einem gewaltigen Sprung schafften es Ross und Reiter über die Stadtmauer und den Graben. In wildem Galopp ritt der Knecht nach Donauwörth, nahm den Klosterbruder hinter sich aufs Pferd und ritt zurück. Die Hilfe kam noch zur rechten Zeit, der Bürgermeister wurde gerettet. Zum dauernden Gedenken ließen die Lauinger das Bild des Wundertieres an den Hofturm malen.

Den Schimmelturm können Besucher* innen nicht nur von außen bestaunen. Er kann auch bestiegen und eine fantastische Aussicht genossen werden. Neben dem Schimmelturm erheben sich in Lauingen zahlreiche weitere Türme. Ganze elf Kirchtürme, die Hicret-Moschee und auch ein Wasserturm findet man über die Stadt verteilt. Jeder Turm bringt dabei seine eigene Geschichte mit sich und macht einen Besuch in Lauingen lohnenswert.

Blick auf Lauingen Bild: Diana Hahn

Landmaschinen – made in Lauingen

Auch das Herz von Fans von Landmaschinen und Agrartechnik lässt Lauingen höherschlagen. Denn die Produktion von Landmaschinen hat hier eine lange Tradition. Alles begann mit Michael Ködel, der 1870 eine mechanische Werkstatt gründete und wenige Jahre später einfache Landmaschinen produzierte. 1890 wurde dort mit der Produktion von Dreschmaschinen begonnen. 1909 übernahm sein Sohn Wilhelm zusammen mit dem Schwiegersohn Paul Böhm die Firma.

In den 1930er-Jahren entstand so in Lauingen die größte Dreschmaschinenfabrik Europas. 1940 begann die Firma unter dem neuen Namen Ködel & Böhm mit der Entwicklung des ersten Mähdreschers. 1970 erwirbt Deutz-Fahr das Lauinger Unternehmen und verlagert die gesamte Mähdrescherproduktion nach Lauingen. Deutz-Fahr gehört heute zum italienischen Hersteller SDF (vormals SAME Deutz-Fahr).

Die Marke ging aus dem Landtechnik-Bereich der Klöckner- Humboldt-Deutz AG (KHD) und dem traditionsreichen Traktorenhersteller Deutz und Fahr hervor. Seit 1995 gehört Deutz-Fahr zur italienischen SAME-Gruppe. 1996 wurde die Produktion von Traktoren von Köln nach Lauingen verlagert. Seit 2002 werden in Lauingen nur noch Traktoren produziert. 2017 erfolgte ein großer Schritt: In Lauingen wird das Deutz Fahr Land eröffnet, das modernste Traktorenwerk Europas.

Hier werden Hochleistungstraktoren ab 130 PS für den Weltmarkt gefertigt. In der Deutz-Fahr Arena, nur wenige Meter weiter, gibt es die aktuellen Modelle zu bestaunen. Einen Einblick in die Geschichte gibt es im Deutz- Fahr Museum. Angefangen beim ersten in Serie gefertigten Deutz-Traktor, dem MTH 222 aus dem Jahr 1927, bis zum ersten Agrotron, sind dort alle Meilensteine der Firmengeschichte zu sehen. Für die kleinen Besucher*innen gibt es einen eigenen Kinderbereich. 

 

Blunz Blauz Hei Hei – In Lauingen sind die Narren los

Nicht nur Landmaschinen haben in Lauingen Tradition, sondern auch die Fastnacht. Denn Lauingen ist eine der
Faschingshochburgen in Schwaben. So ist der Lauinger Narrensprung, bei dem die alemannische-schwäbische Fastnacht gepflegt wird, indem verschieden Faschingszünfte in ihrem jeweiligen „Häs“, also ihrem Faschingsgewand in einem Umzug durch die Straßen ziehen, weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt.

Er zählt zu den schönsten und größten Umzügen dieser Art in Süddeutschland. Außerdem gibt es hier ein Fastnachtsmuseum samt Fastnachtsarchiv in dem sogar zum Thema Fastnacht geforscht werden kann. (pm)