Bild: Stadt Donauwörth / Kirsten Göbner
Malen, das wollte die Künstlerin Annemarie Kruse schon seit früher Jugendzeit. Die Sonderausstellung des Käthe-Kruse-Puppen-Museums Donauwörth zeigt einen breiten Überblick über ihr künstlerisches Werk.

Ihr Vater Max Kruse war nicht grundsätzlich der Meinung, dass den Frauen die Kunst gegeben sei und versuchte seine Tochter dahingehend zu beeinflussen, einen kunsthandwerklichen Beruf zu ergreifen. Aber Annemarie „wollte ja malen“, wie sie es selbst in ihren Erinnerungen formulierte, die sie als 80-Jährige verfasste.

Ihr ganzer Lebensweg bis ins hohe Alter ist geprägt von entbehrungsreichem Existenzkampf, schweren Schicksalsschlägen aber auch von der ungebrochenen Lust am Malen. Auf der Suche nach dem ihr eigenen Weg weigerte sie sich beharrlich, zeitgemäßen Kunstrichtungen oder dem Zeitgeschmack zu folgen, sie blieb der gegenständlichen Darstellung ihrer Motive und der an den französischen Impressionismus angelehnten Malweise treu. Ihre Porträts fühlen der Persönlichkeit der wiedergegebenen Person nach und ihre Landschaften vermitteln sinnlich-sensible Eindrücke des Gesehenen und Erlebten in der Natur.

Eine kunsthistorisch orientierte Ausstellung im Käthe-Kruse-Puppen-Museum mag verwundern. Es gibt aber direkte Bezüge zur Manufaktur der weltbekannten Puppengestalterin. Annemarie Kruses erster Ehemann Igor von Jakimow schuf Kopfmodelle für die Puppe VIII und die Puppe XII, zwei Puppen, die sich von Verkaufsbeginn in den Jahren 1929 und 1930 bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Das Künstler-Ehepaar arbeitete zeitweise auch in der Manufaktur bei der Herstellung der Puppenstuben-Figuren. Annemaries Sohn Erasmus und Friedebald, ein Sohn von Käthe Kruse waren von Kindertagen an eng befreundet, Friedebalds Porträt, von Igor von Jakimow geschaffen, diente sogar als Vorlage für den Puppenkopf der Puppe VIII.

Darüber hinaus bestanden intensive Kontakte zu Künstlerinnen und Künstlern der Berliner Secession wie Käthe Kollwitz, Julie Wolffthorn, Max Liebermann oder die Brüder Paul und Bruno Cassirer und vielen weiteren Künstlerinnen und Künstlern, mit denen Annemarie Kruse über viele Jahre freundschaftlich verbunden war, wie Ida Gerhardi, Hermann Huber, dem Ehepaar Purrmann, Friedrich Ahlers-Hestermann oder mit Ihrer Jugendliebe Gerhard Marcks. Schon in Kinderjahren erlebte Annemarie regelmäßige Treffen von bekannten Persönlichkeiten der Berliner Kunst im Haus des Onkels Oskar Kruse, der später auf Hiddensee in der Lietzenburg lebte, wo auch Thomas Mann oder Gerhart Hauptmann zu Gast waren.

Die Sonderausstellung zeigt einen breiten Überblick über das künstlerische Werk von Annemarie Kruse, von Jakimow-Kruse später Kirchner-Kruse und erklärt die weit gestreuten und vielfältigen Freundschaften und Bekanntschaften im Umkreis der Familie Kruse, die für die Malerin prägend waren und die sie selbst in ihrer Autobiografie „Erinnerungen“ erwähnt. So ist diese Sonderausstellung nach der umfassenderen Präsentation „Die Kruses - Eine geniale Künstlerfamilie und ihr Freundeskreis“ im Jahr 2016 ein weiterer Baustein, dieses Beziehungsgeflecht um die Familie Kruse zu erforschen und der Öffentlichkeit vorzustellen. (pm)