Am vergangenen Donnerstag wurde kurzfristig noch ein weiterer Punkt auf die Tagesordnung gesetzt. Die Firma Netto Marken-Discount war an die Stadt Donauwörth heran getreten um einen Teil des TKSV-Sportgeländes zu kaufen, um dort einen neuen Markt zu errichten. Dafür will der Konzern den Standort in der Kapellstraße schließen. Mit 4 zu 20 Stimmen wurde das Vorhaben vom Stadtrat abgelehnt.
Donauwörth - Die Fläche, welche von der Firma Netto ins Auge gefasst wurde umfasst rund 6.500 Quadratmeter an der Augsburger Straße. Als Gründe für den neuen Standort führt das Unternehmen die schwierige Situation mit dem Lieferverkehr sowie den schlechten baulichen Zustand des Objekts an. Doch bereits zu Anfang machte die Stadtverwaltung durch Herrn Strasser vom Liegenschaftsamt deutlich, dass das Staatliche Bauamt massive Änderungen an der Zufahrt fordern würde, um den Markt zu realisieren. "Die Liefersituation würde sich nicht entscheident verändern." Dann äußerten sich die Fraktionen. Wolfgang Fackler erklärte, dass das Thema bereits ausgiebig behandelt wurde. "Auf der einen Seite sehen wir viele Gründe, warum die Fläche nicht geeignet ist. Auf der anderen Seite befürchten wir, dass der Nettomarkt komplett verloren geht." Fackler schlug vor, auch andere Flächen zu diskutieren. "Wir haben beispielsweise in der Zirgesheimer Straße eine Turnhalle, deren Zukunft ungewiss ist. So würde man keine neuen Flächen versiegeln. Stand jetzt könnten wir den Standort beim TKSV aber auch befürworten", so Fackler.
Deutlich anders sah das Brigitte Kundinger-Schmidt, die für die SPD sprach. "Wir standen dem Thema von Anfang an negativ gegenüber. In unseren Augen haben wir genügend Möglichkeiten in der Stadt Lebensmittel zu kaufen und wir sollten uns nun nicht von Netto mit einem möglichen Leerstand erpressen lassen. Die Fläche nun zu einem Schleuderpreis an Netto zu verkaufen, halten wir für das falsche Signal." Sie brachte einige Alternativen für die Fläche ins Gespräch. "Wir suchen bereits einen neuen Standort für die Stadtgärtnerei und auch der Bauhof wird immer wieder neu diskutiert. Da wären das geeignete Standorte. Eine andere Nutzung wäre die Einrichtung einer Park & Ride-Anlage. Wir stimmen gegen einen Verkauf", so Brigitte Kundinger-Schmidt.
Ähnlich sah es auch Dr. Ralf Loitzsch von der PWG/FW-Fraktion: "Wir stimmen ebenfalls mit Nein. Der aktuelle Standort von Netto ist gut und lukrativ. Die möglicherweise negativen Auswirkungen durch die Bewohner der Erstaufnahmeeinrichtung liegen nicht in unseren Händen. Zudem sehen wir nicht, dass das Verkehrsproblem besser wird. Andererseits darf man die Stadtteile Nordheim/Auchsesheim und Zirgesheim nicht vernachlässigen. Deswegen sollten wir weitere Standorte für Supermärkte diskutieren."
Auch Albert Riedelsheimer äußerte sich für seine Fraktion kritisch. "Wir wollen mit einer möglichen Zusammeile kein neues Verkehrschaos schaffen. Außerdem produzieren wir Leerstand und versiegeln neue Flächen. Wenn wir uns im Gremium für weitere Supermärkte entscheiden sollten, dann sollten wir auch andere Ketten ansprechen und Angebote einholen."
Raimund Brechenmacher (EBD) schloss sich seinen Vorrednern an. "Das Netto ist der einzige Supermarkt im Zentrum. Der Wegzug würde der Innenstadt schaden. Wir sehen für das Gelände eine andere Zukunft und stimmen mit Nein.
Josef Reichensberger von der Gruppe AB/JB bezeichnete den möglichen Verkauf als einen Witz. "Gemeinsam mit der CID wollen wir die Innenstadt stärken und das wäre genau das falsche Signal. Mit dem Wegzug von Netto würden wir Öl ins Feuer gießen und die Nahrungsversorgung in der Innenstadt verschärfen. Was man aber diskutieren kann, ist die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes in Nordheim. Aber nicht auf diesem Filetstück. Wir stimmen mit einem deutlichen Nein."
Gustav Dinger äußerte Verständnis für beide Seiten. "Ich bin mir sicher, dass wir die Verkehrssituation in den Griff bekommen würden. Im Rahmen einer Ertüchtigung könnten auch die beiden Brücken hier saniert und sicherer gemacht werden. Auf der anderen Seite steht die Schwächung der Innenstadt. Das sind für mich klare Argumente dagegen."
Zuletzt wurde Armin Eisenwinter von der CSU das Wort erteilt. Er äußerte sich deutlich anders, als seine Vorrender. "Es geht hier um die Grundversorgung der Innenstadt und der Zirgesheimer Straße. Hier leben sozial schwache Menschen, die auf den preisgünstigen Nettomarkt angewiesen sind. Deren Versorgung setzen wir durch eine mögliche Ablehnung aufs Spiel. Entscheiden wir uns dagegen droht der Stadt eine Versorgungslücke." Diese Meinung sorgte für eine kurzfristige Diskussion, die von Armin Neudert jedoch direkt unterbunden wurde.
Bei der abschließenden Abstimmung votierten lediglich vier Mitglieder der CSU-Fraktion für den Verkauf der Fläche. Dagegen stimmten 19 Mitglieder des Stadtrats dagegen. Günther Schwendner war entschuldigt und stimmte nicht mit ab.
Info
Noch im November 2017 hatte Netto dementiert, dass es den Standort in der Kappellstraße aufgeben möchte. Den Artikel findet ihr unter folgendem Link: https://www.donau-ries-aktuell.de/donauwoerth-netto-filiale-bleibt-bestehen/