Im Laufe der mehr als 100-jährigen Geschichte der Puppenmanufaktur Käthe Kruse gab es neben der berühmten "Puppe I" oder dem "Däumlinchen" ein Modell, das sich besonders großer Beliebtheit erfreute: Es ist die "Puppe VIII", später auch nach ihrer Größe als „die 52er“ bezeichnet. Käthe Kruse selbst aber nannte sie in ihrer Autobiografie „die Puppe Friedebald“.
Dieses Puppenmodell ist das Einzige, das nach dem Porträt eines der Kinder von Käthe Kruse gestaltet wurde. Friedebald wurde 1918 als sechstes von sieben Kindern des Ehepaares Käthe und Max Kruse geboren. Die Porträtbüste schuf der Bildhauer und Schwiegersohn von Käthe Kruse, Igor von Jakimow, im Jahr 1922.
Die Sonderausstellung zeichnet den Weg der Entstehung und Entwicklung der "Puppe VIII" nach. Zunächst diente das Friedebaldporträt als Vorlage für Kinder-Schaufensterfiguren und kurze Zeit später nochmals für das „deutsche Kind“, eines von vier Dioramen mit „europäischen Kindern“, die vom Kaufhaus des Westens (KaDeWe) in Berlin für eine Präsentation in Auftrag gegeben wurden. Für die Gestaltung der Szenen betraute Käthe Kruse ihre Tochter Sofie (1904-1989), die aus dem 1921 erschienenen Bildband „Kinderbildnisse der europäischen Malerei“ schöpfte.
Als Vorlage für die Kleidung des deutschen Kindes wählte sie das 1834 entstandene Gemälde „Des Künstlers Tochter Emma“ von Julius Hübner (1806-1882). Für die Dioramen wurden erstmals Käthe Kruse Puppen mit echten Haaren ausgestattet, bis dahin waren die Köpfe gemalt. Allein diese Veränderung erforderte den Einsatz weiterer Gewerke vom Perückenknüpfen bis zum Frisieren.
Darüber hinaus erläutert die Ausstellung die schnelle technische Entwicklung der Puppenkörper im Jahr 1929, vom fest an den Körper angenähten Kopf bis zum drehbaren Kurbelkopf, den sich Käthe Kruse patentieren ließ. Es werden alle Personen vorgestellt, die kreativ an der Erschaffung der Puppe beteiligt waren und viele Modelle aus der langen Geschichte der Manufaktur präsentiert, die in Bad Kösen beheimatet war und seit 1946 in Donauwörth ansässig ist.
Eine Besonderheit stellen die wenigen Jahre der „Kösener Künstlerpuppen“ des VEB Puppenwerkstätten Bad Kösen in der ehemaligen DDR dar. Die vielen Variationen der "Puppe VIII", wie die 35 Zentimeter große "Puppe IX", das "schlanke Enkelkind" oder der kuriose „Eierkopf“ vervollständigen die Ausstellung.
Das Käthe-Kruse-Puppen-Museum Donauwörth kann auch durch die im Jahr 2014 übernommene Sammlung von Tiny Riemersma zum größten Teil aus dem eigenen Bestand schöpfen. Ganz besondere Exponate sind Leihgaben aus dem deutschen Spielzeugmuseum Sonneberg, dem Archiv der Käthe Kruse Manufaktur und weiteren Leihgebern. Die absolut einzigartige Puppe „Emma“ aus dem Jahr 1929 wurde aus dem Familienbesitz Hübner zur Verfügung gestellt. Das wertvollste Ausstellungsstück stammt aus dem Museum Georg Schäfer in Schweinfurt: Das Gemälde „Des Künstlers Tochter Emma“, das als Vorlage für das "deutsche Kind" des Dioramas diente. Viele weitere Leihgaben aus privaten Sammlungen und aus dem Besitz der Nachkommen der Familie Kruse runden die Präsentation ab.
Die Sonderausstellung im Käthe-Kruse-Puppen-Museum in Donauwörth ist vom 9. Novemer 2019 bis 1. März 2020, Donnerstag bis Sonntag, von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Vom 25. Dezember 2019 bis 6. Januar 2020 kann man die Ausstellung täglich von 14 bis 17 Uhr besuchen. Führungen am 26. Dezember 2019 und 6. Januar 2020 werden um 15 Uhr angeboten.
Weitere Informationen erhalten Sie unter www.kaethe-kruse-puppenmuseum.de oder www.donauwoerth.de. Führungsanmeldungen sind möglich unter Telefon 0906/789-170 oder E-Mail museen@donauwoerth.de (pm)