Wie wichtig die Unterstützung der Politik für die Handwerksbetriebe ist, gaben die Innungs-Obermeister dem Dillinger Landrat Markus Müller und dem Donau-Rieser Landrats-Stellvertreter Erwin Seiler mit auf den Weg. Bei der Mitgliederversammlung der Kreishandwerkerschaft Nordschwaben in Dillingen bekamen die Landkreisvertreter einen Einblick, was die Handwerker derzeit bewegt, nachdem Corona viel auf den Prüfstand gestellt hat und die Energiekrise eine Verschärfung der Lage erwarten lässt.
Kürzlich, bei der Klausurtagung der Freien Wähler in Nördlingen nutzte Kreishandwerksmeister Werner Luther die Chance, Ministern und Landtagsabgeordneten die derzeitige Situation der Handwerksbetriebe klarzulegen. Dabei gab der Nördlinger zu bedenken: „Wir bilden aus und dann holt die Industrie die Fachkräfte, das tut uns weh!“ Sie fehlen auch in den Hochschulen, wo Führungskräfte ausgebildet werden. Dabei bietet sich denjenigen, die sich für einen Handwerksberuf entscheiden und gut darin sind, sämtliche Möglichkeiten der Weiterqualifizierung bis zum Meisterbrief, der von der Wertigkeit her dem Studienabschluss des Bachelors gleichgesetzt ist. Und damit haben sie als begehrte Fachkräfte beste Verdienstmöglichkeiten bis hin zur Gründung des eigenen Betriebs.
Wie wichtig das Handwerk ist, stellte Dillingens Landrat Müller bei seinem Grußwort heraus. Er dankte der Innung, die als Interessensvertretung unverzichtbar sei, da sie sich in den demokratischen Prozess einbringe. Außerdem lobte er das vielfältige Engagement. Zum Beispiel wenn junge Leute beim Praktikum in den Betrieben gut betreut werden. Der Dillinger Landrat bescheinigte den Obermeistern: „Sie bilden in tollen, modernen Berufen aus, bringen die Innovation voran und beleben die Marktwirtschaft.“ Dass die Ernährungssicherung nicht mehr so selbstverständlich sei, wie alle gemeint haben, befürchte auch er angesichts der Energiekosten, was großpolitische Unterstützung erfordere.
Erwin Seiler weiß ebenfalls um die Notwendigkeit, bei Ausschreibungen die Bürokratie abzubauen. Doch er wirbt auch für Verständnis, dass gewisse Vorgaben eingehalten werden müssen. In den nächsten Jahren sieht er das Problem, die Zahl der Arbeitskräfte der starken Jahrgänge, welche demnächst in Rente gehen, mit dem vorhandenen Nachwuchs auszugleichen. Die Politik unterstütze, soweit es in ihrer Macht stünde. Dabei verwies er darauf, dass die Zimmerer künftig in Donauwörth die Berufsschule besuchen können und nicht mehr nach Immenstadt müssten.
Obwohl von der Politik stets versprochen werde, die Bürokratie abzubauen, erleben die Handwerker das anders. Werner Luther erläuterte: „Meist wird rein nach Paragrafen entschieden, welche Unterlagen gefordert werden. Der gesunde Menschenverstand wird aus Angst vor Fehlern ausgeschaltet.“ Die Innungs-Obermeister gaben den Landräten direkt eine Lösungsmöglichkeit mit: Bauvorhaben auf Landkreisebene könnten bei den Ausschreibungen in kleinere Einheiten aufgeteilt werden. So hätten mehr Betriebe aus der Region die Möglichkeit, das auf lange Sicht wirtschaftlichere Angebot abzugeben. Nicht das billigste, bei dem die Qualität keine Rolle spiele. (pm)