Manche Menschen pustet ein Lüftchen um, andere trotzen Orkanen. Resilienz nennt die Wissenschaft schon seit den 1950er Jahren jene Widerstandsfähigkeit, die Menschen durch Krisen führt und ein gutes Selbstwertgefühl entwickeln lässt.
Widerstandsfähigkeit können Kinder und Jugendliche lernen, und ein schützendes Umfeld der Kinder kann aufgebaut werden. Aber wie kann das gelingen? Wie können Fachkräfte in Kindertagesstätten, Schule und Hort Resilienz fördern und schützende Faktoren im Leben und der Entwicklung von Kindern installieren? Hier setzt das Präventionskonzept Resi+ an.
Auftaktveranstaltung in Donauwörth
An der Auftaktveranstaltung zum Projekt Resi+ am 20.10.2022 im Landratsamt Donau-Ries nahmen insgesamt 48 Vertreterinnen und Vertreter verschiedener sozialer Einrichtungen teil: Bürgermeister, Träger, Einrichtungsleitungen und ihre Stellvertreter, pädagogische Mitarbeitende, Elternbeiräte, Vertreter der Polizei, der schulvorbereitenden Einrichtung und des Frauenhauses informierten sich über die Inhalte und die Durchführung des Präventionskonzepts.
Im Verlauf des Nachmittags stellten Frau Prof. Pfeffer, Prof. Storck und Frau Carl von der TH Nürnberg neben den Inhalten auch Evaluationsergebnisse und Materialien des Konzepts ReSi+ vor, das sich an Kindern, Eltern und pädagogischen Fachkräften in den Kitas und auch an regionale Fachstellen richtet.
Die Initiative zur Umsetzung des Programms Resi+ im Landkreis Donau-Ries ging von der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung Donauries der Kath. Jugendfürsorge aus. Die Bereichsleitung Frau Cornelia Blässing und ihre Mitarbeiterin Frau Christiane Schuler, die für die Fachstelle gegen sexuelle Gewalt im Landkreis Donau-Ries zuständig ist, stellten den Kontakt zur Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm her.
Am Projekt „ReSi - Resilienzförderung und Prävention sexualisierter Gewalt“ und der Evaluierung sowie Weiterentwicklung des Bausteins zur Prävention häuslicher Gewalt nahmen im vergangenen Kindergartenjahr bereits 10 Einrichtungen aus dem Landkreis Donau-Ries erfolgreich teil. Im Verlauf der Veranstaltung berichtete die Leitung vom „Haus für Kinder“ der Katholischen Jugendfürsorge in Nördlingen, Frau Miehling, von den Erfahrungen im Rahmen der Umsetzung des Programms und ermunterte die anwesenden Einrichtungen, teilzunehmen. Frau Schuler referierte über die Erkenntnisse in der Zusammenarbeit mit den beteiligten Kindergärten, von den Teamschulungen und zahlreichen Elternabenden.
Die Bedeutung und die Wichtigkeit des Kinderschutzes vor Gewalt betonte Landrat Stefan Rößle in seinem Grußwort. „Die Förderung der persönlichen Widerstandskraft und der Schutz der Kinder vor sexuellen Übergriffen und häuslicher Gewalt ist wichtiger Bestandteil der Elementarpädagogik und gewinnt gerade in ungewissen Zeiten immer mehr an Bedeutung“, so Landrat Rößle. Er bedankte sich bei allen Teilnehmenden für ihr Engagement und würde sich freuen, wenn das Programmangebot auf eine breite Nachfrage stößt.
Umsetzung in Kindertagesstätten
Der Zusammenhang zwischen Gewalterfahrungen in der Kindheit und Gewaltbetroffenheit im späteren Leben ist bekannt. Umso wichtiger ist es, die Prävention schon in Kindertagesstätten zu stärken und so auch Erzieherinnen und Erzieher sowie die Eltern zu erreichen.
Im Jahr 2020 wurden laut polizeilicher Kriminalstatistik 148.031 Personen Opfer von partnerschaftlicher Gewalt. Kinder aus diesen Haushalten können das in verschiedenen Formen miterleben, ob als Zeuginnen und Zeugen oder indem sie selbst Gewalt erfahren – Erlebnisse, die häufig traumatisierend sind.
Da Gewalterfahrungen in der Kindheit und Gewaltbetroffenheit im späteren Leben oft in Zusammenhang stehen, ist eine frühzeitige Prävention umso wichtiger. Gerade Kindertageseinrichtungen sind besonders geeignet, um eine große Anzahl an Kindern und Eltern in ihrer zentralen Lebenswelt zu erreichen.
Hier setzen Prof. Dr. Simone Pfeffer und Prof. Dr. Christina Storck von der Fakultät Sozialwissenschaften der TH Nürnberg an. Mit ihrem Präventionskonzept „ReSi+ Resilienzförderung und Prävention sexualisierter und häuslicher Gewalt in Kindertageseinrichtungen“ möchten sie ein Konzept in die breite Praxis bringen, um zu einer strukturellen Stärkung von Prävention häuslicher und sexualisierter Gewalt beizutragen. Unterstützt werden sie dabei von der Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention und dem Bundesministerium der Justiz.
Durch Praxismaterialien und Fortbildungen werden die Erzieherinnen und Erzieher darauf vorbereitet und unterstützt, das Präventionskonzept in ihrer pädagogischen Arbeit mit Kindern praktisch umzusetzen „Wir möchten Kinder dabei unterstützen, grundlegende Kompetenzen zu entwickeln, um ihre belastenden Gefühle und Erfahrungen mitteilen und bewältigen zu können. Sie sollen lernen, über belastende Gefühle zu sprechen, Grenzüberschreitungen wahrzunehmen und sich Hilfe zu holen“, erläuterte Prof. Dr. Christina Storck. (pm)